PHNOM PENH
80. Tag (Freitag, 17. November 2023)

Auf gehtˋs nach Kambodscha. Wir haben uns für eine Sleeper Busfahrt entschieden. Wir dachten uns, 6 Stunden die Beine hochlegen zu können, ist doch bequemer, als nur zu sitzen. Wir haben uns um 8 Uhr morgens von der Unterkunft abholen und zum Busterminal fahren lassen. Wir nutzen seit Vietnam übrigens die Grab App. Die funktioniert echt super und ist in vielen asiatischen Ländern verfügbar. Man kann seinen Zielort in der App eingeben. Der Fahrer findet einen per Standort und fährt dann zum eingegebenen Ziel. So gibt es keine Verständigungsschwierigkeiten. Die Preise sind festgesetzt und müssen nicht ausgehandelt werden, außerdem deutlich billiger als bei den meisten Taxifahrern.
Nachdem uns das online gebuchte Busticket in Papierform ausgehändigt wurde, stellte sich heraus, dass wir erstmal in einen normalen Reisebus einsteigen mussten und später in den Sleeperbus wechseln würden. Unsere Ansprechperson im Bus konnte wirklich nur rudimentär Englisch und so haben wir uns mehr mit Hand und Fuß verständigt. Außer uns war noch ein anderer Tourist im Bus, der Rest waren Einheimische. Der Guide sammelte alle Reisepässe ein und behielt sie erstmal. Nach einer Stunde im Verkehr von Ho Chi Minh tauschten wir den Bus. Vor dem Betreten des Buses mussten die Schuhe ausgezogen werden. Dafür bekamen wir Plastiktüten, in denen wir unsere Schuhe verstauen konnten. Ehrlich gesagt sah der Bus auf den Online Fotos deutlich geräumiger aus, als er es in echt war. Es gab 3 Reihen und zwei Stockwerke mit Liegen und die Gänge dazwischen waren so eng, dass man seitlich durchgehen musste. Wir hatten die Sitze am Boden. Der Fußbereich war im Boden eingelassen, sodass man wirklich nur 10 cm über dem Boden lag, mit dem Gesicht auf Fußhöhe der barfüßigen Mitreisenden, die sich in alle Richtungen durch die Gänge drängten. Auch hier merkten wir mal wieder, dass die Sitzmaße eher für Asiaten ausgelegt sind. Ich passte längentechnisch gerade so rein. Chris musste sich mehr reinquetschen und hatte die Beine durchgehend angewinkelt.


Los ging die wilde Fahrt. Die Vietnamesen haben sich zum Abschied nochmal von ihrer „besten“ Seite gezeigt. Jeder zweite hat sich Videos, Musik oder Livesport übers Handy angeschaut. Selbstverständlich typisch vietnamesisch per Lautsprecher. Schließlich soll ja jeder was davon haben. Hinter uns haben sich 3 Männer auch typisch vietnamesisch unterhalten (d.h. Stundenlang ununterbrochen geschrien) In der letzten Reihe war eine Mutter mit kleinen Kindern, von denen eines auch quasi ununterbrochen geschrien hat.
Mein persönlicher Favorit war ein Mann zwei Plätze weiter, der im 5 Minuten Rhythmus gehustet hat und anschließend den Schleim geräuschvoll hochgezogen hat. Ich bin irgendwann auf Oropax umgestiegen und für eine Stunde eingeschlafen. An der Grenze angekommen, rief unser Guide etwas auf vietnamesisch und der gesamte Bus sprang auf und stieg aus. Niemand erklärte uns, was jetzt passieren würde, also sind wir einfach der Menge hinterhergelaufen. Irgendwo tauchte dann auch wieder unser Pass auf. In einem Stapel an einem Kontrollhäuschen wurden wir abgestempelt und durchgewunken. 3 Meter weiter wurden wir nochmal kontrolliert und uns unser Pass wieder abgenommen. Man kommt sich schon komisch vor, wenn man irgendwo im nirgendwo steht, ohne Gepäck, ohne Pass und ohne dass man irgendjemanden fragen kann, was gerade eigentlich passiert. Plötzlich tauchte der Bus wieder von hinten auf. Also, Schuhe wieder aus, alle wieder rein. Wir hatten uns gerade wieder in unsere Liegeplätze „gefaltet“, da blieb der Bus wieder stehen. Jemand brüllte irgendetwas und der ganze Bus sprang wieder auf. Keine Ahnung, was los war, also Schuhe wieder an, aussteigen. Anscheinend mussten wir über die direkte Grenze „laufen“. 30 Meter Fußmarsch später sammelte uns der Bus wieder ein. Auch komisch, dass der Bus immer direkt weg fuhr, sobald man ausgestiegen war und dann von einer anderen Richtung zurückkam, um einen wieder einzusammeln. Leicht genervt stiegen wir also wieder ein (Schuhe wieder aus). Wir hatten uns gerade wieder in den Sitz gequetscht, da blieb der Bus ohne Witz nochmal stehen. Was da dann genau überprüft wurde, kann ich nicht sagen. Auf jeden Fall machten wir das gleiche Spielchen nochmal. Schuhe an, 50 Meter laufen, Schuhe aus und wieder rein in den Bus. Bei jedem Halt standen Einheimische, die einem entweder eine kambodschanische Simkarte, etwas zu Essen oder Getränke verkaufen wollten. Uns fiel es echt schwer, zu erkennen, welche der Asiaten eigentlich zu unserer Reisegruppe gehörten. Irgendwann konnten wir bloß noch lachen. Wer zu dem Zeitpunkt unseren Reisepass hatte, wussten wir auch nicht mehr, aber es fühlte sich sowieso schon wie bei der versteckten Kamera an. Nach einer weiteren halben Stunde Fahrt blieben wir schon wieder stehen. „Was ist jetzt schon wieder?“ dachten wir uns bloß noch. Chris war stinksauer, weil er gerade eingeschlafen war. Anscheinend Mittagspause. Also wieder raus aus dem Bus. Es gab tatsächlich für alle ein kostenloses Mittagessen. Wir sind einfach nur noch den Vietnamesen hinterher und haben alles nachgemacht. Das Essen war erstaunlich lecker und nach einer halben Stunde ging es zurück in den Bus. Hoffentlich fahren wir jetzt endlich durch! (Zu dem Zeitpunkt waren wir schon über 4 Stunden unterwegs und gerade mal kurz über der Grenze).
Immerhin bekamen wir anschließend unsere Pässe wieder. Die nächsten Stunden haben wir einfach nur versucht, die Geräuschkulisse um uns herum auszublenden und bei der nächsten Pause bin ich gar nicht mehr ausgestiegen.
In Phnom Penh angekommen haben wir 50 Prozent des Busses irgendwo (wahrscheinlich bei ihnen zuhause) abgesetzt und kamen dann endlich um 18 Uhr bei der Endhaltestelle an. Die angegebene 7 stündige Fahrt hat schlussendlich 9 Stunden gedauert und uns zwischenzeitlich auf eine echte Geduldsprobe gestellt. Obwohl niemand mit uns kommuniziert hat und wir die meiste Zeit nicht wussten, was eigentlich abgeht, hat doch alles erstaunlich gut funktioniert mit unseren Visa und dem Grenzübertritt.
Per Grab bestellten wir uns nochmal ein Taxi zur Unterkunft. Die lag, wie bei Airbnb angegeben, wirklich in einer ruhigeren Seitenstraße und nahe des Königspalastes.
Nach einer Dusche und einem fantastischen indischen Abendessen um die Ecke ging es uns dann auch wieder gut.
Für die Weiterreise nach Siem Reap in zwei Tagen werden wir wohl eher auf den Sleeper verzichten und wieder einen normalen Bus nehmen.

81. Tag (Samstag, 18. November 2023)

Ein neuer Start in einer neuen Stadt: Phnom Penh, der Hauptstadt Kambodschas. Nachdem wir gestern ja eher spät und auch recht erledigt ankamen, haben wir von der Stadt eigentlich nicht mehr viel wahrgenommen, außer eines fantastischen Abendessens (für uns das beste indische Essen aller Zeiten), das uns mit dem Tag versöhnlich hat abschließen lassen.
Da wir über die Unterkunft kein Frühstück gebucht haben, haben wir uns mal keinen Wecker gestellt und ganz dekadent bis 9 Uhr geschlafen. Das tat sehr gut, auch wenn das Bett hier leider wieder steinhart ist (das scheint ein asiatisches Problem zu sein).
Beim Verlassen der Unterkunft stellt man sofort fest, dass die Luftfeuchtigkeit deutlich geringer ist als in Vietnam. Ich möchte fast sagen, man schwitzt gar nicht im Schatten. In der prallen Sonne ist es schon sehr heiß, aber es geht auch durchgängig ein leichter Wind, der angenehm ist.
Wir hatten ein fantastisches Frühstück in einem süßen kleinen Laden ein paar Straßen weiter. Es gab unglaublich viel Auswahl und war mega lecker! Sogar eine glutenfreie Kennzeichnung gab es. Wow! (beim Inder gestern übrigens auch. Wenn das Standard in Kambodscha ist, dann bin ich jetzt schon Fan.)

Gestärkt zogen wir erstmal Richtung Königspalast los. Ein riesiges Areal, dass aber erst wieder nachmittags ab 14 Uhr besichtigt werden konnte. Da es sehr nah bei unserer Unterkunft liegt, beschlossen wir, die Besichtigung auf den nächsten Tag zu verschieben und weiter zu gehen. Es gibt hier viele große Parks, Gedenkstätten und Anlagen. Alle sind makellos sauber. Alles wirkte wie gerade gereinigt und die Pflanzen wie frisch gestutzt und gegossen. Wir fragten uns schon, wie sie hier den Rasen so schön grün halten, wenn den ganzen Tag die Sonne darauf brennt. Als wir die eingebaute Sprinkleranlagen in den Grünflächen entdeckten, hatten wir die Antwort.
Für uns der deutlichste Unterschied zu Vietnam: nirgends liegt Müll herum, die Wege sind nicht alle zugestellt und die Gehsteige und Straßen sind in sehr gutem Zustand. Wir sind Richtung Regierungsviertel gelaufen. Vorbei an der Statue des verstorbenen Königs und dem Unabhängigkeitsdenkmal. Ein 20 Meter hoher Turm, der 1958 zur kambodschanischen Unabhängigkeit von Frankreich erbaut wurde. Wir bewunderten einen wunderschön verzierten, buddhistischen Tempel, in dem aber anscheinend eine Veranstaltung aufgebaut wurde. Deswegen sind wir nicht hinein gegangen.
Wir sind weiter durch die Stadt geschlendert, über Märkte und Seitengassen kamen wir zum Wat Phnom, einem schönen Park mit Tempel und Pagode aus dem 14. Jh. auf einer Anhöhe. Davor ist eine große Uhr (Giant Clock of Phnom Penh) in den Rasen des Hügels eingearbeitet. Nach einem kleinen Spaziergang hier und einer Verschnaufpause auf einer schattigen Parkbank ging es weiter Richtung Fluss. Durch Phnom Penh fließt der gewaltige Mekong. Auch hier am Ufer waren wir wieder beeindruckt, wie sauber und ordentlich alles war. Überall standen Mülltonnen. Auch im Fluss selbst schwamm kein Müll, sondern nur Pflanzenreste, die ein paar Meter weiter von Männern aus dem Wasser gefischt wurden. Ein Stück weiter entlang des Flusses tummelten sich tausende Tauben. Sie werden hier von den Einheimischen gefüttert und man kann auch als Tourist eine Tüte voll Maiskörner kaufen und sie füttern. Kleine alte Frauen fahren hier mit Handwägen herum und verkaufen allerlei Snacks für Mensch und Tier. Die Fütterung der Tauben haben wir mal ausgelassen (wir haben seit München eine Vorgeschichte und sind seitdem verfeindet). Als sich die Vögel allerdings alle gleichzeitig in die Luft erhoben haben und als Schwarm geflogen sind, war das schon toll anzusehen.


Anschließend sind wir wieder in Richtung Unterkunft gelaufen. In der prallen Nachmittagssonne wurde es dann doch unangenehm.
Im Zimmer habe ich später noch eine Runde Yoga gemacht (endlich haben wir mal wieder genug Platz) und Chris ist in der Dämmerung nochmal zum Fotografieren losgezogen.
Abends ging es nochmal zu unserem Lieblingsinder. Dort bekam Chris vom Besitzer einen Jameson Whiskey ausgegeben, mit den Worten: “A real irish drink for a real irish guy.” Das war für Chris das schönste Kompliment, besonders, weil am Nebentisch eine Gruppe deutscher Touristen saß, für die wir uns ordentlich fremdschämen mussten.
82. Tag (Sonntag, 19. November 2023)
Da wir morgen noch einen ganzen Tag in Phnom Penh sind und außer dem Königspalast nicht mehr so viel auf unserem Besichtigungsplan steht, haben wir uns heute mal frei genommen. Wir haben uns hier gegen einen Roller entschieden (der Verkehr ist verrückt) und machen hier nur die Sachen, die fußläufig liegen. Tatsächlich müssen wir uns auch schon wieder um unser nächstes Ziel Thailand kümmern und uns auch langsam überlegen, wo und wie wir Weihnachten und Silvester verbringen wollen. Wir haben den Tag für die weitere Planung genutzt und es ansonsten ruhig angehen lassen. Es wurde ordentlich geschlemmt, bei einem sehr leckeren Frühstück und Abendessen. Als wir nach dem Abendessen das Restaurant verließen, waren die Straßen brechend voll mit Menschen und Fahrzeugen. Anscheinend war irgendeine Art Feiertag oder Fest (wir konnten online leider nichts dazu finden). Es gab ein großes Feuerwerk über dem Fluss, das wir uns dann noch zusammen mit tausenden Einheimischen vom Flussufer aus ansahen. Ein schöner Abschluss eines ansonsten sehr entspannten Tages.

83. Tag (Montag, 20. November 2023)

Heute morgen haben wir den Königspalast besucht. Er liegt wirklich nur 5 Gehminuten von unserer Unterkunft entfernt und so waren wir pünktlich zur Öffnungszeit um 9 Uhr vor den Toren gestanden. Morgens ist es noch nicht so heiß in der Sonne und es waren auch weniger Touristen vor Ort. Für den stolzen Preis von 10 Dollar darf man auf das riesige Areal. Die meisten Gebäude stammen aus dem 19 Jhd. und sind alle landestypisch und aufwendig mit Gold verziert. Leider durfte man auf dem Hauptgelände nur den Thronsaal und ein Nebengebäude besichtigen, wobei man den Thronsaal nicht betreten durfte, sondern nur von außen durch eine geöffnete Tür spähen konnte. Aufnahmen (weder Foto noch Film) vom Innenraum waren leider auch nicht gestattet.

Im Nebengebäude waren ein paar antike Gefäße und Schmuckstücke ausgestellt, aber auch hier war Fotografieren nicht erlaubt. Die restlichen Gebäude auf dem Areal waren entweder nicht zugänglich und/oder hinter Baugerüsten versteckt, denn anscheinend wird hier gerade großflächig renoviert. Ein bisschen schade und bis dato für uns noch keine 10 Dollar wert. Immerhin waren die Grünflächen sehr schön und gepflegt und zumindest konnten wir die schön verzierten Gebäude aus der Ferne und von außen fotografieren. Wir fanden den Weg ins nächste Areal und hier gab es deutlich mehr zu entdecken. Unter anderem die sog. Silberpagode, die eigentlich aus mehreren Gebäudekomplexen besteht. Hier konnten wir alles besichtigen. Neben wunderschönen Wandgemälden gab es noch eine große Schatzkammer mit hunderten von Buddhastatuen zu bestaunen. Des Weiteren gab es noch jede Menge Statuen, Säulen, Stupas, Türme und Grünanlagen zu sehen.


Eine englische Erläuterung oder Schautafeln zu den einzelnen Gebäuden lies sich leider nicht finden, aber auch so war der Rundgang spannend. Die meisten Gebäude werden, wie ich später nachgelesen habe, auf jeden Fall auch heute noch als offizielle Residenz des Königs von Kambodscha genutzt und somit auch für Staatsbankette und dergleichen. Da versteht man dann auch, warum man nur einen Teil der Residenz besichtigen darf. In einem Tempel haben wir gegen eine kleine Spende noch ein Räucherstäbchen angezündet. Das kann ja nie schaden 🙂
Insgesamt waren wir dann doch ganz zufrieden mit unserem Besuch. Nach einigen schlechten Rezensionen, die wir vorab gelesen hatten, waren wir eher positiv überrascht.
Anschließend sind wir noch brunchen gegangen, haben die Mittagshitze im Zimmer ausgesessen und noch weitere Unterkünfte gebucht.
Abends ging es dann nochmal raus zum Essen und um den Palast nochmal in voller Beleuchtung zu fotografieren.
Morgen früh geht unsere Reise schon wieder weiter. Wir fahren nach Siem Reap, der Region und gleichnamigen Stadt in deren Nähe das berühmte Angkor Wat liegt. Wir freuen uns schon sehr darauf und hoffen auf eine kurze, unanstrengende Busfahrt von 6 1/2 Stunden.
