SAPPORO
34. Tag (Montag 02. Oktober 2023)

Den heutigen Tag haben wir fast ausschließlich im Zug verbracht. Wir sind von Kyoto nach Sapporo gefahren, dabei mussten wir zweimal umsteigen und wieder einmal hat alles einwandfrei funktioniert. Auf die japanische Bahn ist definitiv Verlass! Nicht nur die unglaubliche Pünktlichkeit der Züge macht das Reisen angenehm (einen Anschlusszug zu verpassen ist hier quasi ein Ding der Unmöglichkeit!). Dank der kostenlosen Sitzplatzreservierung und der markierten Wagenreihung war es selbst mit Gepäck sehr unkompliziert. Die Wägen sind nummeriert und farblich nach Reservierungen und freien Plätzen sortiert. Am Gleis sind Markierungen am Boden, sodass man sich schon richtig anstellen kann, noch bevor der Zug kommt. Der Zug hält dann exakt an der Markierung! Es wird sogar angezeigt, an welcher Tür man einsteigen soll, um zum richtigen Sitzplatz zu gelangen. Dadurch gibt es kein Gedränge, kein Gesuche, kein Gerenne oder Ähnliches.
Zugfahren kann echt schön und simpel sein, wenn man es statt mit der Deutschen Bahn mit der Japanischen zu tun hat 🙂 Da dürfte sich Deutschland echt mal eine ganz dicke Scheibe abschneiden! Der Shinkansen, den wir benutzt haben, ist ein Schnellzug, der ca. 320 km/h fährt. So kommt man in ca. 3 Stunden von Kyoto nach Tokio. Dort sind wir nochmal in einen anderen Schnellzug gestiegen und ca. 4,5 Stunden bis ungefähr zu Grenze von Hokkaido gefahren. Die letzten 3,5 Stunden Fahrt absolvierten wir dann in einem Regionalzug bis Sapporo. Hier im hohen Norden ist der Herbst definitiv schon angekommen. Nach den über 30 Grad in Kyoto kamen uns die 20 Grad in Sapporo direkt kühl vor. Hier bläst auch fast durchweg ein frischer Wind und Luftfeuchtigkeit gibts hier auch keine. Nach einem Monat Schwitzen ist das auch mal ganz angenehm. Wir haben eine Ferienwohnung im Zentrum gemietet und können auch hier viel zu Fuß erkunden.
Wir sind gespannt auf die nächsten Tage.

35. Tag (Dienstag, 03. Oktober 2023)
Heute haben wir uns erst einmal einen kleinen Überblick über das Zentrum Sapporos verschafft und die Umgebung erkundet. Wir merkten schnell, dass die Stadt deutlich kleiner ist als die bisherigen Städte, die wir besucht haben. Touristen trifft man hier auch nur sehr wenige. Etwas Ruhe nach Kyoto und vor Allem vor Tokio schadet uns sicher nicht. Hokkaido ist für die Japaner und Touristen gerade im Winter von besonderem Interesse. In den Bergen gibt es viele Skipisten und andere Wintersportangebote. Das Umland von Sapporo hat aber auch ganzjährig seinen Reiz. Hier gibt es viele heiße Quellen, die von den Einheimischen in Form von Onsen (Bädern die mit dem heißen Quellwasser gespeist werden) genutzt werden. Hier baden im Winter übrigens auch die wilden Affen im heißen Wasser.

Da unser JR Pass noch die ganze Woche gilt, werden wir noch ein paar Ausflüge ins Umland machen.
In Sapporo gibt es viele schöne kleine Parks und einen Fernsehtturm. Den werden wir uns morgen ansehen, wenn es hoffentlich nicht mehr so bewölkt ist. Abends waren wir noch in einem japanischen Suppen -und Curryladen. Obwohl es sehr lecker war, habe ich das Essen leider nicht so gut vertragen (Ich habe eine Glutenunverträglichkeit). Das ist mir hier in Japan leider schon ein paar mal passiert. Da die Speisekarten oft nur auf japanisch sind (wir übersetzten uns alles mit Google lens) und das Englisch der meisten Japaner nicht unbedingt dafür reicht, ein Gespräch über Unverträglichkeiten zu führen, macht mir hier meine Glutenintoleranz doch etwas zu schaffen. Japanisches Essen ist oft sehr teiglastig, wie z.B. Tempura oder Nudelsuppen, aber auch fast alles an Gebäck. Ich befürchte auch, dass hier Mehl oft zum Andicken von Soßen oder Brühen verwendet wird.

Im Supermarkt kann ich mir mit dem Übersetzer zumindest die Inhaltsstoffe durchlesen und so besser sehen, ob Getreide enthalten ist. Es gibt viele Fertiggerichte in den Supermärkten hier, die man auch wirklich ganz gut essen kann. Auf Dauer etwas eintönig für mich, denn es läuft immer auf ein Reisgericht heraus. Aber so sparen wir uns auch ein bisschen Geld, denn Essen gehen ist hier in Sapporo auch nicht besonders günstig.
36. Tag (Mittwoch, 04. Oktober 2023)


Wir sind heute mit dem Zug in die Hafenstadt Otaru gefahren. Ein süßer kleiner Ort mit einem Kanal, an dem man spazieren gehen kann. Die frische Luft vom Meer war toll und wir waren ganz froh, dass wir auch Pullis und Mützen für unsere Reise eingepackt haben. Hier kommt nun auch unsere warme Kleidung zum Einsatz! Nachmittags haben wir dort noch einen Kaffee getrunken und sind dann zurück nach Sapporo gefahren. Dort haben wir dann bei schönstem Sonnenschein noch den Fernsehturm besichtigt. Eine der wenigen Sehenswürdigkeiten, die Sapporo als Stadt zu bieten hat. Bei dem guten Wetter hatten wir eine tolle Aussicht über die Stadt. Den Abend haben wir in unser Wohnung verbracht. Dort gabs es dann Abendessen und eine Serie auf meinem Tablet. Morgen werden wir mal ein bisschen ausschlafen und schon mal für Tokio planen.
37. Tag (Donnerstag, 05. Oktober 2023)
Heute war unser Lazy Day. Wir haben ausgeschlafen und gemütlich gefrühstückt. Chris hat sogar sündhaft teures Obst im Supermarkt gekauft. Wir können uns ja auch nicht nur von Sandwiches und Onigiri ernähren! Ich hab endlich auch mal wieder Yoga gemacht. Das war in den bisherigen Unterkünften in Japan auch noch gar nicht möglich, weil es nie genug Platz gab. Wir haben auch ganz mutig die Waschmaschine in der Unterkunft ausprobiert. Es hat tatsächlich auch ganz gut geklappt dank Übersetzer. Zum Abendessen haben wir einen glutenfreien Ramenladen gefunden! Es war fantastisch lecker und es gab sogar glutenfreies Brot dazu! Ich hab ja mittlerweile seit 5 Wochen kein Brot mehr gegessen also war das ein echtes Highlight für mich 🙂

38. Tag (Freitag, 06. Oktober 2023)


Wir haben heute nochmal unseren Japan Rail Pass genutzt und sind früh nach Noboribetsu aufgebrochen. Dort befindet sich das sogenannte Höllental „Jigokudani“. Hier entspringen kochend heiße Quellen aus der Erde. Das Gebiet ist vulkanisch und geothermisch aktiv und hat den typisch schwefeligen Geruch. Darin zu Baden soll auch besonders gesund sein. Gebadet haben wir zwar nicht, aber auf jeden Fall einen Rundgang über das brodelnde Schwefelfeld unternommen. Leider hat das Wetter nicht so ganz mitgespielt! Obwohl kein Regen angesagt war, wurde es es gefühlt minütlich stürmischer und kälter. Der Regen kam dank des Windes irgendwann auch aus allen Richtungen und ließ uns die Hosen an den Beinen kleben. Immerhin sind die Füße und Oberkörper trocken geblieben! Das Wetter schien sich auch so gar nicht mehr zu ändern, sonst hätten wir noch eine Wanderung im nahegelegenen Naturpark gemacht und dem Bärenpark auch noch einen Besuch abgestattet. Als wir uns bei einer Hütte untergestellt haben, um die schlimmsten Böen abzuwarten ist an einem Baum 4 Meter von uns entfernt ein riesiger Ast abgebrochen!Wir waren da aber auch schon so durchweicht und durchgefroren, dass wir nach der Wanderung im Höllental abgebrochen haben.
Den Besuch war es aber auf jeden Fall wert, auch wenn die Hauptsaison hier eher im Winter ist. Da kann man dann auch die wilden Affen beim Baden in den heißen Quellen beobachten.
Wir hatten trotzdem einen spannenden Tag, zumal die Fahrt und der Park kostenlos waren. Wie hat Chris so schön in unserem Reel geschrieben: „Es kann nicht immer Sommer sein!“ Auf jeden Fall freuen wir uns schon wieder auf das warme Wetter in Tokio. Wir überlegen uns heute noch, was wir morgen, an unserem letzten Tag in Sapporo unternehmen wollen.
39. Tag (Samstag, 07. Oktober 2023)
An unserem letzten Tag in Sapporo haben wir erstmal ausgeschlafen! Morgen geht es nämlich schon wieder früh los zu unserer Zugfahrt nach Tokio. Wir haben heute noch den Hokkaido Jingu besucht. Er ist der größte und wichtigste Schrein auf Hokkaido und befindet sich im Westen Sapporos. Er ist von einem Park mit vielen alten Bäumen umgeben, indem es viele Eichhörnchen zu sehen gab! Sie sind etwas größer als ihre deutschen Verwandten, aber genauso putzig. Bei gerade einmal 14 Grad Außentemperatur sind sie hier wahrscheinlich schon voll im Wintervorbereitungsmodus und legen Vorräte an. Am Schrein gab es ein paar Jahrmarktsbuden mit Zuckerwatte und Spieleug für Kinder. Eigentlich wie bei uns! Allerdings sehen kleine Kinder hier in Kimonos noch süßer aus. Kurz bevor wir gehen wollten, kam noch ein Brautpaar samt Hochzeitsgesellschaft zum Schrein. Die Braut trug einen weißen Kimono und eine große weiße Haube über dem Kopf. Sie wird „Wataboshi“ genannt und ist die japanische Shinto Variante zum westlichen Schleier. Ich habe mir noch ein bisschen was über japanische Hochzeitsrituale angelesen, weil es mich interessiert hat.


Anscheinend ist die klassische japanische Hochzeit ein Gang zum Standesamt, wie in Deutschland. Aber natürlich feiern auch die Japaner Hochzeiten im großen Stil und z.B. auch mit einer Trauung von einem Priester am Schrein. Dafür wird dann der traditionelle weiße Kimono getragen und für die Party ziehen sich die Bräute in Japan nochmal um. Es war auf jeden Fall spannend zu sehen, wie es in anderen Kulturen läuft. Am Nachmittag haben wir mal wieder mit unseren Lieben zu Hause telefoniert und abends ging es nochmal zu dem leckeren, glutenfreien Ramen Laden von vorgestern 🙂
Morgen früh startet unser Zug um kurz vor 9 Uhr. Dann werden wir wieder den ganzen Tag darin verbringen und abends gegen 18 Uhr Tokio erreichen. Nach dem beschaulichen Sapporo freuen wir uns schon sehr auf die große und verrückte Stadt!