40. Tag (Sonntag, 09. Oktober 2023)

Unser erster Tag in Tokio ging eigentlich komplett für die Anfahrt drauf. Wir sind gegen 18 Uhr am Bahnhof in Tokio angekommen. Vor Ort waren wir erst einmal sehr erschlagen von den Menschenmassen und brauchten eine Weile, um uns zurechtzufinden und die richtige Ubahn zu unserer Unterkunft zu finden. Es stellte sich heraus, dass wir erst das Bahnhofsgebäude komplett verlassen mussten, um draußen ein Ticket für die Ubahn kaufen zu können. Echt umständlich und kompliziert! So kennen wir Japan ja gar nicht! 

Aber Metropolen bringen eben genau so etwas mit sich. Durch die Größe wird es irgendwann unübersichtlich und hier im Gewusel der Bahnhöfe sucht man die japanische Höflichkeit und Achtsamkeit auch vergeblich. Da wird man knallhart durchgeschoben und angerempelt. Ich glaube als Tourist hat man in Tokio sowieso schon lange keinen Sonderstatus mehr. Wir haben alleine 80 Touristen am Bahnhof vom Zuggleis zur Ubahn gesehen! Wir fallen hier  definitiv nicht mehr auf! 

Bis wir alle Ubahnen und Ticketschalter gefunden hatten, inklusive Fahrtzeit, waren gute 1,5 Stunden vergangen, bis wir endlich bei der Unterkunft ankamen. Dort stand dann ein verzweifeltes Pärchen vor uns an der Eingangstür und hatte wohl Schwierigkeiten damit, den Schlüssel aus der Schlüsselbox zu bekommen. Der Mann hing schon an seinem Handy als wir kamen und telefonierte anscheinend mit dem japanischen Kundendienst, der versuchte, ihn irgendwie durch das Programm zu lotsen. Wir sahen uns nur panisch an und dachten bloß: „Bitte nicht! Was wenn es bei uns auch nicht funktioniert! Wir wollen doch bloß endlich in die Unterkunft!“

15 Minuten später hatten die beiden endlich den Schlüssel und wir waren an der Reihe. Wir hatten uns bereits vorher online eingecheckt. Bei dieser Unterkunft musste man auch so ziemlich alles angeben: Alle Personalien, die Unterkünfte die man davor und danach besucht, Heimatadressen, Arbeitsverhältnis, ein Foto vom Reisepass usw.. Dasselbe mussten wir auch noch für Chris ausfüllen, obwohl ich die Unterkunft auf meinen Namen gebucht hatte. 

Vor Ort mussten wir das Alles noch einmal auf einem Bildschirm bestätigen und Fotos von uns machen, bis wir dann endlich den Code für die Schlüsselbox bekamen. Den Schlüssel musste man wiederum ums Eck in eine schwarze Sicherheitsbox stecken, um die Eingangstür zu öffnen. Ihr könnt euch vermutlich vorstellen, wie lange das Ganze gedauert hat, wie lange wir gebraucht haben, um es zu checken und wie gut unsere Laune danach war 😉

Irgendwann waren wir dann aber doch mit unserm ganzen Gepäck in der Wohnung! Sie ist wirklich sehr hübsch und super modern eingerichtet! Auch das Bad ist für japanische Verhältnisse sehr geräumig und schön. Das entschädigt dann doch ein wenig den komplizierten Check- In Prozess. Wir haben erstmal ausgepackt, eingekauft, geduscht und uns häuslich eingerichtet. Hier verbringen wir die nächsten 14 Tage und sind damit so lange an einem Ort wie noch nie bisher. Es hilft auf jeden Fall dabei, die Dinge etwas ruhiger anzugehen und sich selbst keinen Stress zu machen. Wir wissen, wir haben genug Zeit um alles zu machen und zu sehen, was uns in Tokio interessiert.

41. Tag (Montag, 10. Oktober 2023)

Da der Wetterbericht für heute nur Regen angesagt hat und die nächsten zwei Wochen aber sehr schön und sonnig werden sollen, haben wir es erstmal ruhig angehen lassen. Nach einem ausgiebigen Frühstück haben wir ein bisschen Pläne geschmiedet, was wir die nächsten Tage so machen wollen. Leider hat sich herausgestellt, dass man manche Dinge nicht buchen kann. Das Ghibli – Museum, in das ich so gerne gehen wollte, ist anscheinend immer schon Monate im Vorraus ausgebucht und die Karten innerhalb von Minuten ausverkauft. Das wird also leider nichts mehr. Als Schlechtwetter Alternative hatten wir uns überlegt, nochmal in eine Team Labs Ausstellung gehen (wir waren in der in Osaka im botanischen Garten und in Tokio gibt es auch nochal eine, aber im Gebäude und mit anderen Themen). Für den gleichen Tag ist hier aber auch schon mal gar nichts zu kriegen. Wir haben gerade noch so Tickets für einen Zeitslot am Mittwoch Abend ergattern können. Wir merkten schnell, dass wir hier auf jeden Fall frühzeitiger planen müssen und besser schon Tickets reservieren, denn in Tokio scheint alles schon ausgebucht zu sein. Wir haben dann erstmal alle Eintritte für die nächsten Tage gecheckt und uns genauer überlegt, was wir wann machen wollen.

Nachmittags sind wir dann Richtung Shinagawa aufgebrochen und haben uns zum Abendessen für Kaiten Sushi entschieden! Die japanische Form des Running Sushi, wie wir es in Deutschland kennen. Hier funktoniert nur alles etwas anders. Dank Touchscreen mit Bildern ist es aber selbst auf japanisch möglich, zu bestellen. Entweder nimmt man etwas vom Band, was so an einem vorbei fährt, oder man bestellt sich Sushi nach Wahl. Das kommt dann auf einem zweiten, schnellen Band direkt zum Platz geschossen. Die leeren Teller schiebt man in einen Schlitz am Tisch und nimmt so an einem Gewinnspiel teil. Nach 5 Tellern läuft ein kleiner Anime auf dem Bildschirm und zeigt an, ob man was gewonnen hat. Chris hatte tatsächlich einen Gewinn! Eine Plastikkugel ist aus einem Automaten über seinem Platz heraus gerollt. Darin befand sich ein Button zum Anstecken. War eine coole Erfahrung und wir waren am Ende auf jeden Fall pappsatt und happy.

42. Tag (Dienstag, 11. Oktober 2023)

Wir sind heute ins Zentrum Tokios gefahren und haben uns gleich hoch hinaus gewagt. Genau gesagt 450 Meter hoch! Wir haben den Tokio Skytree besucht und damit das dritthöchste Gebäude der Welt. Wir dachten, in Kuala Lumpur sei es schon hoch gewesen, aber der Ausblick heute war noch spektakulärer. Das Wetter war auch super und bis abends nur sonnig. Unser erster Stopp auf 350 Metern Höhe war schon toll. Hinter riesigen Panoramafenstern kann man in alle Himmelsrichtungen sehen. Hier wurde uns auch erst so richtig bewusst, wie riesengroß Tokio eigentlich ist. Im Ballungsraum Tokio leben über 37 Millionen Menschen. Das macht sie zur derzeit größten Stadt der Welt. Kein Wunder, dass wir von diesem hohen Turm aus nur Gebäude gesehen haben, so weit das Auge reicht! Anschließend haben wir uns auf die höchste Plattform in 450 Metern Höhe gewagt. Dort kann man über zwei Etagen den sogenannten „Air Walk“ laufen. Einen 110 Meter langen Glasgang, der die beiden Etagen verbindet. Wirklich ein tolles Erlebnis, von dem wir uns gar nicht so viel versprochen hatten und damit umso mehr überrascht wurden.

Nach dem Höhenrausch gab es erstmal eine kleine Kaffeepause mit Planung des nächsten Zieles. Auf dem Weg kamen wir noch an einem Ghibli Fanartikelladen vorbei. Ich konnte einfach nicht wiederstehen! Die Ghiblifilme von Schöpfer Hayao Miyazaki sind sowas wie das japanische Disney. Viele kennen die Filme „Chihiros Reise ins Zauberland“ oder „Prinzessin Mononoke“. Totoro, ein süßes pelziges Tier aus einem der ersten Ghibli Filme, ist quasi Wappentier von Japan und hier neben Hello Kitty und Pokemon in wirklich jedem Souvenirshop zu finden. Ich habe als Kind und Jugendliche alle Filme gesehen und bin seitdem Fan von der Detailverliebtheit der Zeichnungen. Da wir das Ghibli Museum ja leider nicht besuchen können, (seit 3 Monaten sind alle Karten restlos ausverkauft), war der kleine Fanshop zumindest ein Trost. Da wir leider keine Souvenirs mitnehmen können, denn die Rucksäcke sind ziemlich voll, hat uns Chris Anstecker gekauft (Er ist mittlerweile auch Fan!). Die wiegen ja nun wirklich nicht viel und sind eine schöne Erinnerung.

Weiter ging es zu Fuß über den Sumida Fluss ins Viertel Asakusa. Dort gibt es neben Straßen, die ganz dem historischen Edo nachempfunden sind, auch viel Kunsthandwerk zu bestaunen. Mittendrin liegt der Asakusa Schrein, ein Shinto Schrein mit buddhistischem Tempel. Es gibt dort diverse Tore, Hallen und eine fünfstufige Pagode zu bestaunen. Die Gebäude sind voll mit wunderschönen Verzierungen und Details und in leuchtend roter Farbe gestrichen. Zwischen vielen Verkaufsständen für die klassischen Glücksbringer und Weissagungen (da stehen die Japaner ja voll drauf!) gibt es noch eine lange Marktstraße mit Verkaufsständen für Streetfood und Souvenirs. Klar, dass man hier alle Touristen Tokios trifft und sich im Gewusel erstmal zurecht finden muss. Trotz vieler Menschen eine tolle Erfahrung mit vielen Eindrücken. 

Ein paar hundert Meter weiter befindet sich die Kappabashi Street. Dort findet man nicht nur alles an Küchenutensilien, sondern auch das berühmte Plastikessen, das vor so ziemlich jedem Restaurant in Japan ausgestellt wird. Eigentlich hatten wir das Plastikessen für einen anderen Tag geplant, konnten dann aber nicht widerstehen und sind doch gleich durchgelaufen. Leider hatten fast alle Läden zu (ist hier Dienstags oft so). Ein Laden mit Plastikfood hatte aber doch geöffnet und wir natürlich rein. Hier bekommt man so ziemlich alles an Plastiklebensmitteln, was man sich vorstellen kann. Von einer angebissenen Tafel Schokolade bis hin zu einem ganzen Gericht gibt es hier alles zu kaufen. Auch als Kühlschrankmagnete oder Schlüsselanhänger gibt es die sehr realistischen Nachbildungen zu kaufen. Wir kommen definitiv noch einmal hierher, wenn alle Geschäfte geöffnet sind. Ich denke, ein Schlüsselanhänger sollte auch noch ins Gepäck passen 😉

Als gegen späten Nachmittag dunkle Regenwolken heraufzogen, haben wir den Heimweg angetreten. Man merkt es irgendwann doch in den Füßen, wenn man so viel unterwegs ist. 

Wir freuen uns schon darauf, was der morgige Tag zu bieten hat!

43. Tag (Mittwoch, 11. Oktober 2023)

Odaiba, eine künstlich angelegte Insel im Nordosten war unser heutiges Ziel. Schon die Fahrt dorthin mit der vollautomatisierten Hochbahn über die Rainbow Bridge war ein Erlebnis. Vor Ort gibt es einen Strand mit Promenade zum entlangspazieren. Hier kommen auch gerne die Einheimischen her, um ein bisschen Urlaubsfeeling aufkommen zu lassen. Die Aussicht vom Strandufer auf die Rainbow Bridge und die Skyline von Tokio ist wunderschön. Man vergisst fast, in welcher Stadt man sich befindet, so anders wirkt es hier. Unter der Woche ist hier tagsüber auch sehr wenig los und man kann sich frei und streckenweise ganz alleine bewegen.

Neben dem Strand und der schönen Aussicht gibt es hier noch eine Nachbildung der Freiheitsstatue im Maßstab 1:4 zu bestaunen. Das Fjuji Television Center ist neben den diversen Shoppingmalls eines der futuristischen Gebäude, die den Blick auf sich ziehen. Es wirkt wie ein Gerüst für eine riesige Kugel, die wie ein Ufo in der Gebäudedecke hängt. Irgendwie wirkt hier alles überdimensioniert, abgefahren und gleichzeitig stimmig. Das gilt auch für die über 19 Meter hohe Statue eines Gundam Roboters vor einem Einkaufszentrum. Die Figur kann sich bewegen, verwandeln und leuchtet natürlich auch abends. Umgeben ist das ganze Areal von kilometerlangen Grünanlagen. 

Am Abend hatten wir noch einen Besuch bei teamLabs geplant. Dafür mussten wir von Odaiba einfach weiter Richtung Norden laufen. Wir durchquerten diverse Parks mit wunderschönen Blumenbeeten und die sogenannte Dream Bridge. Hier befand sich übrigens das Olympische Feuer der Spiele 2021. Anschließend sind wir noch kilometerweit durch Parks gelaufen. Darin befinden sich neben Universitätsgebäuden auch viele Hightechfirmensitze, ein Messegelände und natürlich eine Vielzahl an Geschäften und Restaurants. Das Tokio Big Sight ist das Kongressgebäude und sieht aus wie zwei Pyramiden, die auf dem Kopf stehen. Keine Ahnung, wer sich das alles ausgedacht hat, aber so viele verrückte Bauten haben wir noch nie gesehen. Ich glaube, wir haben heute auch unseren Schritte- Highscore geknackt! Bei sonnigen 22 Grad war heute allerdings auch das perfekte Wetter für unseren Ausflug.

Beim teamLabs Gelände angekommen mussten wir uns noch eine Weile anstellen (sehr beliebt bei Touristen), unsere Taschen, Schuhe und Socken in ein Schließfach sperren und los ging das fantastische Erlebnis! Wir waren ja bereits in Osaka bei einem teamLabs Projekt. Dort war die Ausstellung im botanischen Garten von Osaka angelegt. Wir waren davon mehr als beeindruckt und wussten damals schon, dass sich die „große Schwester“ – teamLab Planets – in Tokio befindet. Für uns war klar, dass wir das hier auch erleben wollen! 

Wir wurden definitiv nicht enttäuscht. Die Ausstellung besteht aus zwei Rundwegen. Einer zum Thema Wasser und einer zum Thema Botanik. Für die Wasserwelt mussten wir Schuhe und Socken ausziehen und die Hosenbeine bis zum Knie hochkrempeln. Los ging es einen dunklen Korridor hinauf. Über den Boden und an den Wänden lief Wasser herunter. Man sieht hier nicht nur erstaunliches, man erlebt es auch mit allen Sinnen und nackten Füßen. Nach einer Station mit Handtüchern, um sich die Füße wieder zu trocknen, läuft und springt man durch einen Raum, der nur aus einem weichen, unebenen Matratzenboden besteht. Ein wundervolles Gefühl, das das kleine Kind in einem wiedererweckt. Danach ging es in einen Raum, der nur aus LED Schnüren bestand.

Der Boden und die Decke waren verspiegelt, sodass man ab dem ersten Schritt wirklich nicht mehr wusste, wo vorne und hinten ist. Das Licht und die Farben veränderten sich ständig und man fühlte sich wie in einer Fantasiewelt. Anschließend wurde es nochmal naß! Wir standen bis zu den Knien in milchigem Wasser in einer riesigen Halle. Durch Projektion konnte man Blumen und Farbverläufe im Wasser sehen. Im nächsten Moment veränderte sich das Licht und es sah aus als würden Koi- Karpfen durch das Wasser schwimmen. Einfach unglaublich! Jeder nachfolgende Raum war einfach fantastisch und wundervoll gemacht. Von leuchtenden Kugeln über Blumenprojektionen an der kuppelförmigen Decke war alles einfach magisch. Das Konzept lässt einen dank Licht, Musik, verschiedener Oberflächen und Texturen voll in diese Welt eintauchen. Und während man am Boden auf dem Rücken liegt und all das auf sich wirken lässt, vergisst man alles um sich herum. Nach 2 Stunden taumelten wir glücklich wieder heraus und können nur sagen: Es war einfach toll und die 23 Euro Eintritt mehr als wert.

Im Anschluss waren wir in der Nähe noch Abendessen und kamen gegen 23 Uhr zurück in unsere Unterkunft. Ein fantastischer Tag, den wir mit einem Minz-Schokoeis im Bett liegend ausklingen ließen.

P.S. Es waren am Ende des Tages übrigens über 25.000 Schritte 🙂