8. Tag (Mittwoch, 06. September 2023)

Heute sind wir von Kandy nach Ella gefahren. Ein fast fünfstündiger Ritt bergauf und bergab. Je südlicher wir kamen, desto schöner und grüner wurde die Landschaft. So ein Tuktuk ist schon ein robustes Gerät, doch diese Fahrt hat unserem kleinen grünen Flitzer echt alles abverlangt. Voll beladen mit all unserem Gepäck ging es nur mühsam die steilen Straßen hinauf. Irgendwann war sogar das Sitzpolster der Rückbank heiß, weil der Motor darunter soviel Hitze abgestrahlt hat. So richtig bequem sitzt es sich in einem Tuktuk auch nicht bei so einer langen Fahrt. Irgendwann haben wir dann aber doch das schöne Ella erreicht. Es ist umgeben von Berghängen voll mit Teeplantagen und bei einer Höhe von 1000 m über dem Meeresspiegel fährt man gefühlt durch die Wolken.

Der allgegenwärtige Nebel gibt diesem Ort etwas sehr mystisches und zauberhaftes. Leider scheinen das auch viele andere Menschen schon erkannt zu haben, denn hier wimmelt es von Touristen! Der Ort selbst ist eigentlich winzig und gäbe es den Tourismus nicht, wäre hier außer Teeanbau und Landwirtschaft vermutlich nicht viel los. So aber ist die einzige Straße durch den Ort zugepflastert mit Restaurants, Souveniershops, Bars und Geldautomaten. Die Unterkünfte liegen fast alle am Hang, um den tollen Bergblick zu ermöglichen. Auch unsere schöne Unterkunft liegt steil, um genau zu sein, sogar sehr steil den Hang hinauf. Unser erster Versuch scheiterte kläglich nach 15 Metern Straße (und das war noch der gut geteerte Teil, wie wir später merken sollten). Nach einem kurzen Panikmoment, bei dem wir nach Abwürgen des Motors die steile Straße zurückgerollt sind, bis Chris schnell die Handbremse gezogen hat, mussten wir uns erst einmal sammeln und verschnaufen. In dem Moment dachten wir nur: niemals kommen wir diese Steigung hinauf! Aber einen anderen Weg gabs nicht, also durchatmen, runterrollen lassen und das Ganze nochmal mit Schwung versuchen! Klappte dann auch deutlich besser und an der kritischsten Stelle bin ich schnell rausgesprungen und hab noch ein bisschen mit angeschoben! Das war auf jeden Fall Abenteuer pur, das kann ich euch sagen! Der Weg zur Unterkunft selbst war dann auch noch recht „unwegsam“ (habt ihr das Video dazu auf Instagram gesehen?). Eng, steil bergauf, schlammig, voller Schotter, Schlaglöcher und steil bergab ging es zu unserem Ziel.

Auch wenn wir den Weg bei jeder Fahrt verfluchen: es lohnt sich! Unsere Unterkunft wirbt mit Blick aufs Bergpanorama und die kleinen Rawana Wasserfälle. Was soll ich sagen? Man wird echt nicht enttäuscht! Wir blicken von unserem Zimmer, sogar vom Bett aus, direkt auf die Wasserfälle. Auf der großen Dachterasse ein Stockwerk höher ist der Ausblick sogar noch schöner. Das ganze Hotel ist mit blühenden Kletterpflanzen bewachsen und liebevoll eingerichtet. Der Bestizer und Gastgeber ist wahnsinnig nett und sehr bemüht um uns. Eigentlich reicht das schon völlig, um glücklich und zufrieden zu sein, doch als Bonus hat er noch den süßesten Hundewelpen, den wir je gesehen haben! So flauschig und putzig, dass man ihn am liebsten knuddeln möchte! Hier bleiben wir erstmal wieder 4 Nächte und machen Tagesausflüge zu den umliegenden Sehenswürdigkeiten.

9. Tag (Donnerstag, 07. September 2023)

Wir haben super geschlafen und nach einem leckeren Frühstück sind wir aufgebrochen. Hier im Hochland ist es schon deutlich kühler als im Zentrum der Insel. Man sollte auch immer eine Regenjacke dabei haben. Unser Plan war es, zu einem öffentlichen Parkplatz (laut Google Maps) zu fahren und dann zu Fuß weiter zu den Small Ravana Falls zu gehen. Leider haben uns da die einheimischen Taxifahrer einen Strich durch die Rechnung gemacht. Uns wurde gesagt, man dürfte hier nicht parken und wir sollen wieder umkehren. Doof, denn die Fahrt dahin dauerte schon einfach 40 Minuten und ging auch wieder sehr steil und eng über Stock und Stein. Klar, die Einheimischen machen mit uns keinen Umsatz, weil wir Selbstfahrer sind. Dennoch ärgerlich. Also alles wieder zurück und abhaken.

Wir sind dann zu den großen Ravana Falls gefahren. Definitiv eine große Touristenattraktion, denn dort gab es jede Menge Straßenstände und Souvenirverkäufer, die schon auf uns gewartet haben. Etwas genervt, weil der ursprüngliche Plan nicht geklappt hat, sind wir dann dort noch ein bisschen rumgefahren und haben tolle Fotos und Flugaufnahmen gemacht. Gegen Nachmittag wurde das Wetter leider auch sehr regnerisch und die Sicht war kaum mehr vorhanden. Wir sind zurück in die Unterkunft getuckert, haben ein bisschen weiter an der Reise geplant und den nächsten Flug gebucht. Der geht jetzt übrigens nach Kuala Lumpur und nicht nach Singapur. Es ist günstiger und Singapur können wir nach unserer Tour durch Süd-Ostasien auch noch machen. Abends haben wir uns dann mal für einen Spaziergang zu Fuß nach Downtown Ella entschieden und noch was Leckeres gegessen. Für morgen hoffen wir auf besseres Wetter und weniger Touristen.

10. Tag (Freitag, 08. September 2023)

Unsere Wünsche sind in Erfüllung gegangen! Den ganzen Tag kein Regen und fast durchgehend Sonnenschein. Es war fast zu heiß, aber wir wollen uns ja nicht beschweren 😉

Vormittags haben wir die Nine Arches Bridge besucht. Es gibt von Ella aus einen schönen Fußweg durch den Wald dorthin. Es waren erstaunlich wenige Touristen vor Ort (der frühe Vogel und so…). Die Brücke ist ein beliebtes Fotomotiv und da in einer Kurve gebaut, kann man sich auch selbst damit fotografieren. Chris hat noch tolle Flugaufnahmen gemacht und kurz bevor wir gehen wollten, kam sogar noch ein Zug vorbei. Spitzenstart! Anschließend sind wir zurück in die Unterkunft, haben dort unser Tuktuk abgestellt und sind dieses Mal zu Fuß los zu den Small Ravana Falls.

Der direkte und kürzere Weg dorthin führt über die Bahnschienen. Wir waren ja erst skeptisch, aber die Einheimischen nehmen auch alle diesen Weg (ist auch eine Abkürzung nach Ella) und empfehlen ihn auch den Touristen. Also offen sein, was kann schon passieren? So oft am Tag fährt der Zug hier nicht und wenn er kommt, hört man ihn ja und kann an den Rand ausweichen! In der Mittagssonne sind wir also auf den Schienen Richtung Wasserfall spaziert. Dank den Hinweisen der Einheimischen haben wir dann auch die versteckten Abzweigungen zum Wasserfall gefunden. Den eigentlichen Abgang dazu am Ende eines Felsvorsprungs hätten wir wahrscheinlich niemals gefunden, wäre nicht eine nette Frau vorbeigekommen, die mit uns den teilweise echt kniffligen Abstieg zum Wasser gemacht hat. Wie sich herausstellte ist sie auch Guide für die Gegend. Sie war allerdings so freundlich und hilfsbereit und wollte auch kein Geld, dass wir uns von ihr begleiten ließen.

Nach dem Besuch beim Wasserfall schlug sie uns noch einen versteckten Pfad den Berg hinauf vor. Wir stimmten zu und sie führte uns hoch auf den litte Ella Rock (wie wir auf dem Gipfel angekommen erklärt bekamen). Oben angekommen hatten wir eine bombastische Aussicht auf Ella und alle umliegenden Berge. Direkt neben uns lag der Ella Rock, auf den wir eigentlich am nächsten Tag hoch wollten. Wir erfuhren, dass der Aufstieg dort Geld kostet und man am Besten nur mit Guide hochgeht. So ein Glück, dass wir auf den Nachbarberg hoch sind! Kleiner heißt auch nur gerade mal 100 m niedriger! Also selbe Aussicht, nur kostenlos und wir waren ganz alleine da oben 🙂

Auf dem Weg bergab führte sie uns dann einen anderen Weg zurück. Es ging über Teeplantagen, wo wir etwas über die Ernte erfuhren. Sie hat uns auch die Teesamen gezeigt, die bald geerntet werden, um neue Teepflanzen zu ziehen und mir welche geschenkt. Mal sehen, ob ich selbst Tee anbaue! Ich fürchte, das deutsche Wetter spielt da nicht ganz mit. Zwischen den Teepflanzen türmten sich immer mal wieder Erdhügel auf. Das seien die Behausungen von weißen Ameisen, erklärte sie uns, aber in den Erlöchern richten sich wohl auch gerne Kobras häuslich ein. Ah ok, Giftschlangen auf Sri Lanka??!! Da merkt man mal wieder, dass man sich zwar vorab mit den einheimischen Speisen befasst hat, aber gefährliche Tiere hatten wir so gar nicht auf dem Schirm. Die Frau blieb aber voll entspannt und erzählte munter weiter. Als wir allerdings an einem Erdloch, das wirklich nah auf Fußhöhe lag vorbeikamen, meinte sie dann doch, dass wir daran mal lieber ganz schnell vorbeilaufen sollten! Puh, da sind wir aber fast drüber gesprungen, was angesichts des schmalen Trampelpfades gar nicht so einfach war.

Weiter ging es duch 2 Meter hohes Schilff. Dort zeigte sie uns noch eine Mungohöhle. Der Mungo scheint hier der natürliche Feind der Kobra zu sein. Viele tolle Geschichten über verlorene Handys und Kameras von Touristen und wissenswerte Infos über die hießige Flora und Fauna später, kamen wir wieder zurück zum Wasserfall. Wir haben ihr dann doch noch etwas Geld gegeben (sie hat mir ihre ganze Familiengeschichte geschildert und kann das Geld definitiv brauchen). Glücklich und zufrieden sind wir über die Bahnschienen wieder zurück zur Unterkunft maschiert. Auf dem Weg kam dann tatsächlich noch ein Zug vorbei, dem wir aber gut ausweichen konnten. Ein toller Tag mit unverhoffen Erlebnissen und mal wieder jeder Menge Abenteuer. Die Singalesen sind auf jeden Fall immer für eine Überraschung gut.

Nach einer erfrischenden Dusche musste ich leider feststellen, dass ich nen ordentlichen Sonnenbrand bekommen habe. Die letzen Tage wars immer sehr bewölkt, sodass ich heute etwas nachsichtiger mit dem Sonnenschutz war. Blöd von mir! Gut, dass ich After Sun Lotion eingepackt habe! Zum Abendessen sind wir dann doch nochmal mit dem Tuktuk los. Die Füße waren nach dem vielen Laufen heute dann doch müde. Mein Mann fährt den Weg rauf und runter nach Ella mittlerweile wie ein einheimischer Profi. Schon faszinierend, wie schnell sich Dinge „normal“ anfühlen und wie gut man sich an alles gewöhnen kann! Nach über einer Woche hat uns der Inselvibe schon für sich eingenommen 🙂 Sri Lanka, du gefällst uns! Wir hatten mal wieder ein leckeres Abendessen. Heute ganz traditionell Rice & Curry und Lamprais, die zwei typischsten singalesischen Gerichte. Für mich gabs heute auch das erste Mal seit wir Deutschland verlassen haben wieder Alkohol! Leckerer Cocktail mit nettem Kellner. Der hat uns gestern mit dem Tuktuk durch Ella fahren sehen und uns wieder erkannt 😀 Die Germans, die selber fahren fallen anscheinend auch hier anerkennend auf. Jetzt überlegen wir noch, was wir morgen so machen wollen, bevor wir am Sonntag wieder weiterziehen. Wir müssen auf jeden Fall tanken und Öl im Tuktuk nachfüllen, damit wir auch noch ans Meer kommen. Das wars für heute! Gute Nacht und bis morgen 🙂

11. Tag (Samstag, 09. September 2023)

Heute war eher ein ruhiger Tag. Wir merken, dass wir nach gestern ein bisschen Auszeit brauchen (mein Sonnenbrand leuchtet!). Außerdem müssen wir auch schon unser übernächstes Ziel Japan so langsam planen, denn wir werden in Kuala Lumpur nur ein paar Tage verbringen. Der morgige Tag fällt als Chillout Day sowieso flach, weil wieder recht lang mit dem Tuktuk unterwegs sein werden. Also Laptop und Tablet auf, vergleichen, überprüfen, wann es gute Flugverbindungen gibt und nach Unterkünften suchen. Einen Flug nach Kuala Lumpur und ein Hotel im Zentrum haben wir jetzt und den Weiterflug nach Japan, genauer gesagt Osaka haben wir auch noch gebucht. Um die Unterkünfte dort kümmern wir uns evtl. heute noch oder die nächsten Tage. Wir waren noch im Zentrum im Supermarkt, tanken und haben Öl fürs Tuktuk nachgekauft, damit wir morgen früh gleich starten können. 

Heute Abend laufen wir dann ein letztes Mal zum Essen und versuchen, wieder alle unsere Sachen in den Rucksäcken zu verstauen. Ist gerade recht einfach, weil der Wäschesack schon so voll ist. Ums Waschen müssen wir uns dann auch dringend in der nächsten Unterkunft kümmern! Morgen wird es dann nochmal auf eine lange Fahrt in den Süden. Wir wollen doch noch das Meer sehen und fahren nach Talalla.