66. Tag (Freitag, 03. November 2023)

Unser Bus heute morgen war mehr als überpünktlich und so haben wir in Windeseile das Hotel verlassen. Der Busfahrer ist wie ein Henker gefahren. Auf den engen und kurvigen Küstenstraßen mussten wir uns regelrecht an den Sitzen festkrallen, um nicht herauszufallen. Am Hafen angekommen wurden wir dieses Mal mitsamt dem Bus auf einer riesigen Fähre übergesetzt. 5 Stunden später kamen wir dann endlich in Ninh Thang an. Die Straße, an der wir rausgeworfen worden sind, war auch nur 5 Gehminuten von unserer neuen Unterkunft entfernt. So ein Glück! Hier ist es nämlich noch heißer und schwüler. Der Wind, der vom Meer kommt, fehlt hier im Inland sehr. Da ist man froh, wenn man nicht so weit mit dem ganzen Gepäck laufen muss.

Die Unterkunft ist auch echt schön gestaltet.

Die Zimmer sind wie kleine Strohhütten gebaut und erzeugen mit ihrer dreieckigen Form gleich ein tropisches Flair. Dazwischen wachsen Bananenstauden und in der Mitte gibt es einen schönen großen Pool und jede Menge Sitzgelegenheiten. Wir haben auch einen Billardtisch entdeckt. Nach einer kleinen Mittagspause (es war einfach zu heiß draußen) haben wir noch eine Runde gespielt, bevor die Sonne unterging. Ab morgen werden wir uns wieder einen Roller leihen und so die Gegend erkunden. Fußläufig sind hier eigentlich nur ein paar Restaurants erreichbar, außerdem läuft hier sowieso niemand, wenn es nicht sein muss. Der Roller ist überall in Vietnam das Fahrzeug der Wahl. Vermutlich weil der Fahrtwind die Temperaturen deutlich erträglicher macht. Wir werden nur 3 Nächte hierbleiben und uns dann Stück für Stück weiter Richtung Süden fortbewegen. Wir freuen uns schon auf morgen.

67. Tag (Samstag, 04. November 2023)

Unser heutiger Ausflug ging nach „Hang Mua“. In der großen Anlage gab es eine Aussichtsplattform, eine Höhle und einen großen Blumengarten zu besichtigen. Heute war für uns gefühlt wohl der heißeste und schwülste Tag unserer bisherigen Reise! Selbst morgens waren es schon deutlich über 30 Grad und auch die Luftfeuchtigkeit lag bei ca. 80 %. Wir wollten zuerst hoch auf den Viewpoint und mussten dafür 500 steile Stufen erklimmen.

Ausgerechnet beim Aufstieg riss die Wolkendecke auf und wir sind in der prallen Sonne den Weg hochgestiegen. Uns lief der Schweiß wirklich in Strömen. Chris meinte, er hätte noch nie so viel geschwitzt in seinem Leben und tatsächlich hat er es sogar geschafft, seine helle Hose so durchzuschwitzen, dass sie durchsichtig wurde. Oben angekommen hatten wir aber wirklich einen schönen Ausblick über die Berge und die weit verzweigten Flüsse, die sich durch die Täler schlängeln. Nach dem Abstieg gab es erstmal eine kleine Trink – und Verschnaufpause. Bei diesen Temperaturen sollte man am Besten gar nicht körperlich aktiv werden, aber man kann ja auch nicht den ganzen Tag nur im klimatisierten Zimmer sitzen. Man schwitzt hier sowieso, sobald man draußen ist, dann kann man auch was unternehmen. Im Anschluss ging es noch in die Mua Cave. Die Höhle entpuppte sich allerdings mehr als breiter Durchgang unter einem gigantischen Felsen, an dessen Ende man wieder im Freien stand. Der Blick von dort in die Landschaft war aber auch sehr schön.

Danach sind wir durch den Park noch zum Lotusgarten spaziert. Im Prinzip ist es ein riesiger Teich, durchzogen von Holzstegen und kleinen Brücken, über die man zwischen den Lotuspflanzen laufen kann. Die meisten Blüten waren zwar schon verblüht, es war aber trotzdem ein wunderschöner Anblick. Daneben gab es noch einen Weg aus Steinplatten, zwischen denen hunderte kleine weiße und violette Blumen blühten. Einfach schön und ein tolles Fotomotiv. Wir sind eine Weile über die Stege und Wege gelaufen, haben Frösche, Reiher und Enten beobachtet und die Blüten bestaunt. Anschließend ging es wieder zurück in die Unterkunft für eine kleine Siesta. Das Klima hier strengt schon an. Abends sind wir nach dem Essen noch nach „Pho Co Hoa Lu“ gefahren. Bei dieser Tempelanlage mit den zwei Pagoden und den Lampions waren schon tagsüber, als wir von Hanoi den Tagesausflug nach Ninh Binh gemacht haben. Damals hatten wir uns schon gefragt, wie das Ganze wohl bei Nacht aussieht. Hier in Ninh Thang, was zur Provinz Ninh Binh gehört, haben wir gemerkt, dass wir gar nicht so weit vom Tempel wohnen und haben ihn schlussendlich heute doch noch beleuchtet gesehen.

Es waren unglaublich viele Menschen vor Ort. Es gab Livemusik auf einer riesigen Bühne am See und viele Verkaufsstände. Vermutlich sind wir sogar noch unfreiwillig im vietnamesichen Fernsehen gelandet, denn es war ein Reporter mit Kamerateam vor Ort und wir sind im Hintergrund voll durchs Bild gelaufen. Es war einfach soviel los, dass wir uns von der Menge durch die Gassen schieben lassen mussten. Die Lampions leuchteten im Dunkeln in bunten Farben und die beiden Pagoden waren toll beleuchtet. Es waren fast nur Vietnamesen vor Ort und so wurde ich ungewollt mit zu einer Attraktion. Einige Leute sprachen mich an, ob sie ein Foto mit mir machen dürften. Das süßeste war aber ein kleiner Junge, der ein Foto mit mir wollte und dabei perfekt Englisch sprechen konnte.

Das war echt ein schöner Abschluss eines tollen Tages.

68. Tag (Sonntag, 11. November 2023)

An unserem letzten Tag in dieser Region haben wir noch einen Ausflug zum Cuc Phuong Nationalpark gemacht. Wir sind über eine Stunde auf unserem klapprigen Roller durch Dörfer und über Reisfelder gekurvt. Auch heute war das Wetter wieder sehr heiß und schwül und wir sind trotz Fahrtwind auf unserem Gefährt ordentlich ins Schwitzen gekommen. Wir haben leider auch einen Unfall miterlebt, als auf der Straße vor uns ein Hund mit einem Rollerfahrer zusammenstieß. Es waren sofort Leute vor Ort, die den Mann versorgten. Der Hund hat es, befürchte ich, nicht geschafft. Man muss schon sehr aufpassen beim Fahren! Wir hatten vorab im Nationalpark angefragt, ob wir dort filmen dürften für unsere Doku. Es gibt dort auch Auffang – und Rettungsstationen für Affen, Schuppentiere und Schildkröten. Das hätten wir sehr gerne aufgenommen. Leider hat sich niemand auf unsere Anfrage zurückgemeldet, also haben wir beschlossen, den Park einfach als Touristen zu besuchen.

Der Park umfasst ein riesiges Areal von 22.200 Hektar. Man konnte sich vor Ort Fahrräder ausleihen, oder auch mit dem Auto oder Roller über die befestigten Straßen bis ins Zentrum des Parkes fahren. Da die Strecke laut Plan ca. 20 km lang war, haben wir den Park mit unserem Roller besichtigt, sonst wären wir bei der Größe wohl nie durchgekommen. Die Pflanzenvielfalt und deren Größe war unbeschreiblich. Wir sind immer wieder stehen geblieben, um Fotos von Pflanzen mit Blättern so groß wie Regenschirme, meterhohen Farnen und riesigen Bäumen mit Lianen so dick wie unsere Arme zu machen. Hier könnte man sofort Tarzan drehen! Auch hier gab es wieder jede Menge Schmetterlinge und exotische Pflanzen zu bestaunen. Auf dem Weg ins Parkzentrum hielten wir bei einem Pfad, der uns zu einer Höhle aus der prähistorischen Zeit führte. In ihnen lebten schon Menschen vor 8000 Jahren. Der Aufstieg zur Höhle war zwar sehr anstrengend und schweißtreibend, aber auch eine tolle Erfahrung mitten im Dschungel.

Die anderen Wanderpfade durch den Park haben wir uns nicht so wirklich zugetraut. Sie waren teilweise von der Straße aus gar nicht zu erkennen, da der Wald unglaublich dicht bewachsen ist. Laut Parkplan dauerten die Wanderungen meist auch mehrere Stunden und waren mit einem Guide empfohlen. Da wir gar nicht so viel Zeit hatten (wir wollten zurück sein, bevor es dunkel wurde, denn das Licht am Roller funktionierte nicht richtig) und auch keine Machete dabei hatten, denn die hätte man definitiv gebraucht, sind wir mehr gefahren als gelaufen. Der Aufstieg zur Höhle war für den Tag auch schon wieder anstrengend genug. Bei einem Klima, bei dem man bei der kleinsten Anstrengung gefühlt 2 Liter Schweiß verliert, kann man körperlich einfach nicht so viel machen. Aber auch von der Straße gab es genug zu sehen und zu fotografieren.

Die Tierrettungszentren haben wir am Ende leider gar nicht mehr geschafft, weil wir so lange durch den Park gefahren sind. Der Heimweg bei untergehender Sonne war dann auch nochmal richtig spektakulär. Wir sind an einer Art Sumpflandschaft vorbeigefahren. Dort bauen die Einheimischen allerlei Wasserpflanzen an. Dazwischen grasen Kühe und riesige Wasserbüffel und auch Enten werden hier gehalten. Sie funktionieren als Bio Insektenvernichter und fressen auf den Feldern Insekten und Schnecken, die sonst die Ernte bedrohen.

Als wir wieder bei der Unterkunft ankamen, waren wir dann ganz schön erschöpft und unsere Hintern schmerzten von der langen Rollerfahrt. Trotzdem war es die Fahrt wert, denn die Natur ist hier einfach wahnsinnig toll und schön!

Morgen geht es weiter, wieder Richtung Meer nach Dong Hoi. Hier wollen wir wieder ein bisschen entspannen, denn das Wetter hier schlaucht doch ziemlich. Die Unterkunft hier sieht zwar von außen schick aus, entpuppte sich aber über die letzten 2 Tage zur echten Qual! Es kam ein übler Geruch aus dem Abfluss im Bad, der wirklich nur sehr schwer zu ertragen ist und wirklich sauber ist hier leider auch nichts! Wir freuen uns jetzt auf frischen Meereswind und sind gespannt auf die Zugfahrt morgen.

69. Tag (Montag, 06. November 2023)

Ein langer Tag im Zug liegt hinter uns. In der letzten Nacht haben wir leider nicht viel Schlaf bekommen, weil Ratten auf unserem Strohdach Harakiri gemacht haben. Nein, kein Scherz! Sie haben gekämpft, geschrien und wir hatten echt das Gefühl, dass sie in unser Zimmer kommen. Nach dieser kurzen Nacht sind wir früh aufgestanden und haben um halb 9 den Zug Richtung Süden bestiegen. Wir haben ein 1. Klasse Schlafabteil für die fast 9 stündige Fahrt nach Dong Hoi gebucht. Zum Glück hatten wir das Abteil mit den vier Betten während der ganzen Fahrt für uns alleine und konnten uns ein bisschen ausbreiten. Die angebliche Klimaanlage im Wagon hat leider nicht richtig funktioniert und so kletterte das Thermometer im Abteil im Laufe der Fahrt auf über 30 Grad. Nach 9 Stunden Geschaukele über die Schienen bei durchschnittlich 40 km/h waren wir am Ende doch sehr froh, als wir endlich ankamen. Jetzt sind wir in Zentralvietnam und kollidieren doch noch mit dem Monsun. Uns war schon vor Antritt der Reise klar, dass wir ihm nicht ganz entgehen können, aber es ist schon nochmal eine Steigerung. Die Temperaturen sind noch die Gleichen, allerdings herrscht hier tatsächlich eine Luftfeuchtigkeit von 95 %! Ich wusste gar nicht, dass das geht. Es regnet mehrmals am Tag sehr heftig und danach fühlt es sich wirklich an wie im Dampfbad. Die frische Meeresluft, auf die wir uns gefreut haben, finden wir hier definitiv nicht. Es gibt auch kaum Touristen hier in der Gegend, da wir total in der Nebensaison gelandet sind. Morgen leihen wir uns einen Roller von der Unterkunft und fahren raus zu einer Höhle.

70. & 71. Tag (Dienstag, 07. & Mittwoch, 08. November 2023)

Ich bin am Dienstag mit ziemlichen Halsschmerzen und Husten aufgewacht. Ich glaube, ich habe mich auf der Fahrt durch den Nationalpark verkühlt. Dass man hier permanent schwitzt und in jedem Laden ein Ventilator auf einen gerichtet ist, hat mir vermutlich den Rest gegeben. Wir merken, dass wir sehr erschöpft sind und auch aufgrund des Wetters und der Lage die Luft im Moment ein bisschen raus ist. Wir haben den Roller trotzdem für Dienstag geliehen und sind damit zum Frühstücken gefahren. Während wir in dem Cafe saßen, fing es an, heftig zu regnen. Leider wurde es über eine Stunde lang nicht besser, sodass wir irgendwann beschlossen, die 10 Minuten zurück zur Unterkunft im Regen zu fahren. Wir waren innerhalb von 2 Minuten nass bis auf die Haut! Danach beschlossen wir, unseren Tagesausflug abzublasen und ich habe mich erstmal wieder ins Bett gelegt. Bei dem Wetter und den ständigen Regenfällen macht es keinen Sinn, eine einstündige Fahrt zu einer Höhle zu machen. Wir nutzen den heutigen und morgigen Tag dazu, uns auszuruhen, die nächsten Tage und Fahrten zu organisieren und die weitere Reise zu planen. Wir haben noch gar nichts für Kambodscha geplant und sind dort ja schon in 10 Tagen! Da hier nicht viel los ist, haben wir auch nicht das Gefühl, etwas zu verpassen. Wir merkten bei der weiteren Planung, dass wir die ganze Strecke bis Ho Chi Minh City nicht mit dem Zug fahren wollen.

So richtig komfortabel ist es nicht und wir sind bereits 9 Stunden gefahren und fahren am Donnerstag nochmal 6 Stunden Zug bis Da Nang. Von dort aus wären es nochmal 20 Stunden Fahrt bis Ho Chi Minh! Vietnam ist doch größer und vor allem länger, als wir dachten! Deshalb haben wir beschlossen, für ein paar Euro mehr die letzte Etappe zu fliegen. Jetzt hoffen wir, dass ich bis Donnerstag wieder ganz fit bin und freuen uns, wenn es weitergeht. Im Süden ist das Wetter dann angeblich auch wieder besser und wir lassen den Monsun hinter uns.

Solange lassen wir es uns hier gut gehen und nehmen unsere Mahlzeiten als tägliches Highlight. Die Preise sind hier nämlich noch günstiger und das Essen sehr lecker.

Apropos Essen: Chris hat gestern zum Abendessen grilled Chicken bestellt und es entpuppte sich als Hühnermägen am Spieß. Sie gelten hier als Delikatesse und sind bei den Einheimischen sehr beliebt. Offensichtlich war man in dem Restaurant so beeindruckt davon, dass wir dieses Gericht als Touristen bestellt haben, dass sogar der Chef persönlich vorbeikam, um uns kennen zu lernen und zu fragen, ob es uns schmeckt. Tatsächlich war das Fleisch geschmacklich sehr lecker, jedoch sehr zäh und knorpelig von der Konsistenz. Da der Besitzer so freudestrahlend neben uns sitzen blieb und mit uns ins Gespräch kam, hat Chris aus Höflichkeit fast alle Spieße verputzt.

Die zähesten Stücke haben wir heimlich in einer Serviette verschwinden lassen, weil wir es nicht übers Herz brachten, ihm zu sagen, dass es nicht so ganz unser Fall war und wir es irrtümlich bestellt hatten 😀 So haben wir am Ende des Tages ein paar Vietnamesen sehr stolz und glücklich gemacht und wir haben etwas Neues probiert. Unsere Lieblingsspeise wird es aber wohl eher nicht werden…