SIEM REAP – TEIL 1
84. Tag (Dienstag, 21. November 2023)

Es ging wieder früh los zu unserem nächsten Ziel Siem Reap. Das Busunternehmen, mit dem wir dieses Mal gefahren sind, wirkte deutlich professioneller als das letzte. Die Firma ist auf Kleinbusse mit nur 14 Sitzplätzen spezialisiert. Da es in dem Minibus kaum Stauraum oder Kofferraum gab, haben wir einen 3. Platz für unsere großen Rucksäcke dazu gebucht. Diese Entscheidung war auch genau richtig, denn es war wahnsinnig klein und eng im Bus und am Ende hatten wir die letzte Sitzreihe sogar ganz für uns und konnten uns ein wenig „ausbreiten“. Richtig komfortabel war die Fahrt zwar auch nicht, (Sitztiefe und Beinfreiheit sind eher für 1,50 Meter große Menschen gerechnet), aber es war sehr ruhig auf der Fahrt und die Stopps dauerten nicht allzu lange. Nach 7 Stunden kamen wir dann endlich an und waren froh, unsere Gliedmaßen wieder strecken zu können. Ein Mann mit Anhänger am Roller fuhr uns und unser Gepäck anschließend zur Unterkunft. Eine holprige Angelegenheit, bei der wir vor allem in den Kurven damit beschäftigt waren, unsere Rucksäcke und uns irgendwie im Wagen zu behalten.
Wir sind sehr zufrieden mit der neuen Unterkunft. Seit langem haben wir mal wieder eine richtige Wohnung mit genügend Platz. Es hat schon was, auch mal wieder auf einem Sofa zu sitzen und nicht immer nur in 15 m2 großen Zimmern über das Gepäck ins Bett zu fallen. Wir haben uns noch für den gleichen Tag einen Roller von unserer Vermieterin geliehen. Ein bockiges, rostiges, altes Ding mit Gangschaltung, das Chris mehrfach zum Fluchen brachte, aber er fährt. Damit sind wir dann noch los gebraust zum Tanken, Geld abheben, Einkaufen und zum Abendessen. Das war übrigens fantastisch lecker. Die Khmer Küche kannten wir beide noch gar nicht und ist unser bisheriger Favorit in Sachen Essen.

85. Tag (Mittwoch, 22. November 2023)
Heute war bei mir irgendwie die Luft raus. Ich bin mit ziemlichen Kopfschmerzen aufgewacht und hatte leider auch keine erholsame Nacht, weil irgendwo in der Gegend Party bis 5 Uhr morgens gemacht wurde. Nach einer Yogastunde, von der ich hoffte, sie würde gegen die Kopfschmerzen helfen, ist mein Kreislauf dann endgültig zusammengeklappt. Ich muss dazu sagen, dass wir nur im Schlafzimmer eine Klimaanlage haben, die restlichen Zimmer haben Umgebungstemperatur (ca. 28 – 34 Grad je nach Tageszeit). Ich habe auch furchtbar viel geschwitzt bei meinem Workout und es vermutlich übertrieben. Also gab es nur ein selbstgemachtes Frühstück (wir haben gestern alles dafür eingekauft) und dann habe ich den restlichen Tag liegend verbracht. War echt dringend nötig, meine Batterien wieder aufzuladen, denn morgen geht es nach Angkor Wat! Wir haben uns online gleich einen 3 Tagespass besorgt, um alles anschauen zu können und das ist definitiv eine Menge! Morgen habe ich dann auch wieder Energie und greife wieder an!

P.S. Wir haben auch hier wieder kleine Geckos als Haustiere. Super süß sind sie und halten einem auch praktischerweise alle Insekten vom Leib. Neu für uns ist, dass sie hier auch Geräusche machen. Während ich nachmittags still und leise im Bett lag, hörte ich auf einmal ein Geräusch, das wie eine Mischung aus Zirpen und dem Zwitschern eines Babyvogels klang (besser kann ich’s nicht beschreiben). Über mir an der Wand saß ein Gecko und ich schwöre, es kam von ihm. Chris hat mir erst nicht geglaubt. Als ich allerdings asiatischer Gecko Sound gegoogelt habe und wir uns genau dieses Geräusch nochmal online angehört haben, war es klar. Diese Geckos hier machen Geräusche und das öfter als man denkt! Voll verrückt. In der Nacht wurde Chris dann mehrfach selbst Zeuge.
86. Tag (Donnerstag, 23. November 2023)

Angkor Wat. Ein großes Sehnsuchtsziel für viele Reisende und auch für uns. Wir sind schon seit Langem sehr gespannt auf diesen Ort und sind heute voller Vorfreude in den Tag gestartet. Wir haben es erstmal langsam angehen lassen und sind um 9 Uhr früh losgefahren. Empfohlen wird, schon bei Sonnenaufgang (6 Uhr) vor Ort zu sein, um dort ein Foto von der namensgebenden Hauptanlage zu machen. Das ist auch definitiv unser Plan für morgen, doch heute wollten wir uns zunächst einen kleinen Überblick verschaffen. Als wir am Parkplatz ankamen, der übrigens kostenlos war, waren wir sehr positiv überrascht, wie wenig insgesamt los war und dass niemand versuchte, uns etwas an den Verkaufsständen anzudrehen. Wir hatten uns schon auf die total überfüllte Touristenabzocke eingestellt und waren begeistert, als wir merkten, dass dem gar nicht so ist.
Vorab noch ein paar Informationen zu Angkor Wat: Sie ist die größte Tempelanlage der Welt mit über 1000 Gebäuden auf mehr als 200 km2 (163 Hektar!) und natürlich ein Weltkulturerbe. Einfach unglaublich und so riesig, dass man es nicht mal richtig begreifen kann, wenn man mittendrin ist. Wir haben heute 4 Tempel angesehen, wovon 3 wirklich groß waren und wurden regelrecht erschlagen von dem, was wir gesehen haben. Es war mehr als beeindruckend und lässt sich nur schwer in Worte fassen. Das riesige Areal ist von angelegten Wassergräben eingerahmt, an denen man auf der Hauptstraße entlang fährt und schon mal einen Blick auf die Türme der Anlage erhaschen kann. Über eine Brücke gelangt man zum Haupteingang. Hier funktioniert übrigens alles mit einem Onlineticket, das am Handy abgescannt wird. Hätten wir so auch nicht erwartet. Der Hautkomplex Angkor Wat wurde im 12 Jhd. als Mausoleum für König Suryavarman II erbaut. Damals war der Hinduismus noch Staatsreligion der Khmer, erst später kam der Buddhismus dazu.


Der riesige Tempel ist komplett aus Sandstein gebaut, ohne Bindemittel oder Ähnliches. Natürlich wurden Wände und Säulen in den letzten Jahrzehnten immer wieder restauriert, doch man sieht trotzdem, wie viel vom Original noch erhalten ist. Der Zustand war wahnsinnig beeindruckend. Der komplette Tempel ist von oben bis unten, innen und außen mit wunderschönen und sehr detaillierten Reliefs verziert. Man läuft durch lange Gänge, Halle um Halle und kann erahnen, wie es damals wohl ausgesehen hat. Vier riesige Becken sind symmetrisch im Tempel Inneren angeordnet. Jedesmal, wenn man einen Teil durchquert, liegt dahinter ein weiterer Komplex mit weiteren Gängen und Freiflächen. Irgendwann weiß man gar nicht mehr, in welchem Gebäude man sich eigentlich befindet. Es gibt mehrere Mauern und Kanäle um den Haupttempel herum. Er besteht aus fünf Türmen, die wie Lotusblüten geformt sind. Der Größte von ihnen ist 65 Meter hoch. Wir haben ihn auf einer sehr steilen Treppe bestiegen und waren, oben angekommen, mehr als beeindruckt, wie groß das Plateau war.
Auch hier gab es wieder mehrere Säulengänge mit einem riesigen Wasserbecken in der Mitte. An den Wänden entdeckten wir immer wieder Figuren von Tänzerinnen, die in den Stein gemeißelt waren. Die Figuren wirken so gleichförmig gearbeitet, dass man sich wirklich fragen muss, wie die Menschen das damals mit einfachsten Hilfsmitteln so präzise herstellen konnten. Jeder Torbogen, jeder Fensterrahmen ist mit verschiedensten Mustern verziert. Von Blumen bis hin zu geometrischen Mustern ist alles dabei. Wir konnten uns gar nicht satt sehen und vor allem nicht aufhören, zu fotografieren. Spätestens jetzt sind wir froh, dass wir einen Pass für 3 Tage gekauft haben. Da auch hier die buddhistische Kleiderordnung gilt, haben wir uns für lange Hosen und langärmelige Hemden entschieden. Besonders beim Haupttempel wird darauf sehr viel Wert gelegt. Bei über 30 Grad, schon am Vormittag, waren wir eigentlich ganz froh um die langen Sachen, denn die Sonne brannte wirklich erbarmungslos auf uns herunter. Luftige, lange Kleidung und eine Kopfbedeckung sind hier ein absolutes Muss, sonst hält man es nicht lange aus.

Danach sind wir zurück zum Roller, denn die weiteren Tempel liegen kilometerweit auseinander, sodass man die Strecken dazwischen fahren muss.
Der 2. Tempel „Prasat Kravan“ war sehr klein und übersichtlich. Es steht eigentlich nur noch ein Gebäudeteil, der pyramidenartig aufgebaut ist. Vom Rest des Tempels stehen nur noch die Grundmauern. Wir haben den Stopp dazu genutzt, Getränke nachzukaufen. Die werden glücklicherweise überall im Park verkauft und wir haben fast stündlich einen halben Liter getrunken, ohne auf die Toilette zu müssen.


Anschließend sind wir weiter zum Tempel „Banteay Kdei“ gefahren, mit dem riesigen See „Srah Srang“ gegenüber. Er lag etwas versteckt im Wald und war in schlechterem Zustand. Aber gerade dadurch hatte es etwas sehr Besonderes. Sehr beeindruckend war ein riesiger Baum (Tetrameles) in der Mitte der Anlage mit silber- gräulich schimmernder Rinde, der 30 Meter in die Höhe ragte.
Der letzte Tempel, den wir besucht haben, heißt „Ta Prohm“. Er ist auch als „Tombraider“ Tempel bekannt, da hier Szenen aus dem gleichnamigen Film mit Angelina Jolie gedreht wurden. Ich persönlich würde ihn ja „Dschungelbuch“ Tempel nennen, denn für mich sieht er genauso aus wie der Tempel, in dem King Louie im Disneyfilm lebt. Dieser Tempel hat uns echt umgehauen. Alles davor war natürlich auch toll und beeindruckend, aber was wir hier gesehen haben, hat die anderen Tempel nochmal getoppt. Er liegt mitten im Wald und ist von einer Seenlandschaft umgeben. Über eine Brücke gelangten wir auf den Hauptteil. Schilder führten uns an der Außenmauer entlang um den Tempel herum. Teile waren eingestürzt und lagen als einzelne Fragmente auf dem Gelände. Die noch stehenden Teile ließen einen gewölbten, reich verzierten Säulengang erkennen und Eingangspavillons an den Ecktürmen. Von hinten gelangten wir ins Innere des Tempels.


Durch düstere Innenräume und Gänge ging es weiter in eine Art Innenhof. Auch hier wachsen die riesigen Tetrameles Bäume, deren Wurzeln wie dicke Schläuche um die Mauern und Felsblöcke gewickelt waren. Daneben gedeihen Würgefeigen, die als Kletterpflanzen alles überwachsen, was ihnen in den Weg kommt. Total surreal und doch eigentlich genau so, wie man sich einen Tempel mitten im Dschungel in seiner Fantasie vorstellt. Anscheinend haben die Restauratoren beschlossen, den Tempel so weit wie möglich in dem Zustand zu belassen, indem sie ihn vorgefunden haben. Es wurde nur so viel saniert und gesichert, dass es Besuchern möglich ist, die Anlage zu besuchen. Wir finden, gerade das macht den Reiz dieser Anlage aus. In den hohen Baumkronen saßen jede Menge Papageien und andere exotische Vögel, deren Rufe die Luft erfüllten. Wir liefen und kletterten von Raum zu Raum und kamen immer wieder in einem neuen Innenhof mit neuer Stupa oder anderem Tempel, Statuen und Säulen heraus. Unglaublich, wie riesig alles ist! Gut, dass es Schilder gibt, die anzeigen, in welche Richtung man weiterlaufen muss. Ich hätte total die Orientierung verloren.
Auch hier waren die Details und Reliefs wunderschön und wir konnten uns gar nicht satt sehen. Wir sind nach dem ersten Tag mehr als beeindruckt und fragen uns, was da noch kommen soll. Wir haben allerdings auch erst einen winzigen Bruchteil des Areals erkundet. Der große Vorteil dieses gigantischen Ausmaßes bedeutet aber auch, dass sich selbst große Menschenmassen sehr gut verteilen und man teilweise auch ganz alleine ist. Das ist wirklich klasse und so sind für uns einmalige Bilder entstanden.
Morgen stehen wir um halb 5 Uhr morgens auf und wollen uns den Sonnenaufgang am Haupttempel anschauen. Das soll ein absolutes Highlight in Angkor Wat sein, das wir uns nicht entgehen lassen wollen. Wir freuen uns schon sehr auf den zweiten Tag und sind gespannt, was wir morgen zu sehen bekommen.

87. Tag (Freitag, 24. November 2023)

Unser zweiter Tag in Angkor Wat startete heute schon sehr früh. Wir haben uns für den berühmten Blick über den Haupttempel bei Sonnenaufgang entschieden. Das wird auf diversen Seiten, Blogs und Reiseführern als das Must Do für Angkor Wat angepriesen. Wir sind ja beide nicht so die Frühaufsteher, aber wenn man schon mal hier ist, möchte man die Gelegenheit natürlich nicht versäumen, dieses Highlight mitzunehmen. Unser Wecker klingelte also um 4:30 Uhr morgens. Unsere Nacht war sehr kurz, denn irgendwie konnten wir beide nicht richtig schlafen. Vielleicht lag es an dem Wissen, dass der Alarm uns schon bald wecken würde, oder der Mond stand ungünstig. Wir wissen es nicht, waren aber doch recht gerädert, als der Wecker ertönte. Für mich war das Schlimmste, dass es draußen noch dunkel war. Dieses Gefühl, das man früher immer bei Schulbeginn nach den Sommerferien hatte. Die Dunkelheit signalisierte mir als Kind immer ganz deutlich: Der Sommer ist vorbei! Es ist dunkel und kalt und du musst aufstehen. Ich glaube, ich habe heute erst richtig realisiert, was November in Deutschland normalerweise bedeutet: Morgens ist es kalt und dunkel.
Da wir seit Reisebeginn nur Sommer haben, ist Herbst- oder Winterwetter für uns nur sehr schwer vorstellbar. Vor Allem war es bis jetzt immer hell, egal wie früh wir aufstehen mussten.
Es war auf jeden Fall ein komisches Gefühl. Zumindest frieren muss man bei 27 Grad um 5 Uhr morgens nicht. Im Dunkeln sind wir mit unserem Roller losgedüst und waren mit Gehweg zum Tempel um 5:30 Uhr auf dem Gelände. Die Touristenströme waren auch da. Unglaublich, was hier um diese Zeit schon los ist. Man muss dazu sagen, dass am Vortag am selben Ort um 10 Uhr vormittags nur ein Bruchteil der Menschen da war. Die Influencer, die es nach Schema F machen wollten, hatten sich alle schon am sog. Lilienteich vor dem charakteristischen Haupttempel positioniert. (hier spiegelt sich der Tempel im richtigen Winkel fotografiert, im Teich). Dort harrten schon tausende von Menschen mit gezückten Handys aus, als wir ankamen. Keine Ahnung, wann die wohl aufgestanden sind. Den Teich hatten wir am Vortag schon begutachtet und fanden, dass er mehr wie ein ausgetrockneter Tümpel wirkte, der von Algen überwuchert schon anfing zu riechen. Für uns war klar: Da müssen wir nicht hin! Wir entschieden uns für einen der zwei kleinen vorgelagerten Tempel. Auf der linken Seite war deutlich weniger los als auf der rechten (Teichseite).

Hier konnten wir auf den steinernen Stufen des Tempels auch etwas erhöht stehen und waren ganz zufrieden mit unserer Platzwahl. Minütlich strömten weitere Touristenmassen auf das Gelände. Inzwischen war die Nacht schon zur Dämmerung geworden. Laut Wetterapp sollte der Sonnenaufgang um 6:07 Uhr kommen. Nach einer halben Stunde Warten und dem Beobachten des „Schauspiels“ um uns herum, fragten wir uns, ob der Sonnenaufgang wirklich so spektakulär werden würde. Angeblich gehe die Sonne wie eine rote Feuerkugel genau hinter dem Tempel auf. Das sie wirklich rot sein würde, habe ich schon von Anfang an bezweifelt. Man konnte sehen, wie der Himmel immer heller wurde und eigentlich schon fast die Farbe wie tagsüber hatte. Langsam tauchte dann doch die Sonne als leuchtende Kugel auf. Leider nicht hinter dem Tempel (das ist nur zu einer bestimmten Jahreszeit der Fall) und auch nicht rot, sondern einfach hell. Um 6:20 hatte die Sonne es dann auch endlich über die Mauern und die vor dem Tempel stehenden Palmen geschafft. Wir haben ein paar schöne Bilder gemacht und können sagen: Wir waren dabei. Insgesamt haben für uns die negativen Aspekte aber überwogen. Zu keiner Tageszeit ist es so voll wie zum Sonnenaufgang. Die überengagierten Fotografen (leider vor allem Influencer Pärchen) boxen sich ohne Rücksicht auf andere nach vorne durch. Ignorantes und egoistisches Verhalten, wohin man sieht. Es herrscht lautes Stimmengewirr anstatt andächtiger Morgenruhe und man muss echt verflixt früh aufstehen.
Ich war ja persönlich schon immer mehr ein Fan von Sonnenuntergängen. Da sind für mich die Farbverläufe viel spannender und es gibt mehr zu sehen (vielleicht probieren wir das morgen) Alles in allem: Kann man machen, muss man aber eigentlich nicht. Wir würden es so nicht mehr machen. Dazu kommt, dass alle anderen Tempel erst um 7:30 Uhr öffnen. Für uns stellt sich also die Frage: noch eine weitere Stunde totschlagen oder wieder in die Unterkunft fahren? Wir haben uns für die Heimfahrt entschieden und uns nochmal ins Bett gelegt.


Nach einem sehr späten Frühstück ging es gegen halb zwei dann wieder los zu den anderen Anlagen.
Angefangen beim „Bayon Tempel“, der für seine meterhohen Türme mit hineingemeiselten Gesichtern berühmt ist. Es war wirklich sehr beeindruckend und die Gesichter wunderschön gearbeitet. Auch dieser Tempel ist sehr groß von seiner Grundfläche. Nach dem gestrigen Tag waren uns die meisten Verzierungen und die allgemeine symmetrische Grundstruktur der Anlagen ja bereits bekannt, was dazu geführt hat, dass wir nicht jeden Meter des Geländes abgelaufen sind. Wir wollten noch so viele andere Tempel sehen, außerdem war es heute sehr heiß und schwül. Schon nach den ersten Metern setzte der uns mittlerweile bekannte „Ganzkörperschweißausbruch“ ein.
Eine kurze Rollerfahrt weiter kamen wir zur sog. „Terrace of the Elephants“. Sie gehört zu den Mauern von „Angkor Thom“. Die 350 Meter lange Terrasse wurde für öffentliche Zeremonien genutzt und verdankt ihren Namen den Elefanten Figuren auf der Ostseite. Die Köpfe sind detailgetreu mitsamt Rüssel erhalten und wunderschön. Entlang der Mauerwand sieht man weitere Reliefs von Elefanten und anderen Tieren, sowie Schlachtszenen.
Zu Fuß ging es weiter in den Wald hinein. Wir entdeckten, dass die anderen Tempel, die wir noch sehen wollten, über einen Rundweg miteinander verbunden waren. Eigentlich eher durch Zufall, folgten wir einem Pärchen mit Guide durch ein Loch in einer Mauer und standen plötzlich vor einem riesigen Tempel. Der „Baphuon“ ein gigantischer Tempelberg mit einer Größe von 125 x 425 Metern. Ein 172 Meter langer Steg aus Sandsteinplatten führt zum Haupttor. Die beiden innenliegenden Terrassen konnten wir über extrem steile Stufen erklimmen. Hätte es keinen Handlauf gegeben, wären wir wohl auf allen Vieren hinaufgeklettert, so senkrecht waren die Treppenstufen angeordnet. Der Aufstieg war extrem schweißtreibend, aber die Mühe allemal wert. Wir hatten einen tollen Ausblick auf den Steg, auf dem sich gerade ein Brautpaar fotografieren ließ. Eine imposantere Fotokulisse für Hochzeitsbilder gibt es hier wohl auch nicht. Wunderschöne und verspielte Reliefs von Tänzerinnen waren auch hier überall zu finden und die Säulen auf den Terrassen waren fast alle noch erhalten und in einem tollen Zustand. Kaum zu glauben, dass wir diesen riesigen Tempel beinahe übersehen hätten, aber durch die vielen Zwischenmauern, das hügelige Terrain und die riesigen Bäume kann man nicht weit sehen. In der Mitte des Rundweges war einer der Tempel gerade wegen Renovierung geschlossen und wir konnten den Leuten bei der Arbeit zusehen. Die Stufen waren hinter Pflanzen und Grünzeug verschwunden und mussten von den Arbeitern erst wieder freigelegt werden. Ein echter Knochenjob bei den Temperaturen.


Als wir unter den riesigen Bäumen hindurch liefen, hörten wir ein hohes, pfeifendes Geräusch. Sehr laut, fast wie eine Kreissäge oder das Bremsgeräusch eines Zuges. Diesen Sound erzeugen hier Zikaden. Es ist kaum vorstellbar, dass ein Insekt so laut sein kann. Auf dem Weg zum nächsten Tempel kamen wir noch an zwei Teichen vorbei. Der größere von beiden trägt den Namen „Large Pond“, wobei das Wort Teich dafür nicht passend erscheint, denn die Größe ist vergleichbar mit einem Fußballstadion. Auch diese Becken wurden einst ausgehoben und angelegt. Man fragt sich immer wieder, wie lange die Menschen daran wohl gebaut haben müssen.

Danach ging es noch zum Tempel „Prasat Preah Palilay“. Mitten im Wald versteckt liegt dieser kleine, schornsteinförmige Tempel. Das spektakulärste daran sind eigentlich die 3 großen Bäume, die aus der Mitte des Tempels zu wachsen scheinen. Die weiß- silberne Rinde des Stammes setzt sich stark zum verwitterten Sandstein ab. Wäre Indiana Jones noch aus dem Tempel gesprungen, es hätte uns nicht gewundert. Unfassbar schön und magisch!
Auf dem Weg zurück zu unserem Roller sind wir noch an der „Terrace of the Leper King“ vorbeigekommen. Den Namen verdankt sie der Statue des Lepra-Königs, die auf ihr steht. Sie ist angeblich eine Darstellung des Königs Yasovarman I., der die erste Stadt in Angkor errichten ließ und an Lepra erkrankte und starb. So ging er in die Geschichte als Lepra- König ein. Andere vermuten, es handelt sich dabei um die Hindugottheit Yama. Neben der gruseligen Krankheitsgeschichte besticht aber auch diese Terrasse wieder mit wunderschönen Reliefs von verschiedenen Gottheiten.
Danach sind wir sehr durchgeschwitzt und erschöpft, aber glücklich zurück in die Unterkunft gefahren. Unglaublich, was wir heute wieder alles gesehen haben. Dieser Tag hat auf jeden Fall versucht, den gestrigen zu toppen. Morgen ist der letzte Gültigkeitstag unseres Angkor Passes und wir wollen nochmal so viel wie möglich entdecken!
P.S. Sorry für die langen Beiträge zu Angkor Wat! Ich schaffe es einfach nicht, mich kürzer zu fassen 🙂
88. Tag (Samstag, 25. November 2023)
An unserem letzten Tag in Angkor Wat haben wir nochmal einige schöne Tempel besichtigt. Unsere Route führte uns heute weiter ins Umland hinaus auf den äußeren Tempelring. Auf der Fahrt dorthin kamen wir nochmal an einigen Tempeln aus den Vortagen vorbei. Wir fuhren durch einen großen Torbogen, auf dessen Spitze große, gemeißelte Gesichter in alle Himmelsrichtungen zeigten. Nach einem kurzen Fotostopp ging es weiter zum Tempel „Preah Khan“. Sein besonderes Merkmal war ein endlos langer Gang, der vom Eingangstor bis zum Ende der Tempelanlage nach hinten gerade hindurch lief. Auch hier gab es wieder schöne Details, Torbögen und auch eine imposante Brücke über einen kleinen See zu bestaunen. Leider waren für unseren Geschmack zu viele Touristengruppen vor Ort (liegt vielleicht daran, dass Wochenende ist).



Wir düsten weiter zum Tempel „Neak Pean“. Seine Überreste liegen auf einer kleinen Insel versteckt. Der Weg dorthin führte uns über eine lange Brücke über den See. Die Oberfläche des Sees war zum Großteil von Wasserlilien bedeckt, die wunderschöne Blüten hatten. Im Hintergrund ragten riesige, tote Bäume aus dem Wasser. Auf der Insel selbst führte uns ein kleiner Rundgang um die Überreste des Tempels. Hier war es sehr heiß, sodass wir schnell wieder in dem umgebenden Wald nach Schatten suchten. Auf dem Pfad entdeckten wir noch komisch geformte Lianen, die uns den Weg versperrten und über die wir klettern mussten. Eine davon wirkte wie eine Schaukel. Vermutlich hätte sie mich auch getragen, doch die Angst, etwas kaputt zu machen überwog und so habe ich nur angedeutet für ein Foto posiert.
Gegenüber des Sees gab es auf der anderen Straßenseite noch den „Krol Ko“ Tempel zu besichtigen. Er lag mitten im Wald und war zum größten Teil verfallen. Ein Kernstück mit Fensterrahmen und steinernen Türen war aber noch ganz gut erhalten.
Langsam begann schon wieder die unerträgliche Mittagshitze. Wir sind noch schnell am Tempel “ Ta Som“ vorbeigefahren und haben uns dort einen berühmten Torbogen angesehen, auf dessen Spitze ein großer Baum wächst. Die Wurzeln ummanteln den kompletten Durchgang. Wir hatten ihn auf Fotos gesehen und waren sehr gespannt. Leider wurden die Bäume wohl erst kürzlich beschnitten, denn der Stamm war direkt über den Wurzeln abgetrennt. Der Torbogen wird mittlerweile auch von einem Baugerüst gestützt, vermutlich weil die Wurzeln schon zu schwer geworden sind, um einen sicheren Durchgang zu gewährleisten. Dadurch hatte es leider nicht ganz den erhofften Charme, war aber trotzdem faszinierend zu sehen, wie sich die Natur den Grund und Boden zurückerobert.
Anschließend sind wir nochmal zurück in die Unterkunft für eine zweistündige Siesta. Wir wollten nachmittags nochmal los zu einem letzten Tempel, um den Sonnenuntergang zu fotografieren. Als wir gegen 16 Uhr wieder aufbrachen, war es leider ziemlich bewölkt und diesig. Wir wollten unser Glück mit dem Sonnenuntergang dennoch versuchen und sind in südliche Richtung zum „Phnom Krom“ Tempel gefahren. Er liegt hoch oben auf einem Berg. Schon bei der Fahrt hinauf war uns klar: einen tollen Ausblick bekommen wir hier auf jeden Fall! Am Tempel angekommen, gab es von der Anlage selbst gar nicht so viel zu besichtigen. Die drei großen Haupttürme dienen mittlerweile Fledermäusen als Unterkunft. Wir konnten sie im Inneren hören und sind lieber nicht hineingegangen, um sie nicht zu stören. Dank eines Tipps unserer Bedienung aus unserem Lieblingsrestaurant wussten wir, dass wir von der Rückseite des Berges einen tollen Blick auf den Sonnenuntergang bekommen würden. Die Sonne hatte sich leider hinter grauen Wolken versteckt, doch der Ausblick war fantastisch!


Wir schauten direkt auf den „Tonle Sap“ See hinunter. Er ist der größte See Südostasiens und eines der fischreichsten Binnengewässer der Erde. Er ist unter anderem für seine schwimmenden Dörfer bekannt. Von oben konnten wir auf einen Teil der bunten Wellblechhäuser blicken. Die Farbe des Himmels und des Sees waren so ähnlich, dass sie am Horizont ineinander zu verschwimmen scheinen. Überhaupt ist der See so riesig, dass wir sein Ende nicht erblicken konnten, egal in welche Richtung wir sahen. Der Sonnenuntergang rückte näher und näher und der Himmel veränderte sich kaum. Den schönen roten Abendhimmel, auf den wir so gehofft hatten, würden wir heute nicht mehr sehen. Wir beschlossen, zurück zum Roller zu gehen, bevor es zu dunkel werden würde.
Als wir den Berg wieder herabfuhren, riss auf der anderen Bergseite doch noch ein bisschen der Himmel auf und wir machten noch einmal Halt für ein Foto. Beim Fotografieren gesellte sich eine Katze zu uns auf das Geländer, von dem aus wir fotografierten und stahl mir die Show als Fotomodell ;D
Wir sind ja noch ein paar Tage hier und hoffen, dass wir nochmal die Chance bekommen, einen richtigen Sonnenuntergang zu sehen.
Ein schöner Abschluss eines tollen Tages.
