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SAN FRANCISCO
276. Tag (Donnerstag, 30. Mai 2024)

Ein weiterer langer Reisetag geht zu Ende. Nachdem wir heute morgen kurz nach 4 die Unterkunft verlassen haben (unser super lieber Gastgeber hat uns persönlich zum Flughafen gefahren!), ging es um kurz nach 7 Uhr in die Luft. 8 Stunden Flug, in denen wir uns dank einem freien Sitzplatz neben uns ausbreiten konnten. Irgendwie geht die Zeit dann doch immer schneller rum als gedacht. Ein paar Filme und schon landeten wir auf amerikanischem Boden. In San Francisco sind wir ja tatsächlich nur „gelandet“, weil der Flug von Tahiti nach Costa Rica deutlich teurer gewesen wäre, als ein Flug über die USA. Kein Problem für uns, denn wir sind ja flexibel und hatten gegen einen kleinen Zwischenstopp in Kalifornien nichts einzuwenden 🙂
Wir ließen uns von einem Uber zur Unterkunft fahren und machten uns noch schnell auf den Weg zu einem nahegelegenen Supermarkt. Unser Wohnviertel wirkt sicher und ruhig. Im Dunkeln wollten/sollten wir aber auch nicht unbedingt herumlaufen. Hier wird es glücklicherweise erst ab 20:30 Uhr dunkel und gegen 21 Uhr waren wir auch wieder zurück in der Unterkunft. Nach dem langen Tag waren wir ganz schön erledigt. Wir überlegten uns noch, welche Sehenswürdigkeiten wir morgen ansteuern würden und gingen dann bald schlafen. Morgen geht es dann in die Innenstadt zum klassischen Sightseeing. Chris ist schon sehr gespannt. Ich war vor 17 Jahren (oje, ich werde alt) schon mal hier und freue mich sehr darauf, die Highlights nochmal zu sehen.

277. Tag (Freitag, 31. Mai 2024)

Heute haben wir uns auf Sightseeingtour gemacht. Die Temperaturen sind hier mit 20 Grad deutlich kühler als auf Tahiti. Dazu kommt ein kräftiger Wind, der durch alle Schichten pfeift und uns wieder zu Wollmützen und Fleecejacken greifen ließ. Unsere Unterkunft liegt im Vorort Silver Terrace, denn in der Innenstadt war es einfach unbezahlbar. Eine einstündige Busfahrt brachte uns ins Zentrum. Dabei haben wir auch gleich die unschönen Seiten der Stadt zu sehen bekommen. Mit uns fuhren viele komisch aussehende Gestalten und viele alte Menschen, die hilfsbedürftig wirkten. Als wir während der Fahrt einer älteren Dame, die zustieg unseren Platz anboten, stand daraufhin die Frau, die zuvor neben mir saß auf und beleidigte uns in unverständlichem Englisch (vielleicht auch besser so). Dabei holte sie sogar mit dem Arm aus und marschierte dann wutentbrannt an uns vorbei. Da sie von hinten kam, habe ich mich ziemlich erschrocken. Vermutlich hat diese Person psychische Probleme, denn sie pöbelte weitere Leute an und gestikulierte wild herum, bevor sie ausstieg. Willkommen in Amerika! Ein schöner Start in den Tag sieht doch irgendwie anders aus! Wir waren ganz froh, als wir endlich ankamen und aus dem Bus raus konnten.
Unser erster Stopp war der berühmte Pier 39. Das Highlight dort sind die Seehunde, die auf hölzernen Plattformen im Hafenbecken liegen und die man schon von weitem hört. Die Seehund- Sonnenliegeplätze sind limitiert und so beschweren sich die Tiere lautstark, sobald ein anderes aus dem Wasser schnellt, über die liegenden Tiere robbt und sich zwischen seine Artgenossen quetscht. Man fühlte sich wie in einer Tierdoku. Dank dem sicheren Gewässer des Hafenbeckens (draußen auf dem Meer lauern Haie und Orcas) sind die Seehunde seit Jahrzehnten dauerhafte Gäste am Pier und lassen sich von uns Menschen überhaupt nicht stören. Der Rest des Piers besteht in erster Linie aus Souvenirläden und Restaurants. Einen Weihnachts Shop, in dem ganzjährig Weihnachtsdekoration verkauft wird, gibt es, genauso wie einen Laden, der nur Badeenten anbietet. Schon ein wenig verrückt!


Natürlich haben wir auch die „Bubba Gump Shrimp Factory“ besucht und Chris hat auf der Bank mit Forrest Gump Turnschuhen und der Pralinenschachtel posiert. Vor 17 Jahren war die Lage mehr im Mittelpunkt und ich erinnere mich sogar noch an den Tom Hanks Imitator auf der Bank. Heute steht sie recht versteckt neben Putzwägen in einer Ecke. Der Film ist natürlich mittlerweile auch 30 Jahre alt und nicht mehr so populär, wie noch damals. Neben ein paar Shows, die auf einer Bühne im Zentrum des Piers stattfinden, (wir waren während einer Magic Show da, die noch „ausbaufähig“ war) gab es nicht viel zu sehen. Mir persönlich hat es „damals“ besser gefallen, für die Seehunde lohnte sich der Besuch aber allemal.
Wir liefen weiter zum Fisherman’s Wharf und sahen uns dort ein bisschen im Hafenviertel um. Hier trafen wir erneut auf einen geistig verwirrten und obdachlos aussehenden Mann, der Chris im vorbeigehen beschimpfte. Wir fragten uns, was denn hier mit den Leuten los ist. Es scheint hier jede Menge geistig verwirrte und obdachlose Menschen zu geben, um die sich niemand kümmert und die sich komplett selbst überlassen sind (das war allerdings auch vor 17 Jahren schon so). Wir hoffen, damit haben wir unser Pensum an komischen Begegnungen für die nächsten 5 Tage abgedeckt. Wir liefen weiter und steuerten auf die Golden Gate Bridge zu. Dabei passierten wir die schönen Straßen der „Pacific Heights“. Das noble Viertel hat neben den steilen Straßen, für die die Stadt bekannt ist, auch jede Menge toller Architektur zu bieten. Die Häuser im viktorianischen Stil hatten wunderschöne Fassaden und waren in tollen Farben gestrichen und verziert. Hier war es auch deutlich ruhiger und menschenleerer. Nach einer kleinen Kaffeepause ging es weiter durchs „Crissy Field“ am Strand entlang zur „Golden Gate Bridge“.


Natürlich sieht man sie schon aus weiter Ferne. Die Sicht war heute aber recht diesig, deswegen liefen wir so weit wie möglich zur Brücke, um sie schön fotografieren zu können. Unter der Brücke waren jede Menge Windsurfer auf dem Wasser und an den Stegen wurde fleißig geangelt. Wir sahen viele Möwen, die hier extrem groß sind und auch die noch größeren Pelikane über uns hinwegfliegen. Auf dem Rückweg liefen wir durch den schönen „Persidio Park“ und am „Palace of fine Arts“ vorbei.

Der riesige Palast im griechisch- römischen Stil war mit seinen Säulengängen wirklich beeindruckend. Dank der schon tiefer liegenden Sonne machten wir auch hier sehr schöne Fotos. Danach waren wir ganz schön müde, hungrig und zunehmend fußlahm. Wir fanden ein indisches Restaurant, in dem wir sehr lecker aßen und neue Energie tanken konnten. Anschließend erklommen wir die steile Divisadero Street bis zum höchsten Punkt. Die Straßen sind schon verflixt steil! (über 30 Prozent Steigung). Etwas aus der Puste bewunderten wir „oben“ angekommen, die schönen Häuser und die Aussicht. Toll zu sehen, wie sich die Straßen schnurgerade durch die hügelige Stadt ziehen.
Auf dem Weg „talwärts“ hielten wir noch am Haus der Serie „Full House“ und bei den sog. „Painted Ladies“. Die sechs identischen Häuser in verschiedenen Farben sind sehr ikonisch für San Francisco und wurden schon in vielen Filmen oder Serien wie „Charmed“ gezeigt. Ein toller Abschluss für einen ereignisreichen Tag. Anschließend liefen wir zum Bus und fuhren (ohne „Zwischenfälle“) zurück zur Unterkunft. Wir kamen kurz vor 21 Uhr an, als die Sonne unterging. Nach 20 gelaufenen Kilometern freuten wir uns nur noch auf eine heiße Dusche und unser Bett.

278. Tag (Samstag, 01. Juni 2024)

Heute tauchten wir ein bisschen in die amerikanische Geschichte ein. Wir besuchten die berühmte Gefängnisinsel „Alcatraz“. Viele spannende Geschichten ranken sich um dieses einzigartige Gefängnis. Wir buchten eine Bootsüberfahrt zur Insel und einen Audioguide für das Gefängnis. Das Wetter spielte auch heute wieder super mit und wir hatten wolkenfreien Himmel und strahlendem Sonnenschein. Den starken, eiskalten Wind bekommt man in dieser Stadt einfach immer gratis dazu, egal zu welchem Wetter. Schon die Schiffsfahrt war toll. Wir hatten einen super Blick auf die Stadt, Alcatraz und natürlich auch wieder auf die Golden Gate Bridge. Nach dem Anlegen erkundeten wir die Insel.

Sie ist 550 Meter lang, 205 Meter breit und an der höchsten Stelle 41 Meter hoch. Sie liegt 2 km vor dem Festland und ist von der San Francisco Bay gut zu sehen. Mittlerweile wohnt hier kein Mensch mehr, dafür ist die Insel zu einem Nistplatz für zahlreiche Meeresvögel geworden. Teile der Insel und der Gefängnisanlage sind zur Brutzeit gesperrt, um den Tieren den nötigen Platz und Ruhe zu gewährleisten. Wir waren zur Brutzeit vor Ort und sahen jede Menge Taubenteisten, Meerscharben, Möwen und Schmuckreiher auf der Insel brüten. Das Gelände um das Hauptgebäude des Gefängnisses ist mittlerweile mit vielen bunten Blumen und Pflanzen überwuchert. Angelegte Wege führten uns vorbei an den ehemaligen Nebengebäuden und Wärterunterkünften. Am höchsten Punkt der Insel steht ein Leuchtturm, der schon ab 1854 in Betrieb genommen wurde.
Zu der Zeit wurde auch das Fort Alcatraz auf der Insel errichtet, das schon damals für Kriegsgefangene genutzt wurde. Der Ziegelbau wurde über die Jahre allerdings instabil und so wurde das Gefängnis und der Leuchtturm, die heute noch auf der Insel stehen, 1909 neu gebaut. Ab 1934 wurde Alcatraz dann zu dem Bundesgefängnis umfunktioniert, für das es bis heute bekannt ist. Es ging als „The Rock“ (da die gesamte Insel nur aus Stein besteht), als fluchtunmögliches Gefängnis in die Geschichte ein. Der Audioguide zum Inneren des Gefängnisses war super toll gemacht und lotste uns Gang für Gang und Raum für Raum durch die Anlage. Wir besuchten den Zellentrakt, den Speisesaal, die Bücherei, die Isolationshaft und den Hof für den Freigang. Durch Hintergrundgeräusche und die persönlichen Geschichten realer Insassen und damaligen Wärter, wurde die Tour zu einem echten Erlebnis. Im Schnitt hatten die Häftlinge dort einen zehnjährigen Aufenthalt und bekamen nur einmal im Monat für eine Stunde Besuch. Wir bestaunten komplett eingerichteten Zellen aus der Zeit (1934-1963) und durften auch eine der Isolationszellen betreten. In diesen wurden die Insassen bis zu 18 Tage am Stück eingesperrt. Dabei mussten sie tagsüber komplett im Dunkeln ausharren und wurden nachts konstant beleuchtet. Überall hohe Wände und vergitterte Fenster, die den Insassen nie einen Blick nach draußen ermöglichten.


Wir verspürten oft ein beklemmendes Gefühl, vor allem bei der Größe der Zellen: 1,52 x 2,74 Meter. Darin befand sich ein kleines Waschbecken, eine Toilette und ein Bett. Die Häftlinge hielten sich darin die meiste Zeit des Tages auf. Freigang auf den Hof, einen Besuch in der Bibliothek, oder eine Arbeitsbeschäftigung bekam nur, wer sich durch gute Führung auszeichnete. Alcatraz galt während seiner gesamten Zeit als Hochsicherheitsgefängnis für Insassen, die als besonders schwierig, oder gefährlich eingestuft wurden. Einer der wohl bekanntesten Insassen war der Gangster „Al Capone“, der von 1934 -1939 in Alcatraz inhaftiert war.
In den 29 Jahren der Nutzung waren insgesamt 1567 Häftlinge auf der Insel inhaftiert, davon nie mehr als 300 Männer gleichzeitig.
Neben den bewegenden Geschichten der Inhaftierten erfuhren wir auch einiges über die Fluchtversuche aus Alcatraz. Die Insassen durften z.B. immer mit warmen Wasser duschen, um sie bei einem eventuellen Fluchtversuch nicht für das kalte Meerwasser abzuhärten. In den 29 Jahren gab es nur ganze 14 Fluchtversuche. Sie scheiterten so ziemlich alle, bis auf die wohl bekannteste Flucht von 1962. Dabei verschwanden 3 Häftlinge (Frank Morris und die Gebrüder John und Clarence Anglin) aus ihren Zellen. Sie hatten sich einen Weg durch die Belüftungsgitter ihrer Zellen freigegraben. Das Gemäuer war über die vielen Jahre brüchig geworden und so gruben sie sich mit geschmuggelten Essbesteck aus Stahl aus ihren Zellen. Sie bastelten sogar echt aussehende Kopfattrappen und legten sie in ihre Betten, um so lange wie möglich unentdeckt zu bleiben. Sie hatten sich eine Art Schlauchboot aus Regenmänteln und Klebstoff gefertigt und verschwanden damit von der Insel.


Als am nächsten Morgen ihr Verschwinden festgestellt wurde, hatten die Ganoven bereits 9 Stunden Vorsprung. Teile ihrer Schwimmhilfen wurden an Land gespült und anschließend von Fischern gefunden. Man vermutete damals, die Flüchtigen wären ertrunken. Man fand allerdings nie die Leichen, was aufgrund der starken Strömungen in der Bucht nicht ungewöhnlich gewesen wäre. Dennoch hält sich bis heute das Gerücht einer erfolgreichen Flucht. Ein Brief der 2013 bei der Polizei von San Francisco einging, soll von einem der 3 Ausbrecher verfasst worden sein. Darin beschreibt dieser die damals erfolgreiche Flucht. Bis heute konnte das FBI nicht eindeutig klären, ob es sich dabei um die Wahrheit handelt. Auf jeden Fall eine spannende Geschichte und ein toller historischer Ort, dessen Besuch sich für uns voll gelohnt hat.
1963 kam es dann zur endgültigen Schließung des Gefängnisses. Das Gebäude war durch das Salzwasser und Korrosion ziemlich marode und der Aspekt, das Gefängnisse weniger auf Abschreckung und mehr auf Rehabilitation setzen sollten, kam auf. 1964 wurde die Insel dann von Indianern besetzt, um für die Durchsetzung des Vertrags von Fort Laramie zu demonstrieren. Dieser Vertrag gewährt den Ureinwohnern die Nutzung von ehemaligen Bundesgebiet, falls dieses nicht mehr gebraucht werden würde. Die Besetzungen gingen über mehrere Jahre und waren im November 1969 mit großem Presseecho sehr populär. 1971 räumte die US- Regierung die Insel und riegelte sie ab. Ein Umbau des Gefängnisses in ein Casino im darauffolgenden Jahr scheiterte und so wurde die Insel 1972 der Öffentlichkeit zugänglich gemacht.


Seit 2011 gibt es eine Dauerausstellung zur Besetzung im „American Indian Cultural Center“, einem Teil des Gefängnisses. Hier finden auch heute noch regelmäßig Lesungen und Vorträge zu den Ureinwohnern Amerikas statt.
Somit ist die Insel nicht nur ein Historic District, Vogelschutzgebiet und Teil der Golden Gate National Recreation Area, sondern auch eine beliebte Touristenattraktion. Wir hatten einen tollen Tag auf Alcatraz und sind froh, dass wir uns dafür so viel Zeit genommen haben.
Der Tag verlief übrigens ganz ohne „komische Begegnungen“. Wir unterhielten uns im Bus sehr nett mit Barbara einer Uniprofessorin, die schon öfter in Deutschland war. Sie gab uns auch noch ein paar Tipps für die Gegend. Schön das es in San Francisco auch so gehen kann 🙂
279. Tag (Sonntag, 02. Juni 2024)
Heute nahmen wir den zweiten Stadtrundgang in Angriff. Wir fuhren bis zum Union Square, dem Zentrum San Franciscos. Die Hauptstraße, die mit vielen imposanten Gebäuden bestückt ist, führte uns gen Norden Richtung Chinatown. Dieses Viertel sieht richtig authentisch aus, besonders das schöne „Dragon Gate“, durch das man Chinatown betritt. Wir liefen immer weiter nördlich, vorbei am „Columbus Tower“. Das mittlerweile grünlich angelaufene Kupfer-Gebäude im „Flatiron Stil“ ist ein echter Blickfang. Es ist auch als „Sentinel Building“ bekannt und gehört dem berühmten Regisseur Francis Ford Coppola. Darin befindet sich auch sein Filmstudio American Zoetrope und ein gleichnamiges Cafe im Erdgeschoss. Schaut man am Columbus Tower vorbei die Straße hinunter, erblickt man die „Transamerica Pyramid“. Der 260 Meter hohe Wolkenkratzer in Pyramidenform war bis 2018 das höchste Gebäude San Franciscos. Wir liefen weiter Richtung Norden und erblickten den „Coit Tower“.


Der Aussichtsturm, der auf dem Telegraph Hill steht, kam uns so nah vor, dass wir beschlossen ihn auch noch zu besuchen. Der Marsch dorthin entpuppte sich als steiler und länger als erwartet. Aufgeben wollten wir nach dem steilsten Stück dann aber auch nicht mehr und erklommen den letzten Hügel. Etwas aus der Puste stellten wir „oben“ fest, das wir nicht nur in einem sehr schönen und ruhigen Wohnviertel angekommen waren, sondern das man vom Telegraph Hill auch einen tollen Blick über die gesamte Stadt hat. Der „Aufstieg“ hatte sich auf jeden Fall gelohnt. Hier erspähten wir auch schon unser nächstes Ziel: Die Lombard Street.
Die Straße ist insgesamt 4,5 km lang und verbindet den „Telegraph Hill“ mit „Persidio“, dem historischen Militärstützpunkt nahe der Golden Gate Bridge. Der interessanteste Teil der Lombard Street ist aber wohl der extrem kurvige und steile Abschnitt an der der Spitze des nächsten Hügels. Durch reichlich Bepflanzung in den Zwischensegmenten der 8 Kurven kann man als Fußgänger die enge gewundene Form der Straße nicht wirklich festhalten, da man nicht auf, sondern nur neben der Straße laufen darf. Das hält die Touristenströme allerdings nicht davon ab, in Scharen zu kommen. Wir marschierten mit hunderten von Menschen die Stufen neben der Lombard Street hinauf. Als Autofahrer hat man da schon mehr von dem Erlebnis. Da die Straße eine Einbahnstraße ist, darf sie nur „herunter“ gefahren werden. Eine lange Schlange an Autos wartete schon hinter dem Hügel, um die kurvige Straße mit max. 5 Meilen pro Stunde herunter zu zuckeln. Komisch, warum ausgerechnet dieser Teil zu so einer großen Touristenattraktion geworden ist. Ich habe die Lombard Street vor 17 Jahren befahren und nun auch abgelaufen und kann den „Hype“ nicht ganz nachvollziehen. Nachdem wir den Hügel auf der anderen Seite wieder heruntergelaufen waren, brauchten wir erst einmal eine Pause.


Wir fanden ein vietnamesisches Restaurant und aßen dort. Frisch gestärkt beschlossen wir, wieder zurück zum Union Square zu laufen. Dort fuhr nicht nur unser Bus, wir konnten dort an einem Automaten auch unsere Bustickets für weitere Fahrten neu aufladen. Wir liefen und liefen durch schöne Wohnviertel, bis wir uns plötzlich in einer weniger schönen Gegend wiederfanden. Einmal „falsch abgebogen“ fanden wir uns in einer Gegend mit jeder Menge Obdachlosen wieder. Viele liefen unkontrolliert und vermutlich auf Drogen oder betrunken auf der Straße. Zelte und Unterkünfte aus Pappkartons dienten als Schlafplätze. Wir liefen zügig die Straße hinunter und hofften beim nächsten Block auf bessere Umstände. Gefühlt wurde es mit jedem Blick in die nächste Seitenstraße nur „schlimmer“. Wir waren komischerweise nur wenige Minuten vom Union Square entfernt. Verrückt, wie unterschiedlich die Innenstadt wahrgenommen werden kann, je nachdem welche Straße man nimmt. Viele renommierte Hotels befinden sich hier, wo verwahrloste Menschen auf der Straße liegen. Da hat man schon bei Tag ein mulmiges Gefühl, das möchte man sich Nachts gar nicht erst vorstellen. Da zahlt man eine Menge Geld für ein Hotel in der Innenstadt und kann abends gar nicht mehr vor die Tür! Wir waren froh, als wir wieder im geschäftigen Treiben des Union Square ankamen, ohne behelligt worden zu sein. Ich erinnere mich, dass auch schon vor 17 Jahren viele Obdachlose in der Stadt kampierten. Durch die Pandemie hat sich die Situation nur verschlimmert. Zusätzlich nimmt der Drogenkonsum immer größere Ausmaße an. Die Stadt scheint dem hilflos gegenüber zu stehen. Wir sind mittlerweile ganz froh, im „ruhigen“ Vorort zu wohnen und fahren lieber eine Stunde Bus, als in der Stadt zu übernachten. Nach 3 Tagen spüren wir auch ganz schön unsere Füße. Wir setzten uns in den Bus und fuhren zurück zur Unterkunft, bevor es dunkel wurde.
280. Tag (Monta, 03. Juni 2024)

Das Wetter hat sich heute mal typisch für die Gegend gezeigt: Nebel wohin man auch sah. Wir konnten gerade so 150 Meter weit blicken, bevor alles im trüben Dunst verschwand. Einziger Vorteil: der kalte Wind blieb dafür mal aus. Hier scheint es nur entweder/oder zu geben. Da war uns der Wind und dafür Sonnenschein dann doch lieber. Den soll es ab morgen auch wieder geben, deswegen haben wir die für heute geplante Cable Car Fahrt auf gleich auf morgen verschoben.
Wir beschlossen es heute ein wenig ruhiger angehen zu lassen und verließen erst kurz vor Mittag die Unterkunft. Da die meisten Museen heute leider geschlossen haben und die, die offen waren, uns einfach zu teuer erschienen, entschieden wir uns für die Natur. Wir fuhren in den „Golden Gate Bridge Park“ und sahen uns dort ein wenig um. Hier gibt es botanische Gärten, die wir uns eigentlich gerne anschauen wollten. Vor Ort stellten wir fest, dass die Gärten nach verschiedenen Themen aufgeteilt sind und jeder Garten einen extra Eintritt von 15 Dollar verlangt. Das war uns zu teuer und so besuchten wir nur den kostenlosen Teil. In einem riesigen blühenden Busch entdeckten wir tatsächlich Kolibris! Die kleinen Vögel sind unheimlich schnell und beim Trinken aus den Blüten konnten wir sie leider nicht filmen, weil die Kamera mit den flinken Tierchen nicht mithalten konnte. Wir haben sie beide noch nie live gesehen und waren ganz verzaubert. Wir liefen immer weiter durch den Park, bis wir ans Meer kamen. Von der Straße aus konnte man das Wasser aufgrund des dichten Nebels gar nicht sehen.


Nur das Rauschen der Wellen versicherte uns, dass es da war. Wirklich verrückt, wie dicht der Nebel hier ist. Dieses Naturschauspiel ereignet sich sehr oft über San Francisco, da warme Luftströme aus der Sierra Nevada hier auf die kühle und feuchte Luft des Pazifiks treffen. Wir merkten erst heute, welches Glück wir die letzten drei Tage mit dem Wetter hatten! Trotz Nebel liefen wir entlang des Ozeans zum sogenannten „Lands End“. Hier hatten wir von einer Aussichtsplattform einen tollen Blick auf die Küste. Der Nebel gibt der Umgebung etwas mystisches. Viele Meeresvögel, darunter ein ganzer Schwarm Pelikane, tauchte vor uns auf und verschwand nach wenigen Metern wieder im Dunst. Auch irgendwie toll. Wir kehrten dem Meer den Rücken und liefen wieder zurück Richtung Stadt. Wir durchquerten Outer Richmond und irgendwann kam auch die Sonne wieder heraus, gefolgt vom typischen Wind, den wir nicht vermisst hatten. Mittlerweile war es schon später Nachmittag und wir suchten uns ein Restaurant zum Essen. Montags haben auch hier fast alle Restaurants geschlossen und so mussten wir ein bisschen suchen, bis wir etwas fanden. In einem vietnamesischen Restaurant aßen wir das beste vietnamesische Essen, seit wir Vietnam verlassen haben. So lecker! Das weckte schöne Erinnerungen an Hanoi 🙂
Wir machten noch Halt im Supermarkt und bei der Post und kamen schließlich zu einer Bushaltestelle, die uns zurück zur Unterkunft brachte. Obwohl wir uns gar nicht so viel vorgenommen hatten, wurden es auch heute wieder 12 Kilometer zu Fuß. Chris hat schon richtige Schmerzen im Schienbein! Morgen werden wir unser Cable Car Ticket nutzen und uns viel herumfahren lassen!
281. Tag (Dienstag, 04. Juni 2024)
Unser letzter Tag in San Francisco! Das Wetter hat sich heute noch einmal von seiner besten Seite gezeigt. Bei über 20 Grad, blauem Himmel und Sonnenschein, war sogar der Wind heute angenehm und warm im Vergleich zu den letzten Tagen. Perfekt also für einen abschließenden Besuch. Da wir so ziemlich alle Sehenswürdigkeiten schon zu Fuß abgelaufen sind, beschlossen wir unsere schmerzenden Fußsohlen heute etwas weniger zu beanspruchen. Wir kauften uns Downtown ein Tagesticket für die „Cable Car“ und sprangen gleich auf. Die Stadt ist berühmt für ihre ikonischen Kabelstraßenbahnen, die zum ersten Mal 1873 in Betrieb genommen wurden. Heute sind davon noch 3 Linien erhalten, die seit 1964 tagtäglich durch die Stadt rattern. Sie gehörten zu den Nationaldenkmälern Amerikas und es macht einfach Spaß, mitzufahren. Die Fahrer haben alle gute Laune und freuen sich über jeden interessierten Fahrgast. Man kann entweder in der hölzernen Fahrkabine sitzen, oder auf einer der Außenbänke das Gesicht in den Wind halten. Wenn die Sitzplätze schon belegt sind und man mutig ist, kann man auch ganz am Rand stehen und sich an einer der Stangen festhalten. Bei entgegenkommendem Verkehr, muss man dann aber den Bauch einziehen, um nicht anzustoßen.


Wir haben selbstverständlich alle Variationen getestet und sind auch mit allen Linien gefahren. Besonders die steilen Straßen ersparten wir uns so zu Fuß. Ein bisschen gelaufen sind wir dann aber doch noch, als wir uns noch das Viertel „Haight Ashbury“ anschauten. Das ehemalige Hippieviertel zog in den 60er Jahren viele Berühmtheiten an. Neben Janis Joplin hatten auch Jimi Hendrix und Jefferson Airplane dort zeitweise ihren Wohnsitz und prägten die Musikkultur der damaligen Zeit. Die bunten Häuser, die mittlerweile natürlich neue Bewohner haben, sind auf einer Karte im Viertel markiert und können besucht werden.
Neben hippen Läden und jeder Menge bunter Wandmalerei stachen für uns leider auch die vielen Obdachlosen und Drogenabhängigen ins Auge. Schwierig, wenn man kaum auf der Straße laufen kann, ohne über irgendjemanden zu stolpern. Uns war der Gehweg zu dicht besetzt mit zugedröhnten Gestalten und so bogen wir schnellstmöglich ins ruhigere Wohnviertel ab. Hier warteten wieder jede Menge schön verzierter, viktorianischer Häuser auf uns. Wir fotografierten noch ein paar der ikonischen Hausreihen, besuchten das Haus von Janis Joplin und den Ort, an dem Jimi Hendrix damals seine Jam Sessions abgehalten haben soll. Danach liefen wir durch den angrenzenden Park eine Stunde zurück zur Cable Car Station. Wir fuhren nochmal mit der Bahn zurück Richtung Innenstadt und gingen dort Abendessen.


Wir kauften noch glutenfreie Cookies bei Trader Joeˋs (mein neuer Lieblingsladen) und machten uns ein letztes Mal mit dem Bus auf den Heimweg zurück zur Unterkunft. Ein schöner Abschluss für eine tolle Stadt, die besonders bei Sonnenschein einen Besuch wert ist, trotz der hohen Zahl an Obdachlosen, Kriminellen und Drogenabhängigen. Passiert ist uns zum Glück nie etwas, trotzdem haben wir uns in 9 Monaten Weltreise hier zum ersten Mal nicht wirklich sicher gefühlt. Wir sind gespannt, wie wir den anderen Teil des Landes empfinden (Miami nach New York), den wir in 3 Wochen besuchen werden. Morgen geht’s aber erst einmal weiter nach Costa Rica. Wir freuen uns schon darauf 🙂
282. Tag (Mittwoch, 05. Juni 2024)
Auch heute steht uns wieder ein langer Reisetag bevor. Wir verließen unsere Unterkunft am Vormittag und ließen uns per Uber zum Flughafen fahren. Ein Gepäckwagen kostet hier 8 Dollar! Verrückt, da es sie bei der Ankunft umsonst gibt. Tatsächlich standen viele der Wägen eine Etage tiefer umsonst herum. Das Geld haben wir uns schon mal gespart 🙂 Dafür gab es gleich einen Kaffee bei Starbucks und eine endlose Wartedauer, bis unser Flug abends um 19 Uhr gehen sollte. Mit Zwischenstopp in Panama City werden wir erst morgen früh in Costa Rica ankommen. Reisetage sind nie unsere Lieblingstage, aber sie gehören nunmal dazu.
