77. Tag (Dienstag, 14. November 2023)

Ein langer Tag liegt hinter uns. Heute morgen haben wir Da Nang per Flugzeug verlassen und sind in die ehemalige Hauptstadt Saigon, besser bekannt als Ho Chi Minh City, geflogen. Die Reisegitarre haben wir dieses Mal unter Chris Regenjacke versteckt. Es ist keinem aufgefallen und so ging sie ganz einfach im Handgepäck mit. Ho Chi Minh wirkte auf uns recht ähnlich wie Hanoi, nur dass die Stadt noch größer ist. Heißt auch: lauter, voller und dreckiger. Die Fahrt zu unserem Hostel war vom Verkehr her schon so abschreckend, dass wir wirklich überlegen, ob wir hier überhaupt einen Roller mieten wollen. Unsere Unterkunft liegt aber recht zentral und nach einem Powernap am Nachmittag sind wir abends noch auf der Suche nach etwas zu Essen losgezogen. Die Preise sind hier deutlich teurer und überall sind Touristen. Spätestens auf dem Heimweg, als wir in der Mega Partymeile landeten, wurde uns das sehr bewusst. Dagegen kann der Ballermann echt einpacken! Laute  Partymusik dröhnt über die Straße, die Bars und die – ich nenne es mal „Etablissements“ – besitzen alle kleine Podeste, auf denen vor allem junge Mädchen in knapper Kleidung tanzen. Männliche Tänzer gab es allerdings auch. Davor stehen Männer, die dich alle paar Meter anquatschen und in die Clubs locken wollen. Man wird in einer gigantischen Menschenmasse durch die Straße geschoben. Alles wird noch untermalt von blinkenden Lichtern, Lasershows und Nebelmaschinen. Ich will ja nicht spießig sein, aber ich bin echt zu alt für sowas. Gerade wünsche ich mir das schöne Da Nang zurück, wo anstatt Partymusik nur Wellenrauschen zu hören war. Da war das Wetter heute früh allerdings genauso schlecht wie gestern und soll die nächsten Tage auch so bleiben. Wir hatten unseren Aufenthalt dort wettertechnisch also ganz gut getimed und sind dem Regen mal wieder davongefahren. Mal sehen, was die nächsten zwei Tage so bringen. Die Unterkunft ist auf jeden Fall ruhig und sauber und das ist schon viel wert 🙂

78. Tag (Mittwoch, 15. November 2023)

Wir haben heute die Stadt zu Fuß erkundet. Wir sind durch den örtlichen Stadtpark gelaufen, wo morgens anscheinend Frühsport betrieben wird. Personen jeden Alters praktizieren hier alleine oder in Gruppen Tai Chi, nehmen Tanzunterricht oder spielen Federfußball (Da Chau: sieht ein bisschen aus, wie der Federball beim Badminton, wird aber mit den Füßen hin und her gespielt). Es war auf jeden Fall sehr spannend zu beobachten.

Unser erster Stopp war der Wiedervereinigunspalast. Seit 1975 gilt das Land nach Beendigung des Vietnamkrieges als wieder vereinigt. Im Palast konnten wir uns verschiedene Säle und Privaträume ansehen. Während des Vietnamkrieges, dessen Ende hier besiegelt wurde, galt er als Residenz des damaligen Präsidenten. 

Anschließend gab es eine kleine Verschnaufpause in einem nahegelegenen Cafe, denn auch hier in Ho Chi Minh schwitzt man mal wieder bei der kleinsten Anstrengung.

Nach einem leckeren Iced Coffee (der fehlt mir jetzt schon!), wollten wir eigentlich zur Notre-Dame von Saigon. Den Namen verdankt sie wohl der Ähnlichkeit ihres französischen Vorbildes. Leider herrschen hier gerade Bauarbeiten, sodass auch die Fassade verkleidet war und wir leider nichts anschauen konnten.

Weiter ging es zum Rathaus, das vom französischen Kolonialstil geprägt ist. Davor steht eine große Bronzestatue des Präsidenten Ho Chi Minh (den Namen hat er sich übrigens selbst gegeben und er bedeutet so viel wie „freier Wille“). Ihm zu Ehren wurde die Stadt Saigon nach der Wiedervereinigung in Ho Chi Minh City umbenannt. 

Zum Schluss waren wir noch beim Bitexco Financial Centre, das, wie wir fanden, doch sehr an den Stark Tower der Avengers Filme erinnert. Tatsächlich gilt das Gebäude als Vorlage für die Marvelfilme um „Ironman“ und die „Avengers“!

Das Skydeck, das man dort besichtigen kann, haben wir dieses Mal ausgelassen. Wir waren schon auf genug Gebäuden und bei bewölktem Himmel sehen die Fotos auch nicht so toll aus. Damit beendeten wir unseren Ausflug für heute. Nach einer erfrischenden Dusche gab es noch ein leckeres Abendessen in einer ruhigereren Gegend als gestern.

79. Tag (Donnerstag, 16. November 2023)

Unsere Zeit in Vietnam neigt sich dem Ende entgegen. Morgen früh steigen wir mal wieder in einen Bus und fahren über die Grenze nach Kambodscha. An unserem letzten Tag in Ho Chi Minh haben wir ehrlich gesagt gar nicht mehr soviel unternommen. Wir haben gestern so ziemlich alles an Sehenswürdigkeiten abgegrast, die uns interessierten und die es hier überhaupt gibt. Das ist schon so eine Sache in Vietnam. Was hier teilweise als Sehenswürdigkeit genannt wird, ist in unseren Augen oft gar nicht so sehenswert. 

Auf Cat Ba wurde z.B. ein Mobilfunk Sendeturm als Sightseeingpoint angezeigt :D. Geschmäcker und Meinungen sind ja nun mal unterschiedlich. Wir haben uns um den Ausdruck für unser Visa für Kambodscha gekümmert und uns mal wieder Abreise bereit gemacht. Wir haben heute nochmal leckeren Kaffee und Essen genossen und haben nach fast einem Monat Vietnam auch das Gefühl, alles gesehen zu haben. Wir freuen uns schon auf Kambodscha. Hier noch unser Fazit:

Vietnam ist für uns:

> vor Allem laut! Nicht nur der Verkehr, sondern auch die Menschen sind hier eher laut im Vergleich zu den bisherigen Ländern

> unglaublich leckeres Essen und Kaffee

> spektakuläre Natur und Schmetterlinge

> heiß und schwül!

> viele wunderschön verzierte Tempel 

> Millionen von Rollern! Hier läuft wirklich niemand zu Fuß!

> das günstigste der von uns bis jetzt bereisten Länder

> winzige Plastikhocker und Tische stehen überall auf den Gehsteigen und Straßen und werden für Mahlzeiten oder Sonstiges verwendet

Pros:

+ Das Essen ist hier wirklich fantastisch. Egal, ob Frühstück oder Abendessen. Und auch die Getränke, vor Allem den vietnamesischen Coffee und die leckeren Fruchtsäfte und Smoothies lieben wir!

+ Es läuft alles unbürokratisch. Wird hier etwas ausgemacht und bezahlt, halten die Vietnamesen zu 100 Prozent ihr Wort und erledigen alles schnell und unkompliziert. (Roller mieten, Ausflüge, etc. funktionierte sehr einfach)

+ Alles ist sehr günstig. Einen Roller kriegt man für 6 Euro am Tag und auch das Essen ist sehr günstig, dabei aber hochwertig in den Zutaten. Selbst 4 Sterne Hotels bekommt man hier für 23 Euro die Nacht.

+ Gerade im Dienstleistungsgewerbe sind die Vietnamesen sehr freundlich und hilfsbereit.

+ Tolle, sehr saubere Sandstrände

Cons:

– Oft wirkten die Einheimischen eher desinteressiert bis genervt auf uns. Die meisten Vietnamesen sind nicht unbedingt rücksichtsvoll, oder gehen groß respektvoll miteinander um. Bei Touristen machen sie da auch keinen Unterschied. Es wird sich laut unterhalten, oder Musik vom Handy abgespielt, egal ob man direkt daneben sitzt. Auch vorgedrängelt wird sich gerne mal, wenn man nicht schnell genug reagiert.

– Vietnamesische Auto- und Rollerfahrer sind alle verrückt und man hält besser ein bisschen Abstand. Plötzliche Spurwechsel (ohne Blinker versteht sich), spontantes Bremsen und Abbiegen gehört hier zum Fahrverhalten.

– Tierwohl gibt es hier (ähnlich wie in Sri Lanka) nicht wirklich. Hunde an der Kette und eng zusammengepferchte  Tiere, die hier gegessen werden sind an der Tagesordnung. (man isst hier wohl auch immer noch Hunde- und Katzenfleisch! gruselig!)

–  Sehr harte Betten (Für Chris ok, für mich weniger 🙂 

– Die hygienischen Zustände sind teilweise grenzwertig. Gespült wird bei den meisten Restaurants in einer großen Plastikwanne direkt an der Straße. Überall liegt Müll herum. Auch gerne neben schönen Restaurants oder Unterkünften (die Vietnamesen kümmern sich um ihre 2 Meter Einfahrt, was links und rechts davon liegt ist egal). In fast allen Unterkünften war für unser Verständnis das Bad nicht sauber.