48. Tag (Montag, 16. Oktober 2023)

Ein neuer Versuch, den Fuji zu besuchen und anscheinend sind aller guten Dinge wirklich Drei. Früh morgens ging es wieder los. Um nicht unnötig Spannung aufzubauen: Ja wir haben ihn gesehen! Und wie! Es hat alles geklappt mit dem Bus und bereits auf der Fahrt konnte man hin und wieder einen Blick auf den schneebedeckten Gipfel erhaschen. Wir sind bis zum Kawaguchi See gefahren, einer der fünf Fuji- Seen in der Nähe des Berges. Der Fuji, der übrigens ein Vulkan ist, ragt mit seinen 3776 Metern als höchster Berg Japans regelrecht aus der Umgebung heraus. Die umliegenden Berge sind deutlich kleiner, komplett mit Bäumen bewachsen und durch und durch grün. Der bläulich wirkende, kahle Mount Fuji mit dem weißen Gipfel ist da schon ein wahrer Blickfang. Sein Reiz liegt neben der schönen Optik aber sicherlich auch daran, dass man immer bangen muss, ob man ihn überhaupt zu Gesicht bekommt.

Der Berg und besonders der Gipfel sind zwei Drittel des Jahres Wolkenverhangen. Es scheint, als würden die Wolken an dem großen Berg regelrecht hängen bleiben und eine Art Umhang um ihn bilden.

Als wir ankamen war es noch recht diesig und der Gipel versteckte sich hinter den Wolken. Im Laufe des Tages wurde die Sicht immer besser. Wir haben einen Spaziergang um den See gemacht und dabei immer den Berg im Blick behalten. Je nach Ausgangspunkt und Tageszeit schien sich der Fuji optisch zu verändern. Wir ertappten uns dabei, dass wir bei jeder neuen Wolkenformation wieder den Fotoapparat zückten, um noch ein Bild zu machen. Nachmittags hatten wir einen tollen Blick auf den schneebedeckten Gipfel. Die Wolken sahen aus,als wären sie tiefer gerutscht und bildeten eine Art Kränzchen unterhalb des Gipfels.

Anschließend machten wir uns auf den Rückweg Richtung Dorf. Die Wolken verschwanden immer mehr und wir haben den Fuji wirklich komplett mit freier Sicht gesehen! Besonders als der Abend hereinbrach, haben wir meiner Meinung nach die schönsten Bilder gemacht. Wir sind auf eine große Brücke, die über den See gebaut wurde und haben dort Foto um Foto geschossen. Alle paar Minuten veränderten sich die Farben und wir wollten gar nicht mehr aufhören. Im Dunkeln sind wir dann glücklich und zufrieden zurück zum Bahnhof gelaufen.

Ich kann auf jeden Fall die Faszination und Verehrung der Japaner für den Fuji nachvollziehen. Er zieht einen wirklich in seinen Bann. Nicht nur, dass er seit Jahrhunderten eine große religiöse Bedeutung hat, er wird auch in der japanischen Kunst und im Alltag verehrt. Man spürt, dass die Japaner stolz auf ihren heiligen Berg sind und sich mit ihm identifizieren.

Wir sind sehr froh, dass wir noch in den Genuss eines Besuches gekommen sind und ihn dann auch noch so gut sehen konnten.

Der Heimweg zog sich dann leider noch etwas hin. Unser Bus hatte Verspätung (wir wussten nicht, dass es sowas auch in Japan gibt!!). Fast eine halbe Stunde! Natürlich wurde sich dafür sehr oft entschuldigt und verbeugt, sodass man den Japanern ja irgendwie nicht böse sein kann. Gegen 22:30 Uhr waren wir dann endlich wieder in der Unterkunft. Es war ein unglaublicher Tag, der sich totz langer An – und Rückfahrt und müder Füße (wir sind über 20 km gelaufen) voll und ganz gelohnt hat! Ich würde einen Besuch jedem empfehlen, der mal nach Japan kommt 🙂

49. Tag (Dienstag, 17. Oktober 2023)

Nach dem gestrigen Tag waren wir heute sehr müde und ehrlich gesagt auch etwas unmotiviert, herumzulaufen (wie schon erwähnt waren es 20 km, die wir gestern zu Fuß gelaufen sind). Chris hat sich gestern beim rumblödeln auf einer Schaukel ordentlich den Zeh verstaucht, als er runtergefallen ist. Also haben wir beschlossen, heute nochmal Pause zu machen. Wir werden morgen nämlich ins Tokyo Disney Sea gehen (angeblich der cooleren Version des Disneylands). Da werden wir mit Sicherheit wieder viel laufen und auf jeden Fall den ganzen Tag auf den Beinen sein! Dienstags hat hier sowieso viel geschlossen und wir haben noch ein paar Tage, um uns den Rest von Tokio anzuschauen.

Wir merken auch, dass wir das bereits Erlebte gar nicht richtig verarbeiten und reflektieren können, weil ständig so viel Neues dazukommt. Chris musste sich auch mal um sein Equipment kümmern (die Drohne hat gestern schon wieder herumgezickt) und natürlich musste das ganze Material noch gesichtet werden. Wir haben gestern jede Menge gefilmt und fotografiert. Ich war nachts, als wir zurückkamen auch zu erledigt, um noch den Tagebucheintrag zu schreiben. Solche Dinge haben wir heute erledigt, um morgen wieder frisch und fit für Disney zu sein! Ich freue mich schon mega! Vor Allem auf die ganzen Fahrgeschäfte. Unter der Woche soll eher weniger los sein, also hoffen wir mal, dass sich der Andrang in Grenzen hält und die Schlangen nicht zu lang sind. Das Ticket haben wir uns schon online besorgt. Erfahrung lehrt.

50. Tag (Mittwoch, 18. Oktober 2023)

Auf ins Disneyland! Genauer gesagt ins Tokyo DisneySea! Es handelt sich dabei um einen zweiten Disney Park neben dem klassischen Disneyland mit 7 Themenbereichen. Fast alle haben ein nautisches Thema auf einer Fläche von fast 50 Hektar und es gibt gibt ihn nur hier in Tokio!

Hier taucht man wirklich in eine andere Welt ab und kann nochmal einen ganzen Tag lang Kind sein! Die Attraktionen sind unglaublich schön und liebevoll gestaltet. Die japanische Detailverliebtheit findet hier wirklich ihren Höhepunkt. Bei jedem Fahrgeschäft war alles bis ins kleinste Detail durchdacht, designed und toll dargestellt. Selbst „unwichtigere“ Dinge wie Bodenbeläge, Geländer oder Lüftungsgitter sind hier passend zum Thema und der jeweiligen Welt gestaltet und bemalt. Das lieben wir ja so an den Japanern! Wenn sie etwas machen, dann zu 100 Prozent! In einen japanischen Themenpark zu gehen war da eigentlich die logische Konsequenz: Animation, Musik, Kostümierung Merchandise, Ordnung, Sauberkeit und niedliche Details. Das ist es, was Japan für uns ausmacht. Wir wurden definitiv nicht enttäuscht. Das muss wohl der schönste Park der Welt sein und wir hatten 9 Stunden lang Freude und Spaß pur!

Die freundlichen Mitarbeiter, die an jeder Ecke stehen (kostümiert versteht sich!) werden nicht müde, die Regeln der Fahrgeschäfte aufzusagen. Keiner wirkt genervt oder gelangweilt. Alle sind hier mit soviel Herzblut bei der Sache, dass es regelrecht ansteckend ist! Alle winken sich freundlich zu. Sei es das Personal, das jedem Fahrgast die gleich Aufmerksamkeit schenkt und jedem Runde um Runde zuwinkt, oder die glücklichen Besucher, die sich gegenseitig bei den Fahrgeschäften zuwinken. Dabei ist es egal, ob sie gerade an der Reihe sind, oder in der Schlange anstehen. Sowas habe ich ja wirklich noch nie erlebt! Auch dass 90 Prozent der Besucher verkleidet ins DisneySea kommen, macht das Ganze schon zu einem Erlebnis! Besonders gerne scheinen Paare oder Freundinnen im Partnerlook zu kommen (ja auch Männer tragen hier niedliche Hüte) und natürlich kommt man hier als Freundeskreis in einheitlichen oder zusammen passenden Outfits.

Die Mickeyohren, die es in allen Farben und Varianten alle 5 Meter im Park zu kaufen gibt, sind besonders beliebt! Wirklich ALLE kleinen Kinder waren kostümiert! Kleine Minniemäuse und Prinzessinnen hüpften überall um uns herum und bei den Jungs waren Woody aus „Toy Story“ und „Baymax“ sehr beliebt! So etwas Süßes gibt es wohl nur hier! Alleine um die verkleideten Besucher zu beobachten hätte sich der Eintritt schon gelohnt. Die Japaner stehen einfach auf Cosplay und fotografieren sich gerne vor jeder Attraktion!

Es gibt riesige Shops, in denen man so ziemlich alles an Fanartikeln von und mit Disney bekommt, was man sich nur vorstellen kann! Viele liefen mit super coolen Popcorneimern herum. Die gibt es vor Ort natürlich auch zu jedem Disneythema zu kaufen, egal ob als „Winnie Poohs“ Honigtopf oder als coole Türbox von „Monster AG“ designed. Auch in Kürbisform gibt es die Popcornbehälter (Halloween ist hier auch ein riesen Ding. Ein Teil des Parks hatte zusätzlich noch eine komplette Halloween Dekoration!). Die Kürbiseimer leuchten dann natürlich auch im Dunkeln und können an hunderten von Ständen nachgefüllt werden. Popcorn gibt es hier in diversen Geschmackssorten alle paar Meter im Park und scheint sehr beliebt zu sein. Teilweise war die Schlange vor den Popcornständen so lang wie bei den Attraktionen. Die waren natürlich auch alle der Knaller. Bei jedem Fahrgeschäft läuft im Hintergrund der passende Disneysong und verleitet zum mitsingen.

Die komplette „Arielle“ Unterwasserwelt inklusive Schloss war einfach wunderschön. Dort sind wir mit fast allen Bahnen gefahren. Super cool war auch der Teil von „20.000 Meilen unter dem Meer“ mit einem Nachbau der Nautilus. Überhaupt liegt für mich der Reiz des Parks vor allem darin, dass wirklich alle Attrappen dreidimensional nachgebaut und begehbar sind und dabei so authentisch und originalgetreu wie möglich dargestellt werden. So z.B. auch das riesige Schiff „Columbia“, das in einem richtigen Hafenbecken neben einem Nachbau von New Yorks Straßen um 1900 liegt. Der ganze Hauptplatz ist Italien nachempfunden. Hier kann man sich mit Gondeln durch venezianische Kanäle schippern lassen und über eine Art Rialto Brücke zur nächsten Attraktion gelangen.

Ein Highlight war auch der Nachbau von Agrabah aus der Welt von „Aladdin“. Hier sind wir in einem zweistöckigen Karussell mitgefahren und haben eine lustige Dschinni Zaubershow besucht. Die war zwar auf japanisch, aber vielleicht gerade deshalb so unterhaltsam. Eine mit Puppen animierte Bootsfahrt durch die Abenteuer des Sinbad war auch wahnsinnig schön. Keine Ahnung, wie sie diese Puppen so motorisieren, dass sie sich natürlich bewegen und dabei noch richtige Mimik und Gestik zeigen! Neben dem „Indiana Jones“ Teil mit riesigem Maya Tempel und Vulkan gab es auch noch einen Nachbau des Marine Institutes von „Findet Dory“.

Hoch oben über dem Park fuhr eine elektrische Bahn im Stil der Jahrhundertwende, mit der man den Park umrunden konnte, genauso wie mit den Steamboats auf den Wasserstraßen, die den Park durchziehen. Gegen Abend kam durch die Beleuchtung eine tolle Atmosphäre auf. Lichterketten soweit das Auge reicht. Das Unterwasserschloss von „Arielle“ glitzerte und leuchtete in tollen Farben. Das perfekte Wetter trug seinen Teil zum Zauber bei.

Das Toyville, das der „Toy Story“ Welt gewidmet wurde, war unser letztes Fahrgeschäft. Hier konnte man interaktiv in 3D auf Zielscheiben schießen und Punkte sammeln, während man durch verschiedene Kulissen gefahren wurde. Die drei ganz großen Achterbahnen haben wir schweren Herzens auslassen müssen, denn die hatten alle den ganzen Tag lang eine Wartezeit von 2 Stunden! Woher wir das wussten? Natürlich weil es für den Park eine App fürs Handy gibt, die einem nicht nur zeigt wo sich was befindet, sondern auch wie lange man an welcher Attraktion ansteht und wann welche Show gezeigt wird. Alleine um den riesigen Park einmal ablaufen zu können brauchten wir den ganzen Tag (wir haben mal wieder die 20.000 Schritte geknackt!), deswegen sind wir nichts über 20 Minuten Wartezeit gefahren. Wir haben aber auch nicht das Gefühl, etwas verpasst zu haben. Im Gegenteil! Alles war so groß, viel und beeindruckend das man förmlich erschlagen wurde. Im positiven Sinne natürlich 🙂

Die Show am Abend auf dem See am Hauptplatz war auch spektakulär. Sänger und Tänzer auf Booten mit riesigen Animationen und Leinwänden performten noch einmal die schönsten Disneyhits. Dazu gab es im Hintergrund eine Lichtershow, Filmausschnitte, Wasserfontänen und Feuerwerk! Hier wurde echt nochmal alles aufgefahren, was Disney zu bieten hat! Am Ende des Tages gab es noch eine schönes buntes Feuerwerk zu bestaunen. Glücklich und selig sind wir herausgestolpert und können nur sagen: Wow! Danke Disney, wir hatten wirklich einen „Magical Day“!

Die Partnerlook T- Shirts, zu denen ich mich Dank der Japaner fast hätte hinreissen lassen, haben wir am Ende dann doch nicht gekauft. Chrisˋ Größe war leider schon ausverkauft. Vielleicht auch besser so 😉