HERVEY BAY & MACKAY
211. Tag (Mittwoch, 27. März 2024)

Ich habe heute Geburtstag! Leider ist mein Wunsch nach schönerem Wetter nicht in Erfüllung gegangen. Auch hier in unserem neuen Ziel Hervey Bay regnet es seit gestern ununterbrochen. Laut Wetterbericht soll das bis zum Wochenende auch noch so bleiben. Nach 4 Tagen Dauerregen haben wir aber beschlossen, uns davon nicht mehr die Laune verderben zu lassen. Und heute erst recht nicht!
Als Geburtstagsgeschenk hat Chris einen Ausflug zur „Tin Can Bay“ geplant. Hier kann man beim „Barnacles Dolphin Center“ wilde Delfine sehen und darf sie auch füttern. Die Delfine kommen täglich nur für eine Stunde morgens zwischen 7 und 8 Uhr in die Bucht. Da wir 1,5 Autostunden entfernt wohnen, mussten wir ziemlich früh aufstehen. Während der Fahrt regnete es heftig und ich hoffte fest auf besseres Wetter bei den Delfinen. Mein Wunsch wurde erfüllt und es nieselte nur leicht während unserer Besuchszeit. Die kleine Schule aus Delfinen umfasst 8 Tiere. Sie werden dort seit Jahren von ehrenamtlichen Mitgliedern gefüttert und beobachtet. Durch dieses tägliche Ritual vertrauen die Delfine den Menschen und bringen auch ihre Jungtiere mit zur Fütterung. Heute kamen 6 der 8 Tiere zur Fütterung. Sie werden dabei weder angefasst, noch gestreichelt oder irgendwie trainiert, um ihnen nicht ungewollt Krankheiten zu übertragen und sie nicht in ihrem natürlichen Lebensraum einzuschränken. Es sind wilde Tiere, die kommen und gehen wie sie wollen. Das Team erzählte uns spannende Details zu jedem der Tiere.


Sie sind unglaublich intelligent und balancierten schon vor der eigentlichen Fütterung Seegras und Blätter auf der Nase. Diese überreichten sie dann einem der Volontäre im Wasser, denn sie wissen, dass sie für ein solches Verhalten einen Fisch als Gegenleistung bekommen. Gegen eine kleine Gebühr darf man die Delfinen auch selbst füttern. Unter Anleitung und Aufsicht der 4 zuständigen Teammitglieder durfte man bis zu den Knien ins Wasser zu den Delfinen. Sie schwimmen sehr nahe heran und beobachten alles aufmerksam. So nahe komme ich einem Delfin vermutlich nie wieder in meinem Leben. Es war unglaublich toll. Das junge Männchen, das ich füttern durfte, entkam vor wenigen Monaten nur knapp einer Haiattacke. Er wurde seitlich am Kopf gebissen und trug eine riesige klaffende Wunde davon. Dank des aufmerksamen Teams konnte ein Tierarzt gerufen werden, der ihn während der Fütterung vorsichtig untersuchte. Ihm wurden über mehrere Tage Antibiotika über den Fisch gegeben und er erholte sich. Delfine haben eine 300 Mal bessere Wundheilung als Menschen. Unglaublich, dass er das überlebt hat.
Die Narbe am Kopf war deutlich zu sehen, als er sich auf die Seite drehte. Ich hielt einen Fisch vorsichtig unter Wasser und der Delfin nahm ihn ganz vorsichtig aus meiner Hand. Diese schlauen Tiere wissen, dass es genug Futter für alle gibt und so gibt es keine Streitereien. Sie bleiben auch beim jeweiligen Teammitglied, das immer den ersten und letzten Fisch verfüttert. Sobald alle Delfine ihren letzten Fisch zeitgleich gefüttert bekommen haben, hält das Team die leeren Eimer hoch. So wissen die Tiere, dass die Fütterung beendet ist und schwimmen zurück ins Meer. Eine wunderschöne Erfahrung mit vielen lehrreichen Informationen über diese tollen Tiere. Schöner hätte ich mir meinen Geburtstag nicht vorstellen können.


Wir fuhren zurück in unseren Ort, wo es noch ein leckeres Frühstück gab. Nachmittags regnete es leider wieder heftig, so nutzten wir die Zeit zum Wäschewaschen und Tagebuch schreiben. Abends wurde ich von Chris noch zum Essen ausgeführt. Wir fanden ein sehr leckeres Thairestaurant (es war echt mal wieder Zeit für Wohlfühlessen!) und stießen auf mich an.
Ein toller Tag und ein toller Geburtstag 🙂
212. Tag (Donnerstag, 28. März 2024)
Wir wachten heute morgen auf und die Sonne schien! Unglaublich nach 5 Tagen Dauerregen. Nach dem Frühstück liefen wir in den schönen Stadtpark von Urangan. Wir hatten keine Erwartungshaltung und waren einfach froh, trocken draußen herumlaufen zu können. Der Park entpuppte sich als wahrer Tiermagnet. Wir sahen viele Vögel, unter anderem die großen Australibise und neben Enten auch viele Schildkröten im Wasser. Während wir dabei waren, die Schildkröten zu fotografieren, marschierte ein großer Waran vor unseren Füßen das Teichufer entlang. Wir entdeckten später noch einen weiteren im Park, der eine hohe Palme hinauf kletterte. Wir wussten gar nicht, dass diese großen Echsen so gut klettern können!



Anscheinend werden die Schildkröten und Enten trotz der vielen Verbotsschilder hier im Park gefüttert, denn als wir auf einer kleinen Brücke stehen blieben, versammelten sich alle Tiere im Teich unter uns und sahen uns auffordernd an. Sie kamen zu jeder Stelle des Teiches, an der wir eine Weile stehen blieben. Schon komisch wenn man von einer Horde Schildkröten und Enten verfolgt wird! Ein Orchideenhaus und einen chinesischen Garten gab es ebenfalls im Park. Wie immer alles kostenlos. Der Ausflug hat sich richtig gelohnt! Danach liefen wir zurück zur Unterkunft und mussten erst einmal einen Liter trinken. Heute ist es unfassbar schwül und heiß. Kein Wunder, dass es hier Regenwald gibt und überall Palmen stehen. Wüssten wir es nicht besser, könnte man bei diesem Klima denken, man wäre in Vietnam oder Thailand zur Regenzeit. Der Bundesstaat Queensland, in dem wir uns mittlerweile befinden, ist deutlich tropischer als der Süden Australiens.
Wir fuhren anschließend noch zum Pier der Hervey Bay. Er ragt fast 1 Kilometer aufs Meer hinaus und zählt somit zu den längsten Pieren Australiens. Von hier aus kann man Angler und Vögel beim Fischen beobachten. Die schnellen und wendigen Seeschwalben zu beobachten war sehr faszinierend. Sie scheinen mühelos zu fliegen, trotz der kräftigen Meeresbrise. Blitzschnell schießen sie aus 20 Metern Höhe ins Wasser und erbeuten dort kleine Fische. Bei guter Sicht kann man hier kleine Fischschwärme und manchmal auch Delfine sehen. Die Sicht war leider nur mäßig, allerdings entdeckten wir dank anderer Besucher einen Rochen, der gemütlich nur wenige Zentimeter unter der Wasseroberfläche den Steg entlang Richtung Ozean schwamm. Der Wind wurde immer stärker und auf unserem Rückweg brauten sich dicke Regenwolken zusammen. Wir schafften es gerade noch so zum Auto, bevor es richtig anfing zu regnen. Gut, dass wir heute schon so viel gesehen haben, denn damit war es vorbei mit dem guten Wetter! So war nachmittags noch Zeit für Yoga, die Homepage und Packen. Morgen geht es schon weiter zu unserem nächsten Zwischenstopp auf dem Weg nach Cairns.

213. Tag (Freitag, 29. März 2024)

Auf unserem Weg nach Cairns legten wir noch einen Zwischenstopp mit Übernachtung in Mackay ein. Unsere Fahrt dauerte 8 Stunden und zeigte uns wieder einmal, wie groß dieses Land ist. Uns war klar, dass wir heute und morgen komplett im Auto verbringen würden, denn bis in den Norden der Insel ist es ein ganz schönes Stück. Unsere Fahrt führte uns durch wechselnde Klimazonen und Landschaften. Australiens Natur ist wirklich sehr abwechslungsreich. Der erste Teil der Fahrt wurde von heftigen Regenfällen begleitet. Bei ausgefahrenen Straßen, schlechter Sicht und Aquaplaning wurde die Fahrt echt zur Mutprobe. Irgendwann ließen wir aber den Regen hinter uns und kamen an großen Wäldern vor Bergpanorama vorbei. Dank eines einheimischen Country Senders war die Fahrt auch sehr unterhaltsam 🙂
Bei Einbruch der Dämmerung erreichten wir den Ort Mackay. Im Augenwinkel entdeckte ich Bewegung am Himmel. Bei genauerem Hinsehen entpuppten sich die Umrisse als eine Gruppe Flughunde. Wir parkten so schnell wie möglich, um sie noch per Kamera zu erwischen. Kaum waren wir aus dem Auto ausgestiegen, stellten wir fest, dass das erst der Anfang war. Hunderte von Tieren erhoben sich zeitgleich aus dem Wald und flogen über unsere Köpfe hinweg über die Stadt. Unglaublich, dass wir genau im richtigen Moment vorbei gekommen sind! Ich habe noch nie so viele Tiere von egal welcher Rasse auf einmal gesehen. Es dauerte mehrere Minuten bis alle Tiere vorbeigeflogen waren. Als der Himmel komplett dunkel war und wir nichts mehr sahen, fuhren wir zur Unterkunft nur wenige Minuten weiter.
Hier wich unsere Euphorie allerdings schlagartig dem Grauen. Unser Airbnb entpuppte sich als schäbige, alte Garage mit alten abgenutzten, versifften und fleckigen Möbeln. Die Küchenzeile und die dazugehörigen Töpfe und Pfannen stanken nach altem, ranzigen Fett und man sah die Fett- und Schmutzränder unter den Küchenutensilien am Regalboden kleben. Igitt! Zumindest war das Bad halbwegs sauber, auch wenn alle Armaturen und Oberflächen vergilbt und verrostet waren. Ans Kochen war hier überhaupt nicht zu denken und so fuhren wir in unserer Verzweiflung zu McDonald’s. Etwas anderes hatte am Karfreitag, oder Good Friday, wie er hier heißt, sowieso nicht auf. Dazu kam, dass wir keinerlei Internetverbindung in der Unterkunft hatten. Nach der langen Fahrt war das echt zuviel. Ich war froh um meinen Reiseschlafsack und dass wir nur für eine Nacht bleiben würden. Warum diese Unterkunft 4,7 Sterne auf Airbnb hat ist mir ein heiliges Rätsel! Wir haben dafür stolze 60 Euro für eine Nacht bezahlt und das war wirklich überhaupt nicht gerechtfertigt. Wir beschlossen, am nächsten Morgen früh aufzustehen und die Bude so schnell wie möglich hinter uns zu lassen.
