SIEM REAP – TEIL 2
89. Tag (Sonntag, 26. November 2023)

Unsere Gastgeberin Christy hatte uns gefragt, ob wir mit ihr, ihrer Familie und anderen Gästen auf eine Bootstour gehen wollen. Da wir für heute noch nichts groß geplant hatten, haben wir zugesagt. Mit einem Kleinbus ging es ans Ufer des Tonle Sap Sees. Wir hatten schon über so eine Tour nachgedacht, aber ohne einheimischen Guide kommt man hier auf eigene Faust nicht weit. Praktisch also, dass sie alles schon organisiert hatte und wir gleich ein blaues, zweistöckiges Boot nur für uns hatten.
Unsere Mitreisenden waren auch alle sehr nett und wir haben uns gut unterhalten. An Deck gab es Bier, Wein und Snacks für alle und so schipperten wir los. Die schwimmenden Behausungen auf dem See waren toll anzusehen. Hier funktioniert alles nur mit Booten. Die Einheimischen fahren mit kleinen Kanus von Anleger zu Anleger. Die Häuser sind meist bunt und einfach aus Wellblech gebaut. Die Menschen werfen ihre Netze direkt vor ihren Häusern ins Wasser. Es war sehr interessant, aus nächster Nähe zu sehen, wie die Menschen hier leben. Wir fuhren immer weiter auf den See hinaus, der so riesig ist, dass man denkt, man wäre auf dem Meer. Irgendwann hielten wir an und die Kinder, die dabei waren, sind alle baden gegangen. Wir warteten auf den Sonnenuntergang, der sich aufgrund der dichten Wolken aber leider nicht wirklich gezeigt hat. Der Ausblick war aber auch so spektakulär. Wasser und Himmel, soweit das Auge reicht. Anschließend fing es heftig an zu regnen und wir suchten unter dem Dach Schutz. Unglaublich, inmitten eines Sees bei Regen zu sein! Der Anblick der prasselnden Regentropfen auf der Wasseroberfläche war magisch. Nach 20 Minuten war es aber schon wieder vorbei und wir konnten zurück an Deck. Wir haben uns viel unterhalten, gelacht und hatten eine schöne Zeit.

Im Dunkeln machte sich das Boot auf den Rückweg. Die Lichter der Siedlung waren wie Laternen, die uns den Weg zeigten. Auf dem Heimweg regnete es dann nochmal sehr heftig. Komisches Wetter, dass aber vielleicht gerade deshalb den Ausflug so besonders gemacht hat. In unserer Unterkunft sind wir noch mit einem Teil der Leute sitzen geblieben und bei netten Gesprächen mit Rotwein versackt.
90. Tag (Montag, 27. November 2023)
Heute war unser Faulenzer-Tag. Zum Einen, weil ich gestern vielleicht doch etwas tief ins Rotweinglas geschaut habe, zum Anderen aber auch, weil wir die letzten Tage soviel erlebt haben. Wir müssen das Gesehene erstmal sacken lassen und brauchten auch noch ein bisschen Vorbereitungszeit für morgen. Wir haben morgen nämlich ein Treffen mit dem ACCB (Angkor Centre for Conservation of Biodiversity). Wir haben die Organisation schon vor einer Weile angeschrieben, nachdem es in Vietnam nicht geklappt hat und freuen uns sehr, dass wir einen Termin bekommen haben. Wir sind sehr gespannt und glücklich, wieder einen neuen Teil für unsere Doku drehen zu dürfen. Dafür müssen wir morgen auch wieder sehr früh aufstehen und werden lang unterwegs sein.

91. Tag (Dienstag, 28. November 2023)

Um 6 Uhr morgens ging es schon los zu unserem Treffen mit Chrystal vom ACCB. Wir brauchten fast 1,5 Stunden, denn die Straßenverhältnisse waren sehr schlecht und voller Schlaglöcher. Heute Morgen war es auch recht kühl und nach der langen Rollerfahrt waren wir ziemlich durchgefroren und froh, endlich angekommen zu sein.
Chrystal empfing uns sehr herzlich und wir begannen mit einem Rundgang über das große Areal. Der ACCB (Angkor Centre for Conservation of Biodiversity) ist Kambodschas Naturschutz-, Auffang- und Zuchtzentrum für bedrohte Arten. Ihr Ziel ist es, die Biodiversität in Kambodscha aufrechtzuerhalten. Neben der Aufnahme beschlagnahmter Tiere ist die Erhaltungszucht und Wiederansiedlung bedrohter Tierarten eine der Hauptaufgaben der Organisation. Es werden aber auch Führungen, z.B. für Schulklassen und Touristen angeboten, für mehr Verständnis für die verschiedenen Tierarten und für eine bessere Umweltbildung.

Viele der in Kambodscha lebenden Tiere sind durch Jagd, illegalen Wildtierhandel und Abholzung der Wälder bedroht.
Chrystal ist die derzeitige Kuratorin und Sprecherin des ACCB. Sie hat unfassbar viel Wissen und arbeitet schon sehr lange und mit viel Leidenschaft in Kambodscha.
Wir starteten bei den grünen Bartsittichen, die uns schon laut entgegen kreischten, je näher wir dem Gehege kamen und aufgeregt am Gitter entlang hüpften. Da sie von Menschen aufgezogen wurden und lange als „Haustiere“ gehalten wurden, können sie leider nicht mehr ausgewildert werden, da sie keine Scheu vor Menschen zeigen. Fast alle Tiere, die man hier als Besucher zu Gesicht bekommt, stammen aus illegalem Tierhandel und können teilweise aufgrund von Verletzungen, Misshandlung, oder einfach weil sie es nie gelernt haben, nicht mehr ausgewildert werden.
Im Park gibt es verschiedene Primaten. In einem großen, hohen Gehege voll mit Ästen und Klettermöglichkeiten leben zwei weibliche Gibbons. Sie schwangen sich aufgeregt in unsere Richtung und erfüllten mit ihren lauten Rufen den Wald. Ein schwarzes Männchen mit Partnerin, das hier frei in der Wildnis lebt, kommt immer mal wieder im Park vorbei. Er blieb in einem hohen Baum in der Nähe sitzen und beobachtete uns aufmerksam. Er schien die Kameras sofort zu erkennen und hat sich einen Spaß daraus gemacht, sich jedes Mal vor Chris zu verstecken, sobald er ein Foto von ihm machen wollte. Diese Tiere sind unglaublich schlau, flink und schnell in den Bäumen. Dadurch ist es schwer, sie im Blick zu behalten.
Neben den Gibbons leben im Park noch Makaken und Plumploris. Loris sind kleine nachtaktive Primaten mit großen Augen und plüschigem Fell. Ihr niedliches Aussehen ist leider auch der Grund, warum sie oft illegal in Asien als Haustiere gehalten werden. Auch werden ihre Körperteile immer noch gerne in der traditionellen Medizin verarbeitet.


Tatsächlich sind diese Tiere eher aggressiv und haben spezielle Drüsen an den Armen, deren Sekret mit Speichel vermischt zu einem Gift wird. Um Schockreaktionen beim Halter zu vermeiden, werden den Tieren auf den illegalen Haustier Märkten die Zähne herausgebrochen, damit sie keine Gefahr darstellen. Leider sind Fälle wie dieser traurige Realität für Chrystal und ihr Team. Auch deshalb ist die Aufklärungsarbeit so wichtig, um besonders die Einheimischen davon zu überzeugen, Wildtiere nicht mehr zum Verzehr zu jagen, oder sie als Haustiere zu halten.

Im Park gibt es auch jede Menge Vogelarten, die gerettet wurden und als gefährdete Arten gelten. Von Greifvögeln, Pfauen und Wasservögeln waren wohl die Marabus am beeindruckendsten für uns. Im Moment ist Brutzeit bei den großen Marabus, weshalb wir nicht so nahe ans Gehege gehen durften, um die Vögel nicht zu stören. Doch selbst aus ein paar Metern Entfernung waren sie gigantisch. Sie werden 1,50 Meter groß und haben eine Flügelspannweite von 2,50 Metern! Eines der Tiere flog ein Stück durchs Gehege und sowohl seine Größe, als auch das Geräusch der riesigen Flügel war unglaublich. Da ihr Lebensraum in Asien stark bedroht ist, stehen diese tollen Tiere leider kurz vor der Ausrottung. Umso wichtiger sind die Zuchtprogramme des ACCB, um diese und andere Arten zu erhalten. Chrystal erzählte uns sehr viel über die Zucht Projekte und wie mit Hilfe von anderen Organisationen und Unterstützern Spendengelder zum Arterhalt gefördert werden.
Der ACCB beherbergt und züchtet auch viele verschiedene Schildkrötenarten. Je nach Art wurden verschiedene Gehege angelegt, die an die Bedürfnisse der Tiere angepasst sind (für Land- und Wasserschildkröten). Leider gelten auch sie und ihre Eier als Delikatesse. Christal zeigte uns eine Landschildkröte, die aus den Fängen von Tierhändlern gerettet werden konnte. Sie hat ein großes Loch im vorderen Teil des Panzers. Chrystal erklärte uns, dass Jäger mit Bohrern den Panzer durchdringen, da die Tiere so auf Schnüre aufgefädelt werden können, um leichter transportiert zu werden. Ein barbarisches Verhalten, denn unter dem unempfindlichen Panzer haben die Schildkröten verletzbares Gewebe und eine Knochenstruktur. Das Durchbohren fügt den Tieren schlimmen Schaden und Schmerzen zu. Diese Schildkröte konnte glücklicherweise behandelt und geheilt werden. Das Loch wird aber für immer im Panzer bleiben.


Viele der Schildkrötenarten werden hier ebenfalls nachgezüchtet, denn die stressanfälligen Tiere vermehren sich nur sehr langsam. Der schwindende Lebensraum und intensive Jagd erschweren bei vielen Arten eine natürliche Reproduktionen in der Wildnis.
Neben Affen, Vögeln und Schildkröten gibt es auch noch ein paar besondere Gäste. Wir besuchten eine kleine Gruppe Fischotter, die neugierig an den Zaun kamen und uns aufmerksam beobachteten. Sie sind viel größer als ihre europäischen Verwandten, optisch aber sehr ähnlich. Als Chystal einen Schlauch ins Gehege hielt und Wasser in einen der Schwimmpools plätschern ließ, waren die Otter außer Rand und Band. Sie sprangen in den Pool und spielten mit dem plätschernden Wasser wie kleine Kinder. Es war so süß zu sehen, wie sie versuchten, mit ihren kleinen Pfoten den Wasserstrahl zu fangen.
Auch Pangoline (Schuppentiere) hat der ACCB derzeit in Obhut. Diese Tiere sind sehr stark gefährdet, da insbesondere ihre Schuppen (ähnlich wie das Horn von Nashörnern) nach wie vor in der traditionellen Medizin verarbeitet werden. Leider durften wir die Tiere nicht sehen, denn sie werden in Kürze ausgewildert und sollen so wenig wie möglich mit Menschen in Kontakt kommen. Es war wirklich toll zu sehen, wie sehr hier das Wohl der Tiere im Vordergrund steht. Gezeigt werden nur Tiere, die bereits an Menschen gewöhnt sind (aufgrund von Gefangenschaft oder Handaufzucht). Tiere, die ausgewildert werden oder zu den Zuchtprogrammen gehören, leben abgeschirmt und haben nur Kontakt mit ihren Pflegern. Dadurch wird versucht, den Tieren einen so natürlichen Lebensraum wie möglich zu gewährleisten. Wir haben heute sehr viel erfahren und gelernt und sind dankbar für diese tolle Möglichkeit. Tierschutz ist besonders in Asien ein großes und wichtiges Thema und wir sind froh, wenn wir ein bisschen dazu beitragen können. Den fertigen Clip wird es dann auch wieder auf unserer Seite zu sehen geben.

92. Tag (Mittwoch, 29. November 2023)


Unser letzter Tag hier in Siem Reap. Morgen früh geht es mit dem Bus weiter nach Bangkok. Wir haben unseren letzten Tag mit finaler Planung für die Weiterreise und Packen verbracht. Ich hatte nochmal Zeit für Yoga und Chris saß fleißig an dem ganzen Material, das wir hier gedreht haben.
Wir hatten wirklich eine schöne Zeit hier. Die Ausflüge, die wir gemacht haben und was wir gesehen und erlebt haben, gehören definitiv zu den Highlights unserer Reise. Hier hat für uns das Gesamtpaket gestimmt. Das Wetter war nicht so schwül wie in Vietnam. Unsere Unterkunft war groß und schön, alle Einheimischen, mit denen wir Kontakt hatten, waren unglaublich nett und Angkor Wat hat uns einfach umgehauen. Aber auch der Tag auf dem See und unser Besuch beim ACCB haben uns sehr beeindruckt. Es tat gut, nicht alle 3 Tage die Unterkunft zu wechseln. Wir hatten Zeit, anzukommen und so etwas wie einen „Alltag“ zu erleben. Kambodscha hat auf jeden Fall einen festen Platz in unseren Herzen. Unsere Gastgeberin Christy hat uns schon eingeladen, gerne wiederzukommen 🙂
Zum Abendessen ging es nochmal in unser „Stammlokal“. Dort gab es mal wieder ein fantastisches Abendessen und wir wurden sehr süß mit einem Dessert aufs Haus verabschiedet. Ein schöner Abschluss für einen tollen Aufenthalt in einem wunderbaren Land.

Kambodscha ist für uns:
> Bestes Essen bisher (und alles glutenfrei!)
> Freundliche, hilfsbereite Menschen, die oft lächeln
> Unglaubliche Sehenswürdigkeiten
> Tolle Natur
> Ruhe und „Ankommen“
> Schreiende Geckos 😀
Pros:
+ Die Khmer Küche ist mein persönlicher Favorit! Sehr tolle Aromen und der Reis war bisher auch der beste!
+ Wir haben uns mit unserer Kellnerin Mui angefreundet und sie hat uns tolle Tipps für die Umgebung gegeben
+ Was hier als Sehenswürdigkeit angegeben wird, ist auch wirklich sehr sehenswert! Alle Ausflüge waren super!
+ Angkor Wat muss nochmal extra erwähnt werden, weil wir sowas echt noch nie gesehen haben!
+ Besonders der Dschungel war einmalig schön
+ Gepflegter und weniger Müll auf der Straße als Vietnam

Cons:
– Tuk Tuk Fahrer und Verkäufer waren in Phnom Phen sehr aufdringlich und schrien uns immer schon von Weitem entgegen.
Eigentlich gibts nichts auszusetzen 😉
