CANBERRA
191. Tag (Donnerstag, 07. März 2024)

Ein sehr langer Reisetag geht zu Ende. Wir haben heute Vormittag Melbourne verlassen und uns auf den Weg nach Canberra gemacht. Eine fast 11-stündige Autofahrt mit knapp 1000 km! Australien ist einfach gigantisch groß. Das wurde uns heute wieder deutlich bewusst. Wir sind allerdings auch nicht die schnellste Route gefahren (hätte aber auch 8 Stunden gedauert), sondern haben noch einen kleinen Umweg ins Inland gemacht. Hier gibt es neben viel Weideland – abwechselnd mit Schafen, Rindern oder Pferden bestückt – eigentlich nicht viel. Doch wir haben bei unserer Recherche bemalte Silos gesehen, die wir uns aus der Nähe anschauen wollten. Auf dem sogenannten „Silo Art Trail“ findet man tolle Kunst in Form von riesigen Gemälden auf Getreidesilos oder Wassertanks. Wir haben drei davon auf unserem Weg nach Canberra besucht.
Eine tolle Idee, so eine große Fläche schön zu gestalten. Das erste Silo war das größte und zeigte in bunten Farben die einheimische Tierwelt. Beeindruckend gemalt und durch die Zwischenstopps konnten wir den Autositz auch öfter mal verlassen. Die Landschaft ist trotz ihrer Kargheit wirklich schön und veränderte sich immer mehr, je weiter wir in Richtung Canberra kamen. Das Gelände wurde immer hügeliger und bergiger. Wir dachten bis dato ja eigentlich, dass Australien total flach wäre. Dem ist nicht so! Die sogenannte „Great Dividing Range“ trennt die Ostküste vom Inland. Hier kann man im Winter sogar Skifahren! Im wunderschönen, gold roten Licht des Sonnenuntergangs hielten wir auf einer Anhöhe neben einer Farm und fotografierten das Schauspiel. Die Sonnenuntergänge dauern hier ewig und das Licht ist magisch. So schön haben wir sie selbst in Asien nicht gesehen. Dort ist ein Sonnenuntergang allerdings auch nach wenigen Minuten vorbei. Die ganze Schönheit wurde leider nur durch eine Sache getrübt: überfahrene Kängurus am Straßenrand 🙁 und zwar jede Menge! Wir haben auf unserer gesamten Fahrt rund 40 überfahrene Tiere gesehen. Darunter auch ein paar Wallabys (eine kleinere Känguruart). Das hat uns wirklich schockiert.


Als die Dunkelheit hereinbrach, hofften wir inständig, dass uns keines vors Auto hoppeln würde. Leider scheint das recht häufig zu passieren. Im Schnitt sterben jährlich 6000 Kängurus durch Kollision mit Autos. Wer nicht gerade einen großen Geländewagen mit Frontstoßstange fährt, kann selbst zu Schaden kommen. Besonders in der Abenddämmerung und nachts sind die Beuteltiere aktiv und es muss mit Vorsicht gefahren werden.
Wegen der vielen Stopps und des damit verbundenen Umwegs kamen wir erst gegen 21 Uhr in unserer Unterkunft an. Hier haben wir ein gemütliches Studio gemietet, in dem wir uns sofort wohl fühlten. Nach einem Einkauf im nächsten Supermarkt, gefolgt von einem schnellen Abendessen, fielen wir erschöpft ins Bett.
192. Tag (Freitag, 08. März 2024)
Heute war erstmal ausschlafen angesagt. Die langen Fahrten schlauchen doch ganz schön und Chris‘ Ohr ist immer noch angeschlagen. Wir starteten mit einem entspannten Frühstück in den Tag. Es haben sich ein paar To Doˋs aus den letzten Tagen angestaut, die heute mal erledigt werden mussten. Wir haben den neuen Tagebucheintrag über Melbourne online gestellt und ich hatte endlich mal wieder den Platz und die Zeit, um Yoga zu machen. In einem Anfall von Veränderungsdrang schnitt ich mir dann noch ein bisschen die Haare (ich habe mir nach vielen Jahren mal wieder einen Pony geschnitten).
Nachmittags wollten wir noch einen Spaziergang im nahegelegenen Park unternehmen. Der „Mulligans Flat“ Park entpuppte sich als Wildtierreservat. Hier sollte es auch Kängurus geben. Nach den vielen überfahrenen Tieren von gestern hätten wir gerne ein paar lebendige Kängurus herumspringen sehen wollen. Wir mussten nicht lange warten. Schon nach wenigen Metern im Park sahen wir die erste Gruppe unter ein paar Bäumen liegen. Kängurus ziehen sich in der Mittagshitze in den Schatten zurück und werden erst gegen abends wieder aktiv. Heute haben wir es wie die Kängurus gemacht und sind erst gegen 17 Uhr in den Park. Es hatte nur noch 29 Grad und die Sonne stand nicht mehr so hoch am Himmel. Vollauf begeistert pirschten wir uns ein wenig an die Tiere heran. Näher als max. 10 Meter kommt man ihnen aber nicht, bevor sie davon hüpfen. Wir machten viele tolle Fotos und filmten die davon springenden Tiere.


Beim nächsten Parkschild stellten wir fest, dass der vermeintliche Stadtpark doch viel größer ist als gedacht. Genauer gesagt 1,25 Hektar groß ist das Areal, das auch als Schutzeinrichtung für gefährdete Arten dient. Dank Zaun können z.B. Füchse nicht in den Park eindringen (sie stellen eine große Gefahr für viele kleine einheimische Beuteltiere dar). Hunde sind ebenfalls im Park verboten, um die Wildtiere nicht zu stören. Mit jedem Meter ins Innere des Parks entdeckten wir mehr Kängurus und ihre kleineren Verwandten, die Wallabys. Sie sind unglaublich niedlich, wenn sie sich auf ihre Hinterbeine stellen und sich mit den kurzen Ärmchen am Bauch kratzen. Ein Muttertier mit Babykänguru im Beutel (nennt man in Australien übrigens Joey) ließ uns recht nah an sich heran. Wir sahen auch große, muskulöse Männchen, die Aufrecht mindestens so groß waren wie ich. Denen kommt man besser nicht zu nahe. Wir hielten respektvoll Abstand. Meistens sprangen die Beuteltiere aber von selbst davon, sobald wir ihren Weg kreuzen. Bis auf ein paar Spaziergänger und Jogger waren wir ganz alleine im Park. Wir fühlten uns wie im Zoo, nur größer und ohne Gehege. Ein Highlight neben den süßen Kängurus war ein Ameisenigel, der gemütlich den Schotterweg wenige Meter vor uns überquerte.

Außerdem sahen wir noch jede Menge Vögel. Die weiß- gelben Kakadus kannten wir ja schon aus Melbourne. Die scheint es wirklich überall zu geben. Dazu kamen noch wunderschöne, bunte Sittiche, die vor uns her von Baum zu Baum flogen. Den australischen Magpie (Flötenkrähenstar) mit seinem schwarz-weißen Gefieder sieht man hier auch oft. Den Kookaburra (lachender Hans) konnten wir zwar nicht sehen, aber von einem nahegelegenen Baum deutlich hören. Seinen deutschen Namen verdankt er seinem Gesang, das wie ein Lachen klingt. Ein wirklich wundervoller Ausflug! Aus dem kurzen Spaziergang wurde so eine fast dreistündige Exkursion ins australische Tierreich. Da es im Park auch Schlangen und andere nachtaktive Tiere gibt, wollten wir vor Einbruch der Dunkelheit gerne wieder draußen sein. Pünktlich zum Sonnenuntergang erreichten wir den Ausgang. Was für eine tolle Entdeckung! Morgen besuchen wir Canberra.

193. Tag (Samstag, 09. März 2024)

Canberra, die Hauptstadt Australiens, war unser heutiges Ziel. Viele (wir übrigens auch) denken bei der Hauptstadt ja eher an Sydney. Tatsächlich konnte man sich zwischen den größten Städte des Landes, Sydney und Melbourne, nicht einigen und so wurde als Kompromisslösung und Planhauptstadt Canberra bestimmt. Da die Stadt von Naturschutzgebieten und viel Grün umgeben ist, nennt man sie auch „The bush capital“. Hier gibt neben dem Hauptsitz des Parlaments noch einige Museen und viele geometrisch angelegte Strukturen zu besichtigen. Wir haben uns für einen Besuch im neuen Parlamentsgebäude entschieden. Fast schon typisch australisch, wurde kein Eintritt verlangt und alle Mitarbeiter waren wieder einmal so herzlich und freundlich, dass man sie am Liebsten umarmen möchte.

Das „neue“ Parlamentshaus wurde 1988 erbaut und liegt auf dem Capital Hill. Man darf dort neben der Haupthalle auch das Repräsentantenhaus und den Senatssaal besichtigen. In einem kleinen Kino wird der Bau des riesigen Gebäudes gezeigt. Man spürt, dass die Australier sehr stolz auf ihr „Parliament“ sind. Eine lange Galerie mit Ölgemälden zeigt die bisherigen Premierminister des Landes. Auf Fotowänden werden alle Mitarbeiter des Parlaments geehrt. Mir fiel auf, dass hier überdurchschnittlich viele Frauen angestellt sind. Vielleicht läufts deshalb so gut in Australien 😉
Ein spannender Besuch, der uns auch architektonisch gut gefallen hat. Nach einer kleinen Pause im hauseigenen Cafe gingen wir zu Fuß den Capital Hill hinunter. Am Fuße des Hügels liegt das alte Parlamentsgebäude und noch einige weitere Regierungsgebäude. Wir durchquerten einen schönen Rosengarten, der von den Ehefrauen der ersten Parlamentsmitglieder angelegt wurde und stießen schließlich ans Ufer des Lake Griffin. Von dort aus arbeiteten wir uns am Ufer entlang und wieder zurück zum Capital Hill, wo unser Auto geparkt war.
Als Nächstes besuchten wir das Australian War Memorial. Ein Kriegerdenkmal für alle Kriegsveteranen. Dazu gehörte ein ebenfalls kostenloses Museum. Wir dachten uns, ein Besuch könnte nicht schaden und gingen hinein. Das Museumsareal war viel größer als erwartet und die Austellungen wahnsinnig umfangreich. Hier wird vom 1. Weltkrieg bis heute alles an australischer Kriegsgeschichte gezeigt. Die vielen Ausstellungsstücke, Filme und ganze Flugzeuge waren gekonnt in Szene gesetzt. Uns war gar nicht bewusst, dass Australien aufgrund seiner Zugehörigkeit zum Britischen Empire, in so viele Kriege (vor Allem 1.+2. WK) involviert war. Obwohl wir das Meiste nur überflogen haben, waren wir 2 Stunden im Museum, da es so viele Gänge und Nebenräume gab.
Danach waren wir doch ziemlich mit Informationen überladen und beschlossen, nicht noch eine weitere Ausstellung oder Museum zu besuchen. Ein sehr informativer Tag in einer Stadt, die wieder ganz anders war als Melbourne. Morgen geht unsere Reise schon weiter. Nächster Halt: Sydney!

