12. Tag (Sonntag, 10. September 2023)

Wir sind früh aufgebrochen, weil wir wieder eine lange Fahrt vor uns hatten. Schweren Herzens haben wir uns von den zwei süßen Hundewelpen verabschiedet. Unsere Gastgeber waren leider gerade nicht da, deswegen haben wir uns nur von der Tochter verabschieden können. Der Besitzer war besonders süß zu uns und hat mir beim Frühstücken immer ein weißes Blümchen gepflückt und hinters Ohr gesteckt. Damit sei ich, Zitat er: “ a real Island Girl.“ Chris hat noch das Tuktuk geölt und los ging es! Wieder 4 Stunden im Tuktuk! Es geht einfach nicht schnell voran mit diesem Gefährt! Aber nachdem wir die bergige Gegend um Ella verlassen hatten, ging es nur noch flach geradeaus. Auch mal wieder schön 🙂 Wir sind an vielen Feldern Büffelherden vorbeigefahren. Wir sind sogar in einen Viehtrieb hineingeraten! So ein Büffel sieht schon ganz schön groß aus, wenn er direkt neben deinem Tuktuk läuft! Irgendwann rochen, schmeckten und sahen wir dann auch das Meer! Das hat uns hier schon noch gefehlt!

Wir dachten ja eigentlich, wir hätten uns nach fast 2 Wochen in diesem Land wettertechnisch aklimatisiert, aber hier herrschen nochmal ganz andere Bedingungen. Es regnet immer mal wieder kurz und heftig, danach kommt direkt die Sonne wieder raus. Es hat fast 30 Grad und eine Luftfeuchtigkeit die definitiv über 80 % liegen muss. Fühlt sich an, als würde man in einem Erlebnisbad die Tür zur Dampfsauna aufmachen. Spätestens jetzt macht schminken oder Haare offen tragen selbst für mich keinen Sinn mehr! (Ich schminke mich allerdings schon seit einer Woche kaum noch! Ging schneller und besser als ich dachte!)

Auf der Suche nach unserer neuen Unterkunft haben wir wieder unglaubliche Straßenverhältnisse passiert! Langsam fragen wir uns, ob wir ein besonderes Händchen für die abgelegensten und am schwierigsten zu erreichenden Unterkünfte haben, oder ob das Standart in Sri Lanka ist.

Nachdem wir uns nochmal verfahren hatten, kamen wir irgendwann über sehr enge und fast zugewachsene Straßen, die nur aus Matsch bestanden, unten am Strand raus (vor dem Weg, den wir in Ella fahren mussten, hätten wir uns das nie getraut!). Eine 30 Meter lange Metalltreppe führte hoch zu einem Restaurant und dann noch weiter. Dort oben war unsere Unterkunft und wie sich herausstellte auch ein Weg fürs Tuktuk, der obenrum führte. Ich fand unseren sehr netten Host, der fuhr mit Chris mit und zeigte ihm den anderen Weg. Nachdem ich dann die Metalltreppe ein drittes Mal hochgeklettert war (einmal um die Unterkunft zu finden, dann zusammen mit dem Host wieder runter und wieder hoch, um dort auf die beiden zu warten), habe ich mich beinahe in meine Bestandteile aufgelöst. Ich weiß nicht, ob ich in meinem ganzen Leben schon mal so viel geschwitzt habe wie an diesem Tag!

Nachdem wir uns häuslich eingerichtet hatten und unsere Wäsche noch zum Gastgeber rüber gebracht hatten (die bieten glücklicherweise einen Wäscheservice an), sind wir nochmal runter in den Ort gefahren, um etwas zu Essen. Eigentlich wollten wir wieder zurück sein, bevor es dunkel wird und dann vielleicht noch zum Strand hinunter. Man hört wahrscheinlich schon raus, dass es nicht so geklappt hat wie geplant…. Viele Restaurants waren gar nicht geöffnet (wir hoffen, es lag am Sonntag). Unser Gastgeber meinte allerdings schon, dass gerade Offseason ist. Wir sind auch seine einzigen Gäste im Moment. Gefühlt waren wir auch in dem ganzen Ort die einzigen Touristen! Bei dem Regen und der Luftfeuchtigkeit verstehe ich jetzt auch, warum der Süden zu dieser Jahreszeit nicht so empfohlen wird. Aber egal, jetzt sind wir hier und ein Restaurant, das geöffnet war, fand sich dann auch irgendwann. Sehr netter Kellner, der ohne Witz schon 40 Minuten gebraucht hat, bis er unsere Getränke brachte! Wir waren die einzigen Gäste und haben in der Zwischenzeit schon 2 Flaschen Wasser getrunken. Das Essen kam auch wirklich erst nach fast 1,5 Stunden. Wir waren so schwitzig, genervt, müde und hungrig nach der Anfahrt, dass wir echt dachten, jemand hätte irgendwo eine Kamera versteckt! Zu seiner Entschuldigung muss ich allerdings sagen, dass das Essen fantastisch lecker war. Er hat uns so viel aufgetischt und teilweise sogar nochmal nachgefüllt, dass es uns am Ende beinahe wieder zu den Ohren rausgelaufen wäre.

Satt und friedlicher gestimmt wollten wir fast schon los (inzwischen war es natürlich schon längst dunkel), als es so heftig zu regnen anfing, wie ich es noch nie erlebt hatte! Das Wasser stand einige Zentimeter hoch auf der Straße. Es dauerte über 20 Minuten, dann wurde der Regen langsam weniger (wir bekamen währenddessen noch einen leckeren Tee serviert). Wir beschlossen, noch Getränke zu kaufen und nach diesem Tag gönnten wir uns noch eine Flasche Rotwein. Auf dem Weg zurück zur Unterkunft fing es dann wieder recht stark an zu regnen. Im Dunkeln mit dem schlechten Licht vom Tuktuk war die Fahrt echt kein Spaß! Man muss dazu sagen, dass die Wege zur Unterkunft bei Google Maps nicht mal existieren. Wir sind also blind nach dem gefahren, woran sich Chris noch erinnern konnte, als er nachmittags mit dem Host zusammen hochgefahren ist. Am Ende sind wir in einen falschen Weg eingebogen und standen bei irgendjemandem im Garten. Es ging nicht weiter und Chris stand bis zu den  Schienbeinen im Wasser, um das Tuktuk zu wenden (der Rückwärtsgang geht übrigens nicht mehr). Irgendwann wussten wir überhaupt nicht mehr, wo wir waren und das Tuktuk fuhr sich immer tiefer im Matsch fest. Als wir schon fast aufgeben wollten, tauchte plötzlich unser Gastgeber mit einer Taschenlampe und Schirm auf und lotste uns aufs richtige Gelände. Er hatte das Geräusch eines Tuktuks gehört und wollte mal nachsehen. Was für ein Glück! Er kam echt genau im richtigen Moment. Wir hätten die richtige Einfahrt nie mehr gefunden.

Nach einer Dusche und ein paar Schluck Rotwein (wir mussten aus der Flasche trinken, weil wir keine Gläser hatten) konnten wir dann auch drüber lachen. Wir hatten noch einen schönen Abend auf unserer Terrasse und Chris hatte auch endlich mal die Travelguitar ausgepackt. Dieser Tag wird, vielleicht gerade weil nichts so richtig gut gelaufen ist, bestimmt auch mal eine schöne Reiseanekdote. Wir hoffen einfach mal auf besseres Wetter für morgen!

13. Tag (Montag, 11. September 2023)

Wir haben super gut geschlafen! Das Bett ist sehr bequem und groß! Wir machten den Vorhang auf und siehe da: Sonnenschein 🙂 hoffentlich bleibt es so! Zum frühstücken sind wir runter ins Restaurant. Es war sehr lecker und für mich gabs extra Dosa (Pfannkuchen aus Reis und Bohnen) mit Kokosblütenzucker gefüllt. Sehr lecker! Während wir da so sitzen und essen, fängt es innerhalb von 3 Sekunden zu regnen an. Es ist echt unglaublich hier! Das Wasser schießt dann auch die Dächer runter als hätte man es Eimerweise darüber ausgeleert. 5 Minuten später war das Ganze Spektakel auch schon wieder vorbei und die Sonne hat wieder geschienen, als wäre nichts gewesen. So extreme Wetterumschwünge haben wir echt noch nie erlebt. Jeder Regenschauer fühlt sich wie ein frischer Saunaaufguss an. Schon vom Frühstücken ins Schwitzen gekommen, sind wir noch kurz runter zum Strand. Gestern kamen wir ja gar nicht dazu und einen privaten Strandzugang zu haben ist schon auch echt ne tolle Sache.

Anschließend haben wir uns auf den Weg zu einem Leuchtturm nach Dondra gemacht. Es war fast nichts los und Eintritt mussten wir auch nicht bezahlen. Die Nebensaison bringt neben Regen doch auch Vorteile. Dank einer Schautafel fanden wir auch heraus, dass wir uns hier am südlichsten Punkt von Sri Lanka befinden. Ein paar Fotos und Flugaufnahmen später, waren wir schon wieder so durchgeschwitzt und fertig, dass wir beschlossen, wieder zurück zur Unterkunft zu fahren und noch an den Strand zu gehen. Das haben wir dann auch gemacht. Es war toll durch die heranrollenden Wellen zu laufen. Die Sonne kam nochmal richtig raus und auch dort waren wir ganz unter uns. Jede Art von Aktivität ist hier sehr schweißtreibend, deswegen ruhen wir uns jetzt erstmal ein bisschen aus und heute Abend bleiben wir hier und Essen bei unserm Host. Der kocht auf Wunsch für uns im Restaurant, obwohl wir die einzigen Gäste sind. Gar nicht so schlecht dieses einsame VIP Gefühl. Hier kann man auf jeden Fall noch ein bisschen abschalten, bevor unsere Reise weiter geht.

14. Tag (Dienstag, 12. September 2023)

Auch heute war das Wetter wieder super gut! Langsam aklimatisieren wir auch hier und brechen nicht schon vom blinzeln sofort in Schweiß aus. Den heutigen Eintrag möchte ich mal den ganzen Tieren widmen, die uns hier schon begegnet sind. Besonders hier, in der Unterkunft in Talalla ist ganz schön was los! Direkt neben unserem Bungalow steht ein riesiger Baum. Darin lebt eine Affenfamilie. Wie viele es genau sind konnten wir nicht zählen, aber sie marschieren alle munter durch unseren Vorgarten und springen auf unserem Dach herum, während sie die Früchte vom Baum ernten. Wer weiß, ob wir Affen nochmal so nah kommen! Bis jetzt hatten wir mit ihnen nur am Straßenrand das Vergnügen. Da waren sie aber viel schreckhafter und sind schnell abgehauen, sobald man ein bisschen näher kam. Wenn man hier ruhig auf der Terrasse sitzen bleibt, laufen sie wirklich in 2 Meter Entfernung an einem vorbei.

Es gibt auch Warane bei uns im Garten. Die sind gar nicht mal so klein. Der, den wir heute gesehen haben, war mit Schwanz gut einen Meter lang. Die flüchten aber auch eher, wenn man ihnen zu nahe kommt und sie können wirklich schnell rennen! Am Strand haben wir auch schon diverse Krabbeltierchen entdeckt! Fast schwarze Krebse verstecken sich auf den dunklen Felsen am Strandufer. Auf den ersten Blick entdeckt man sie nicht gleich, weil sie so gut getarnt sind. An einem anderen Strandabschnitt haben wir heute Nachmittag auch mehrere Seeigel zwischen den Felsen entdeckt. Die süßen kleinen Einsiedlerkrebse findet man hier an jedem Strand in allen Größen. Mit ihren Muschel- oder Schneckenhäuschen krabbeln sie im Sand herum. Hunde sind hier sowieso überall. Man kann eigentlich gar keine 3 Meter laufen oder fahren, ohne irgendeinen Hund zu sehen bzw. einem ausweichen zu müssen.

Ich hatte zu Anfang mal erwähnt, dass sie gerne mitten auf der Straße liegen und schlafen. Das ist immer noch der Fall! In jedem Ort, durch den wir bis jetzt gefahren sind, sitzen und liegen sie mitten auf dem Weg. Sie scheinen auch das beliebteste Haustier zu sein, denn neben den hunderten Streunern, die wir sehen, hat auch fast jeder Singhalese einen Hund als Haustier. Auch hier am Strand haben wir schon Bekanntschaft mit zwei Hunden gemacht. Wie Wachmänner haben sie uns beim Spaziergang begleitet. Als wir uns hingesetzt haben, sind sie neben uns sitzen geblieben und haben jedes Mal Alarm geschlagen, wenn jemand an uns vorbeigegangen ist. Die singhalesischen Hunde scheinen die geborenen Wachhunde zu sein! Ansonsten sind sie aber sehr friedlich, freundlich und eher zurückhaltend. Sie merken schnell, wenn man kein Interesse zeigt, und laufen dann einfach weiter. Angst vor den Hunden hatten wir bisher noch gar nicht. Eher Mitleid mit vielen Straßenhunden, denn einige davon sind in einem erbarmungswürdigen Zustand.

Man sieht vielen an, dass sie unterernährt sind und Krankheiten haben. Um Hunde, die für sie als Haustiere gelten, kümmern sich die Singhalesen hingegen fürsorglicher. Sobald die Dämmerung einsetzt, kommen noch andere tolle Tiere aus ihren Verstecken! Kleine Fledermäuse, die blitzschnell und geräuschlos nach Insekten jagen und große Flughunde! Anfangs dachten wir noch, es wären Vögel, weil wir nicht glauben konnten, dass sie so groß werden. Der singhalesische Flughund erreicht eine Flügelspannweite von bis zu einem Meter. Das sind sehr faszinierende Tiere, vor denen man überhaupt keine Angst haben muss, weil sie sich nur von Früchten ernähren.

Eine gruselige Sache ist uns heute auch noch passiert! Wir sind zu unserem Tuktuk und haben erstmal die Regenverkleidung abmontiert, weil seit gestern ja endlich wieder schönes Wetter herrscht. Wir fahren schon so 15 Minuten, da sehe ich links innen am Tuktukdach die größte Spinne klettern, die ich jemals gesehen habe. Wenn ich groß sage dann meine ich Handgroß!!! (und zwar die ganze Hand inklusive Finger!) Irgendwie konnte ich noch ruhig sagen: „Schatz fahr jetzt sofort links ran und bleib stehen. Sofort!“ Ich glaube an meinem Tonfall war schon zu hören, dass ich es Ernst meine. Ich bin rechts raus über die Seitenverkleidung aus dem Tuktuk gesprungen und meinte zu Chris nur: „Spinne! Riesige Spinne! Steig rechts aus!“ So gegruselt hat es mich noch nie! Vor allem, wenn man sich vorstellt, dass sie schon die ganze Zeit im Tuktuk war und bei jeder Bodenwelle auf uns drauffallen hätte können! Wahh!! Sie ist dann auch hektisch zur linken Seite gekrabbelt und war nicht mehr gesehen. Wir haben noch 5 Minuten lang das Tuktuk inspiziert, um sicher zu gehen, dass sie wirklich raus war. Die Einheimischen um uns rum sind teilweise stehen geblieben und haben sich wahrscheinlich gefragt, was die verrückten Touries wohl jetzt wieder machen! Oh Mann, was für eine Aufregung, zumal ich 5 Minuten später ein Blatt in meinem Fußraum für die Spinne gehalten habe, wir panisch nochmal angehalten haben und das ganze Spielchen von vorne losging!

Danach wars dann aber gut und wir sind an einen Strandabschnitt im Nachbarort Dickwella gefahren. Angeblich kann man da Schildkröten sehen! Vor Ort stellte sich aber heraus, dass ein Einheimischer sie dort mit Seegras anlockt und man als Tourist natürlich Geld bezahlen muss, um sie zu füttern bzw. zu sehen. Das war uns dann doch zu doof. Irgendwann beim Tauchen werden wir bestimmt auch nochmal Schildkröten sehen. Ansonsten gibt es hier noch jede Menge zwitschernde und zirpende Tiere in den Bäumen, die wir noch nicht zu Gesicht bekommen haben, aber jeden Tag hören 🙂

Morgen früh gehts dann zu unserem letzten Stopp. Nochmal an den Strand nach Bentota. Von da aus haben wir es dann auch nicht mehr so weit nach Colombo zurück, denn übermorgen geht schon unser Flug weiter nach Kuala Lumpur. In Bentota werden wir uns morgen Nachmittag noch mit Christina, der Gründerin des Dog Passion/ Dog Orphanage Sri Lanka treffen. Sie setzt sich für die vielen Straßenhunde hierzulande ein. Wir sind gespannt, was sie uns erzählen wird und werden das Ganze auch wieder filmisch begleiten.

Dafür müssen wir morgen wieder früh los, denn bis Bentota ist es nochmal ein Stückchen.

15. Tag (Mittwoch, 13. September 2023)

Die Fahrt nach Bentota ging zügig und wir hatten noch Zeit, nach dem Einchecken unter die Dusche zu springen. Falls es überhaupt möglich ist, ist es hier sogar noch heißer und schwüler als in Talalla. Im Anschluss sind wir zu unserem Treffen mit Christina gefahren. Eine aus Franken stammende Frau, die vor ein paar Jahren nach Sri Lanka gekommen ist und dort anfing, sich um die Straßenhunde zu kümmern. Mittlerweile hat sie rund 300 Hunde auf 3 verschiedene Standorte verteilt in ihrer Obhut. Sie strahlt sehr viel Leidenschaft und Begeisterung für etwas aus, das ihr sehr am Herzen liegt: Hunde. Sie zeigte uns zuerst den Standort am Strand in Bentota. Dort wurden wir mit viel Gebell und wedelnden Schwänzen begrüßt! Die Hunde erkennen Christina auch sofort und wollen alle von ihr gestreichelt und begrüßt werden. Auf der Anlage gibt es viel Auslauf, einen leerstehenden Rohbau, den die Hunde schon voll in Beschlag genommen haben, eine Küche, in der das Futter für die Hunde zubereitet wird und einen Zugang zum Fluß, wo sie – wenn Zeit ist – mit den Hunden eine Runde Baden geht. Ungefähr 60 Hunde sind hier untergebracht. Unterstützt wird sie hier von 2 Mitarbeitern, die sich um die Tiere kümmern.

Nach dem Interview zeigte sie uns noch die zwei anderen Standorte. Zuerst den in Kalawila. Hier, abgelegen zwischen Kautschukplantagen, sind die meisten Hunde untergebracht. Auf mehrere Areale verteilt (alles selber gebaut) sind die Hunde nach Alter und Geschlecht aufgeteilt. Erneut war die Begrüßung laut und die Freude groß, als Christina in die Gehege ging. Auch hier hat sie viele Helfer, die sie unterstützen, Medizin verabreichen, usw., denn hier leben auch Hunde mit Behinderungen oder Krankheiten, die spezielle Fürsorge brauchen. Es war für uns nicht immer einfach, besonders die kranken Tiere zu sehen. Ein Hund lebt seit einer Infektion, die lange nicht heilen wollte, mit einer offenen Stelle am Schädel. Er ist munter und fröhlich und sucht wie die anderen Hunde besonders den Kontakt und die Aufmerksamkeit von Christina. Man spürt, dass sie zu jedem Tier eine Verbindung hat. Sie kennt von jedem Hund die Vorgeschichte und weiß, wann und wie sie ihn gefunden und gerettet hat. Es ist gleichzeitig schrecklich und ermutigend, zu hören, was sie erzählt. Vielen Hunden hat sie schon ein neues Leben und eine zweite Chance geschenkt.

Natürlich kann auch sie nicht immer helfen und man spürt, dass ihr auch nach so vielen Jahren jeder Fall nahe geht, besonders wenn sie nichts mehr tun kann. Sie sagt, dass es ihr lieber ist, dass ein Hund in ihrer Obhut stirbt und sie es wenigstens versucht hat, bevor er auf der Straße qualvoll verenden muss. Ich muss sie für ihr Engagement und ihre positive Einstellung einfach bewundern. Besonders nach den vielen Geschichten über die schlechte Haltung von Hunden durch die Einheimischen. Sie leistet auch sehr viel Aufklärungsarbeit, denn wie schon bei den Elefanten fehlt den Singhalesen oft auch das Verständnis für artgerechte Haltung von Hunden. Trotzdem liebt sie das Land und hat hier ihre neue Heimat gefunden.

Zum Schluss hat sie uns noch die Hunde in Maha Induruwa gezeigt. In einem leerstehenden Haus mit dazugehörigem Garten leben die besonderen Härtefälle. Wir begegnen Hunden mit starken Behinderungen, für die besondere Fürsorge benötigt wird. Hier befinden sich auch Hunde mit verkümmerten oder nicht vorhandenen Hinterläufen, für die es auch Rollatoren gibt – wobei wir immer wieder erstaunt waren, wie mobil gerade die eingeschränktesten Tiere waren.

Sie strahlen so viel Lebensfreude und Energie aus und bewegen sich teilweise so flink mit den anderen Hunden mit, dass man zweimal hinsehen musste, um zu erkennen, dass eine Einschränkung vorliegt. Auch frisch operierte Hunde und Hunde, die sich von Verletzungen erholen müssen oder grundsätzlich viel Ruhe und Pflege brauchen sind hier. Sie haben im Haus – in Einzelzimmern abgeschottet vom Rest – die Möglichkeit sich zu erholen. Extremfälle nimmt Christina auch mit zu sich nach Hause und verbringt dort auch öfter mal die ein oder andere schlaflose Nacht bei der Pflege. Im Moment hat sie dort einen Hund, den sie schwer verletzt unter Müll vergraben, voll mit Maden und Ameisen gefunden hat. Die Chancen für diesen Hund stehen nicht sehr gut, aber sie scheint nie aufzugeben. Für sie ist das Leben jedes Hundes gleich wertvoll, egal in welchem Zustand er sich befindet.

Natürlich muss auch sie mit Frustration und Rückschlägen umgehen. Sie erzählte uns von mehreren Vergiftungsfällen vor zwei bis drei Jahren. Dabei verlor sie 30 Hunde, weil Giftköder über den Zaun in den Shelter geworfen wurden. Man spürt, wie sehr sie dieser Vorfall bis heute beschäftigt. Nach den Geschehnissen hat sie nochmal Land gekauft, um die Hunde umsiedeln zu können, sollte es nochmal zu Anschlägen gegen die Tiere kommen. Auf dem Rückweg zeigte sie uns noch ein verlassenes Gelände, auf dem sie vor ein paar Tagen zwei Welpen gesichtet hat, die sehr abgemagert aussahen. Von der Mutter fehlt jede Spur. Sie wollten sich nicht fangen lassen, deswegen stellt ihnen Christina seit ein paar Tagen Futter und Wasser an den Zaun und hofft, die beiden noch aufnehmen zu können, bevor sie auf die Straße laufen oder verhungern. Ihre Arbeit hat sicherlich auch ihre Schattenseiten und kostet sie oft schlaflose Nächte, doch sie bestätigt, was man sofort spürt wenn man sie kennenlernt: Sie hat hier ihre Passion gefunden und ist mit ganzem Herzen dabei.

Wir hatten einen intensiven und lehrreichen Tag mit ihr und den Hunden. Das gefilmte Material stellen wir ihr und ihrer Organisation natürlich wieder kostenlos zur Verfügung und die Idee, daraus am Ende eine Art Dokumentation über Tierhilfsorganistationen rund um die Welt zu machen, steht auch mittlerweile fest. Damit endet eigentlich auch schon unsere Zeit auf Sri Lanka. Morgen gehts zurück nach Colombo, dort geben wir unser Tuktuk zurück und dann ab zum Flughafen und auf nach Kuala Lumpur.

16. Tag (Donnerstag, 14. September 2023)

Bye bye Sri Lanka! Heute sind wir von Bentota zurück nach Colombo gefahren, haben unseren kleinen grünen Flitzer abgegeben und sind netterweise noch vom Tuktuk Rental zum Flughafen gefahren worden. Ich habe mir überlegt, zum Abschluss für jedes Land eine kleine Zusammenfassung zu schreiben: Was wir besonders mit dem Land/Ort verbinden und unsere persönlichen Pros und Contras.

Sri Lanka ist für uns:

> Gastfreundliche und hilfsbereite Menschen

> Warmes Klima und tropische Pflanzen

> Abwechslungsreiche Landschaften

> Frauen mit langen dunklen Haaren (Kurzhaarschnitte hab ich nirgens gesehen)

> Tolles Essen

> Rauchgeruch von Holzkohlefeuern

> Verrückter Verkehr

> Viele wilde Tiere

> Auffallend viele Nippon Paint Läden

> Eine einfachere und noch ursprünglichere Lebensweise

> Nur Bares ist Wahres! (kaum Kreditkartenzahlung möglich)

Pros:

+ Unser Lieblingsessen: Dosa, Kottu, Wambatu Moju, Coconut Sambol

+ Tuktuk fahren (hat so seine Tücken, macht aber auch mega Spaß)

+ Unkompliziert zu bereisen

+ Günstige Preise für Unterkünfte und Essen

+ Auf Regen folgt immer wieder schnell Sonnenschein

Cons:

– Wenn wir angesprochen wurden, wurde nur mit Chris geredet. Gerade mir kam es oft so vor, als hätte man als Frau in Sri Lanka grundsätzlich keine Sprechrolle und käme an zweiter Stelle. Chris bekam in 95 % Prozent der Fälle auch immer zuerst das Getränk und Essen und ich erst dannach. Es wurde auch immer nur er gefragt, ob es schmeckt hat, oder ob schon abgeräumt werden dürfte. Sehr selten wurde ich überhaupt angesehen bzw. auch gefragt oder mal zuerst bedient. Mag vielleicht so in der Kultur gehandhabt werden, aber natürlich fällt mir das als deutsche, selbstständige Frau auf. Am lustigsten fand ich eigentlich, dass selbst wenn ich bezahlt habe, das Wechselgeld und die Rechnung trotzdem ihm gegeben wurden und nicht mir.

– Mir ist auch sehr stark aufgefallen, dass auf allen Werbeplakaten, egal ob für Lebensmittel, Beauty oder Sonstiges, die abgebildeten Menschen meist Weiße waren. Wenn überhaupt Einheimische gezeigt wurden, dann mit deutlich aufgehellter Haut. Bei Männern sah man das nicht so extrem, die Frauen hatten aber meist komplett weiße Haut per Filter oder Überbelichtung. Besonders deutlich fiel mir das bei Werbung für Frauenprodukte, Schönheitssalons oder Brautläden/-ausstattung auf. Das fand ich sehr befremdlich, denn niemand in dem Land hatte auch nur annähernd die Hautfarbe, die man auf den Plakaten zu sehen bekam. Anscheinend ist es immer noch ein extremes Schönheitsideal, das hier bedient wird.

– Wir fühlten uns oft sehr „angegafft“, selbst in Regionen, die vom Tourismus leben. Natürlich fällt der große, schneeweiße Chris mit Glatze und rotem Bart auf. Auch meine blonden Haare scheinen bei den Asiaten nie ihren Zauber zu verlieren. Wir sind aber sicherlich nicht die ersten Touristen mit diesem Aussehen, die die Einheimischen hier zu Gesicht bekommen haben. Trotzdem hatten wir doch sehr oft das Gefühl, als wären wir gerade mit einem Ufo vom Mars gelandet.